Anwohner empören sich: Baut die MVG völlig unnötig an einer neuen Trambahn in München?

In Schwabing lässt die MVG Bäume untersuchen, um die Nordtangente zu bauen. Dabei liegt das Projekt für die Tram durch den Englischen Garten in München derzeit auf Eis. Anwohner wehren sich.
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Durch Franz-Joseph-Straße soll die Tram fahren. Die MVG lässt deshalb Bäume untersuchen. Die Anwohner sind entsetzt. Schließlich hat der Freistaat das Projekt beendet.
Durch Franz-Joseph-Straße soll die Tram fahren. Die MVG lässt deshalb Bäume untersuchen. Die Anwohner sind entsetzt. Schließlich hat der Freistaat das Projekt beendet. © Bernd Wackerbauer

München – Ihren Laden nennt Sabine Falkenberg das "kleinste Kaufhaus der Stadt", weil man dort von Schokolade bis zur Kaffeemaschine alles kaufen kann. Durch ihre großen Schaufenster kann sie gut beobachten, was auf der Franz-Joseph-Straße los ist. Deshalb ist ihr am Wochenende auch aufgefallen, dass dort Arbeiter Löcher in die Erde gruben, dort, wo die Bäume ihre Wurzeln schlagen. Sie sah, dass in der Straße plötzlich Halte-Verbotsschilder standen. Da kam ihr und ihrem Mann Michael Fröschl ein Verdacht: Womöglich will die Stadt in ihrer Straße Tatsachen schaffen.

Durch die Franz-Joseph-Straße soll ein Stück der Tram Nordtangente verlaufen. Diese führt vom Elisabethmarkt bis zur Leopoldstraße, dann weiter durch den Englischen Garten bis zur S-Bahnstation in Johanniskirchen. Doch seit der Freistaat angekündigt hat, dass er keine Gleise im Englischen Garten erlauben wird, ist fraglich, ob es Sinn macht, Teile der Tram Nordtangente zu bauen oder ob sich die Stadt von diesem Projekt verabschieden muss.

So schnell wird es wohl nichts mit dem Bau der Tram-Nordtangente, die auf der Johanneskirchner Straße verlaufen und den S-Bahnhof anbinden soll – hier eine Perspektive aus der Freischützstraße. Das gesamte Projekt hat mit Problemen zu kämpfen.
So schnell wird es wohl nichts mit dem Bau der Tram-Nordtangente, die auf der Johanneskirchner Straße verlaufen und den S-Bahnhof anbinden soll – hier eine Perspektive aus der Freischützstraße. Das gesamte Projekt hat mit Problemen zu kämpfen. © Visualisierung: MVG/SWM

Nach Aus für Tram durch Englischen Garten: Anwohner sorgen sich wegen Straßenbahn-Bauprojekt in München

Sabine Falkenberg, Michael Fröschl und um die 20 weitere Anwohner fragen sich, warum die Stadt in der Franz-Joseph-Straße trotzdem einfach weitermacht. "Keiner versteht, warum hier noch mehr Steuergelder in den Wind geschossen werden", sagt Sabine Falkenberg. Ihr Mann Michael Fröschl fügt hinzu: "Alle machen sich große Sorgen um den Baumbestand." Womöglich, so die Sorge, könnten die Arbeiten das Wurzelwerk beschädigen.

Eigentlich ist Fröschl SPD-Mitglied, aber bei der Tram Nordtangente ist er eher auf der Seite der CSU. Die fordert, dass sich die Stadt mit der Absage des Freistaats an die Gartentram abfinden und über Alternativen nachdenken soll. Wie die AZ berichtete, beantragt die CSU, bestehende Gleise in der Belgrad- und Parzifalstraße zu nutzen und durch den Englischen Garten E-Busse fahren zu lassen.

Auch Michael Fröschl und Sabine Falkenberg halten das für eine gute Idee. Vor allem die Vorstellung, E-Busse zu nutzen, gefällt ihnen: "Die Lärmbelastung bei einer Tram ist groß, das ist doch nicht mehr zeitgemäß", findet Falkenberg. Außerdem würde es mit Bussen schneller und günstiger gehen, meint sie. Fröschl hat das Gefühl, dass die Stadt die Tram-Nordtangente um jeden Preis durchpressen will. Und deshalb jetzt mit den Vorbereitungen beginnt.

