Keine Putin-Distanzierung: OB Reiter wirft Chefdirigent Gergiev raus!

Valery Gergiev hätte einen Rauswurf verhindern können, doch er ließ das Ultimatum von OB Dieter Reiter verstreichen. Jetzt ist der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker seinen Job los.
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Valery Gergiev bei einem Auftritt in der russischen Hauptstadt Moskau.
Valery Gergiev bei einem Auftritt in der russischen Hauptstadt Moskau. © imago/ITAR-TASS

München - Auf Worte ließ Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag Taten folgen: "München trennt sich von Chefdirigent Valery Gergiev. Es wird damit ab sofort keine weiteren Konzerte der Münchner Philharmoniker unter seiner Leitung geben", teilte Reiter am Vormittag in einem offiziellen Statement mit.

Putin-Freund Gergiev ließ ein Ultimatum Reiters von Freitag verstreichen. Bis Montag um Mitternacht hätte er Zeit gehabt, sich vom russischen Machthaber und dessen Invasion in der Ukraine zu distanzieren. Doch eine Reaktion von Gergiev folgte nicht – nun ist er seinen Job in München los!

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So erklärt OB Reiter den Gergiev-Rauswurf

Gergiev habe sich trotz der Aufforderung, "sich eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren, den Putin gegen die Ukraine und nun insbesondere auch gegen unsere Partnerstadt Kiew führt", nicht geäußert, teilte der Oberbürgermeister mit.

Putin ehrt Gergiev mit dem Nevski-Orden im Kreml.
Putin ehrt Gergiev mit dem Nevski-Orden im Kreml. © imago/ITAR-TASS

Reiter selbst hätte laut eigener Aussage erwartet, dass Gergiev "seine sehr positive Einschätzung des russischen Machthabers überdenkt und revidiert". Das habe er jedoch nicht getan.

"In der aktuellen Situation wäre aber ein klares Signal für das Orchester, sein Publikum, die Öffentlichkeit und die Stadtpolitik unabdingbar gewesen, um weiter zusammenarbeiten zu können. Nachdem dies nicht erfolgt ist, bleibt nur eine sofortige Trennung", erklärte Reiter.

Habenschaden: "Gergiev hält einem Kriegstreiber die Treue"

Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne), die gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzende der Gasteig München GmbH ist, äußerte sich am Dienstag ebenfalls zum Rauswurf des Dirigenten. "Gergiev hält einem Kriegstreiber die Treue, wie soll er da weiter Dirigent unseres Orchesters bleiben können?"

Man könne gar nicht anders, "als Gergievs Schweigen als Zustimmung zum Krieg seines Freundes Putin zu verstehen", erklärte Habenschaden weiter. "Herr Gergiev hätte sich in den letzten Tagen für die Musik und gegen den Krieg entscheiden können – er hat es nicht getan."

Künstleragentur trennt sich von Gergiev

Auch andere Kulturinstitutionen wie die Mailänder Scala, das Festspielhaus Baden-Baden oder die Elbphilharmonie forderten Gergiev auf, sich von Putin loszusagen. Seine Künstleragentur in München trennte sich von ihm.

Am Dienstag gab neben der Elbphilharmonie auch die Bayerische Staatsoper bekannt, sämtliche bestehende Engagements mit Gergiev zu annullieren. Auch Anna Netrebko wird wegen einer fehlenden ausreichenden Distanzierung von Putin vorerst keine Engagements mehr an der Staatsoper haben, teilte Direktor Serge Dorny mit.

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70 Kommentare
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  • Voorentief am 02.03.2022 12:16 Uhr / Bewertung:

    Reiner Populismus. Ich würde mir von einer Grünen oder einem Roten auch nicht vorschreiben lassen, wie meine Politischen Ansichten auszusehen haben.
    Wenn das Fakt ist, müssen noch sehr viel mehr Köpfe rollen.

  • Ponyhof am 02.03.2022 09:29 Uhr / Bewertung:

    Ich fordere Hrn. Reiter auf sich umgehend von allen völkerrechtswidrigen Eingriffen der US-geführten Streitkräfte zu distanzieren. Andernfalls muss er sofort zurücktreten, da er als Bürgermeister dieser weltoffenen Stadt nicht mehr tragbar ist.

  • Wolff am 02.03.2022 13:35 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Ponyhof

    Wer hier reumheult, weil ein Dirigent entlassen(!) wurde, nicht etwa verhaftet, gefoltert, verstümmelt oder ermordet, weil er jemanden öffentlich unterstützt, der völkerrechtswidrig ein anderes Land überfällt und dort tausende unschuldige Menschen tötet, der sollte mal seinen moralischen Kompass überprüfen und kann am besten gleich mit dem gechassten Herrn den Weg gen Russland antreten. Einfach nur beschämend dieses Gebrabbel hier.

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