Zeitreise mit Tom Petty: 20 bezaubernde Abende und viele Gäste
Im Jahr 1997 trat Tom Petty 20 Mal in der legendären Halle Fillmore in San Francisco auf, und an einem Abend sagte er den Fans, dass das Konzert im Radio übertragen werde. Und, wie er vernuschelt hinzufügte, auch im Internet, "was immer das sein mag".
Tom Petty vor 25 Jahren: Abend für Abend wechselt das Cover-lastige Programm
Mit seinem Desinteresse an diesem neumodischen Zeug war er vor einem Vierteljahrhundert wahrlich nicht allein. Doch auch ansonsten präsentierte er sich bei der Konzertserie erklärtermaßen nicht als Mann der Zukunft, sondern der glorreichen Vergangenheit.
Zum einen natürlich der eigenen: Er und seine Heartbreakers zelebrierten Highlights und Obskures aus ihrem gewaltigen Oeuvre. Doch das war nur die Hälfte des Vergnügens. Daneben gaben sie eine lebende Jukebox, die sich quer durch die Musik ihrer Kindheit und frühen Jugend spielte, sprich der Fünfziger und Sechziger Jahre. Abend für Abend wechselte das Cover-lastige Programm, die letzten sechs Konzerte wurden mitgeschnitten, und das Beste daraus ist nun als Boxset erschienen.
Die brillante Band spielte alles in Perfektion, was sie sich auf die Setlists schrieb
Schon auf der Bühne bezeichnete Petty die Konzerte als einen Höhepunkt der Heartbreakers-Geschichte, und tatsächlich spielte diese brillante Band alles in Perfektion, was sie sich auf die Setlists schrieb. Ganz egal ob das "Friend Of The Devil" von den Grateful Dead war oder das Thema des James-Bond-Films "Goldfinger", mehrere Byrds-Songs mit Gaststar Roger McGuinn oder der instrumentale R&B von Booker T. & The M.G.s. Deren "Hip Hug-Her" hatte die Band erst am Nachmittag geprobt, am Abend brachte sie das originale Feeling der Stax-Hausband auf die Bühne.
Nur die vielen frühen Rock'n'Roll-Nummern wie "Rip It Up" oder "High Heel Sneakers" fallen ab, klingen eher gemütlich-onkelhaft, zumal Petty ultraentspannt vor sich hin näselt und nicht gerade Feuer entfacht. Dieses brennt dagegen lichterloh, als der leibhaftige John Lee Hooker, ein weiterer Gaststar, bei seinem "Boogie Chillen" die Heartbreakers vor sich hertreibt.
"I Won't Back Down" spielt Petty allein mit Akustik-Gitarre
Ihre eigenen Kracher wie "Honey Bee" oder "Mary Jane's Last Dance" spielen sie oft nahezu identisch wie auf Platte, fügen nur hier und da ausgedehnte improvisierte Schlussteile hinzu. Mit "The Date I Had With That Ugly Old Homecoming Queen" gibt es zudem eine bislang unveröffentlichte Rockperle aus der Feder von Mike Campbell, dem Gitarristen der Heartbreakers.
Auf die rockige Unterstützung von deren Rhythm Section kann Petty bei einigen seiner besten Songs sogar verzichten: "I Won't Back Down", "Even The Losers" und "American Girl" spielt er in ruhigen, reduzierten Akustik-Arrangements, nur mit leisen Gitarren und Keyboards. Und zeigt, dass seine vollendete Songkunst nicht mehr als diese schlichte Begleitung braucht.
Tom Petty & the Heartbreakers: "Live At The Fillmore 1997" (in Versionen mit 2 CDs, 4 CDs, 3 LPs oder 6 LPs, bei Warner)
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