"Central Park" in München: Grünstreifen gegen Hitzekollaps

Der BUND stellt eine spektakuläre Vision vor. So könnte auf der Sonnenstraße eine Flaniermeile mit viel weniger Autoverkehr entstehen - auch um die Megahitze zu vermeiden.
Hüseyin Ince
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
33  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Mit etwa 15 Jahren Bauzeit rechnet der BUND, falls München die Vision "Munich Central Park" auf der Sonnenstraße realisieren würde. Eine Kostenanalyse fand bisher nicht statt. Es wäre aber wohl eine massive Investition. "Mit 15 bis 20 Millionen wäre es sicher nicht getan", sagt Martin Hänsel vom BUND.
Mit etwa 15 Jahren Bauzeit rechnet der BUND, falls München die Vision "Munich Central Park" auf der Sonnenstraße realisieren würde. Eine Kostenanalyse fand bisher nicht statt. Es wäre aber wohl eine massive Investition. "Mit 15 bis 20 Millionen wäre es sicher nicht getan", sagt Martin Hänsel vom BUND. © Visualisierung: FairFleet

München - Martin Hänsel hatte vor anderthalb Jahren einen Schlüsselmoment. Der begeisterte Radler und Vize-Chef des bayerischen Bund Naturschutz stellte fest, dass die Sonnenstraße teils menschenfeindlich ist, mit bis zu fünf Fahrstreifen für Autos, Lärm und mit den teils sehr schmalen Radlstreifen.

Hinzu kam, dass seine Nachbarn von ihrer Angst erzählten. "Die Tochter des Paares geht in die Grundschule. Und obwohl sie bereits recht gut radeln kann, lassen sie sie nicht alleine fahren, aus Angst vor der Sonnenstraße", sagt Hänsel immer noch fassungslos.

Katharina Horn und Martin Hänsel vom Verein BUND Naturschutz stehen auf dem heutigen Grünstreifen der Sonnenstraße.
Katharina Horn und Martin Hänsel vom Verein BUND Naturschutz stehen auf dem heutigen Grünstreifen der Sonnenstraße. © Daniel von Loeper

Sonnenstraße: Keine Sitzgelegenheiten, wenig Schatten

Zudem stellte er fest, dass seine eigenen Eltern die Sonnenstraße meiden. "Keine Sitzgelegenheiten, wenig Schatten. Da ist es doch klar, dass sich Senioren nicht mehr auf so eine Straße trauen", sagt Hänsel. Und der Gedanke, dass die Aufteilung der Sonnenstraße vor allem Eltern mit Kindern sowie Senioren von diesem Teil der Stadt fernhalte, verstärkte sich bei Hänsel immer mehr.

Also machte sich Hänsel Gedanken. Der letzte Motivationsschub, den er brauchte, um eine neue Idee für die Gestaltung der Sonnenstraße anzustoßen, war eine Klimaprognose. Gemeinsam mit seiner Kollegin Katharina Horn vom BUND stellte er gestern diese verstörende Vorausschau vor, im vierten Stock der Sonnenstraße 21a.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Klimaanalyse: Bald 38 Grad im Münchner Sommer?

Die TU München hatte eine Stadtklimaanalyse verfasst, zwischen 2016 und 2018. Demnach gab es bereits damals Sommertage, an denen auf der Sonnenstraße bis zu 38 Grad Celsius gemessen wurden. "Und die Prognose dieser Studie lautet: Würde man nichts ändern, könnte diese Maximaltemperatur an künftigen Sommertagen sogar um acht Grad steigen", sagt Horn.

Das liege vor allem an den fehlenden, zusammenhängenden Grünflächen zwischen dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus und dem Sendlinger Tor. "Wir können ja nicht auf einer so breiten Fläche wie der Sonnenstraße anfangen, Bettlaken von Dach zu Dach zu spannen, wie in Sevilla", sagt sie. Dort sei das eine gängige Methode, um den Menschen bei starker Hitze Schatten zu spenden.

Das nördliche Drittel des angedachten Mega-Grünstreifens, von der Brienner Straße bis zum Sendlinger Tor.
Das nördliche Drittel des angedachten Mega-Grünstreifens, von der Brienner Straße bis zum Sendlinger Tor. © Plan: BUND

Mit diesem ganzen Hintergrund beauftragte der BUND daher den Hamburger Künstler und Verkehrswendeaktivisten Jan Kamensky. Er entwarf im vergangenen Jahr diese Vision eines "Munich Central Parks", also eines Innenstadtparks zwischen Sendlinger Tor und Brienner Straße. Landschaftsplaner überprüften laut BUND die Idee auf ihre Realisierbarkeit.

Kern der Vision wäre ein neu gestalteter Mittelstreifen der Sonnenstraße. Hier wären keine Tramgleise mehr. Sie würden auf die Seite wandern. Stattdessen stünden hier etwa 500 bis 700 Bäume extra, die Schatten spenden und zum Flanieren einladen. Spielplätze und Sitzgelegenheiten gäbe es auch.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Üppige Radlstreifen, spielende Kinder

Die bis zu fünfspurige Fahrbahn würde auf jeweils eine Spur reduziert werden. Radlstreifen (auf dem Hauptfoto rot) bekämen dafür üppig Raum. "Man könnte sogar ein drittes Tramgleis verlegen, um den Nahverkehr zu stärken", sagt Hänsel. Bis zu 30 Meter breit wäre dann der Grünstreifen, auf dem Kinder spielen und Senioren flanieren.

Blick in Richtung Sendlinger Tor.
Blick in Richtung Sendlinger Tor. © Visualisierung: FairFleet

Ob man Sorge vor dem Kollaps des Autoverkehrs und vor Megastaus habe? "Schon jetzt ist der Verkehr auf bis zu zwei Streifen reduziert, wegen der Baustelle am Sendlinger Tor", sagt Horn. Und das funktioniere auch. Aber klar sei, so Hänsel, "dass eine derartige Umgestaltung all diejenigen treffen würde, die nicht zwingend auf das Auto angewiesen sind."

Taxis, Lieferverkehr, Einsatzfahrzeuge, sowie Menschen mit Handicap oder ohne Alternative könnten natürlich weiterhin auf der Sonnenstraße das eigene Auto nutzen.

Lade TED
 
Umfrage wird geladen, bitte warten...
 
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
33 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • ChrisS am 24.03.2022 09:10 Uhr / Bewertung:

    der Verkehr fließt dann unterirdisch, durch einen Tunnel? Wo gerade Gründe und SPD den genehmigten Tunnel im Englischen Garten wieder blockiert haben?

  • Angelina am 23.03.2022 10:59 Uhr / Bewertung:

    Immer wieder neuen Blödsinn ausdenken, anstatt sich erst mal um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern. Erst sollen mal die Schulen saniert werden, dann die Ausstattung endlich mal in Angriff genommen werden etc.! Mich nervt es langsam, dass unser Steuergeld mit solchen unrealisierbaren Mist verbraten wird und für die Kinder wird nichts gemacht. Wer sitzt denn da oben und denkt sich sowas aus? Kein Geld für Rentner, Kinder, Kranke usw, aber für sowas ist es plötzlich da, oder wie?

  • doket am 23.03.2022 14:57 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Angelina

    In Investitionen in Schulen und Kitas floß 2021 fast die Hälfte des städtischen Investitionsvolumens, ca. 770 Millionen Euro. Sie sollten Ihre Wahrnehmung justieren.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.