Durch den Englischen Garten hätten drei Linien fahren sollen: Die grüne ist die Tram Nordtangente, sie verbindet Neuhausen mit dem S-Bahnhof in Johanneskirchen. Die lilafarbene Tram 13 fährt vom Maxmonument nach Schwabing Nord. Und die blaue Tram 23 hätte das Neubaugebiet in der ehemaligen Bayernkaserne erschlossen. Alle stehen jetzt vor dem Aus.
Durch den Englischen Garten hätten drei Linien fahren sollen: Die grüne ist die Tram Nordtangente, sie verbindet Neuhausen mit dem S-Bahnhof in Johanneskirchen. Die lilafarbene Tram 13 fährt vom Maxmonument nach Schwabing Nord. Und die blaue Tram 23 hätte das Neubaugebiet in der ehemaligen Bayernkaserne erschlossen. Alle stehen jetzt vor dem Aus. © MVG

Die MVG stellt dazu klar: Bauvorbereitungen werden keine durchgeführt. Seit Montag lässt die MVG die Bäume untersuchen, um Auskunft über die Vitalität der Bäume und der Wurzeln zu erhalten.

"Diese Informationen dienen unter anderem als Grundlage für die optimale Positionierung von Fahrleitungsmasten sowie für den Erhalt möglichst vieler Bäume", antwortet ein MVG-Sprecher auf eine AZ-Anfrage.

MVG und Freistaat: Weitere Gespräche über Tram-Nordtangente und Englischer-Garten-Trasse geplant

Am geplanten Verlauf der Tram Nord-Tangente will die MVG festhalten: "Wir glauben nach wie vor daran, dass man mit dem Freistaat eine auf zutreffenden Sachverhalten basierende Diskussion über die Planunterlagen eintreten kann", schreibt die MVG.

Damit spielt er auf Folgendes an: Der Freistaat hatte als Grund für seine Ablehnung den hohen Grad der Versiegelung genannt. Im Vergleich zu heute würde die neue Trasse um 35 Prozent breiter als die Busspur, schrieb Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU). Laut MVG stimmt das nicht: Die Trasse werde nur um 15 Prozent breiter.

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Der Plan der MVG ist, den Freistaat zu einem Gespräch einzuladen. "Für Änderungsvorschläge sind wir offen und bereit, diese zu prüfen", so die MVG. Die Variante, die die CSU vorschlägt und die auch den Bürgern vor Ort gefällt, kommt allerdings für die MVG nicht in Frage. Diese Routenführung sei baulich schwierig umsetzbar und hätte nichts mit dem berechneten Nutzen der Tram-Nordtangente zu tun. Darüber hinaus wäre sie deutlich länger.

Bisher hat die MVG 5,4 Millionen in die Planungen der Tram-Nordtangente gesteckt. Hinzu kommen mehrere Millionen, die sie in die Entwicklung von Akkutrams gesteckt habe. Diese hatte die CSU beantragt.

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  • AndiN am 23.03.2024 10:33 Uhr / Bewertung:

    Die Anwohner Sorgen sich um die Wurzeln der Bäume.....ich kann das einfach alles nicht mehr ertragen.

  • Daleks am 20.03.2024 18:21 Uhr / Bewertung:

    Kann mir jemand die "Lösung" der CSU erklären ? Soweit ichs verstehe ist es: nix machen ! Denn die Strecke über die Parzivalstraße wird sowieso verwendet werden, sieht man ja auch auf der Karte im Artikel. Aber die Strecke über die Parzivalstraße macht sowieso nicht des was die Nordtangente machen soll. Nämlich den Tram-Lückenschluss vom Englischen Garten schließen.

  • Lichtzeichenanlage am 20.03.2024 23:18 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Daleks

    Genau so ist es, denn auch die vorgeschlagene Busverbindung gibt es schon in Form des Linienverbands 142/54. Die Tram-Strecke via Parzivalstr. wird ab dem nächsten Fahrplanwechsel planmäßig befahren, das steht schon lange fest. Es wurde hier also tatsächlich nichts Neues vorgeschlagen.

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