München und Bayern: So viele Menschen haben Hautkrebs
Berlin/München - Auch wenn dieser Juli launisch wie der April zu sein schien, hat er auch viel Sonne und Hitze gebracht. Und bei so manchem wohl auch Sonnenbrand. Wie sich zeigt, sollen die Deutschen nicht die fleißigsten Einschmierer sein. Das ergab eine repräsentative Yougov-Umfrage im Auftrag des Online-Händlers Galaxus.
Knapp 2600 Menschen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Italien machten dabei mit. Insgesamt cremten sich davon 85 Prozent gegen die UV-Strahlung ein. In Deutschland benutzten 79 Prozent Sonnenschutzmittel. 21 Prozent antworten mit Nein. In der Schweiz und Österreich sind sie fleißiger, 90 beziehungsweise 91 Prozent.
Warum schützt man sich nicht vor der Sonneneinstrahlung? Die Umfrage ermittelte unterschiedliche Gründe. In Deutschland gaben 32,4 Prozent an, das Eincremen sei zu umständlich. 22,9 Prozent hatten gesundheitliche Bedenken, 18,1 Prozent ekeln sich davor, 8,6 Prozent wollen schneller braun werden und genauso viele sich das Geld dafür sparen (wenn man sich die Ergebnisse von Stiftung Warentest - siehe rechts oben - ansieht, sind gute Cremes durchaus billig).
"Je nach Land gaben 35 bis 55 Prozent der Befragten an, sie würden Sonnencreme aus einem ‚anderen Grund' nicht verwenden", heißt es in der Mitteilung. Bei den Deutschen gaben das 42,9 Prozent an.
51 Prozent der Bayern vergessen das Eincremen häufig
Auch die Krankenkasse AOK hat in Bayern im März und April dieses Jahres eine repräsentative Umfrage zum Thema Sonnenschutz durchführen lassen. Das Ergebnis: 84 Prozent der Befragten fanden den Schutz vor Sonneneinstrahlung wichtig, tatsächlich griffen aber nur 73 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer zu Sonnenschutzmitteln.
Dazu kommt: Mehr als die Hälfte der bayerischen Bevölkerung (51 Prozent) gab bei der AOK-Umfrage an, "häufig das Auftragen von Sonnenschutzmittel zu vergessen". 44 Prozent aller Befragten greifen nur dann zu Sonnencreme, wenn es sehr sonnig ist und sie mehrere Stunden am Stück im Freien sind. Sechs Prozent nutzten der Umfrage nach generell kein Sonnenschutzmittel.
Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe erklärt: "Bei jedem Sonnenbrand wird das Erbgut (DNS) in den Zellkernen der Hautzellen angegriffen, wodurch es zu Veränderungen im Erbgut kommen kann." Die Zelle verfüge zwar über verschiedene "Reparaturmechanismen, so dass manche dieser Schäden behoben werden können". Doch es bleibt das Risiko, dass eben nicht alle Mutationen repariert werden können. In der Folge können die veränderten Zellen zu Krebszellen entarten - Hautkrebs! "Dieses Risiko wächst mit jedem Sonnenbrand."
Sonnenschutz-Mythen: Was bedeutet eigentlich LSF?
Der Krankenkasse zufolge kursierten auch weiterhin Sonnenschutz-Irrtümer. Demnach weiß nur etwas mehr als jeder Zweite in Bayern (57 Prozent), was der Lichtschutzfaktor (LSF) bedeutet. Dass ein hoher Lichtschutzfaktor garantiere, dass man keinen Sonnenbrand bekommt - diese Aussage hält ein Viertel der Befragten (24 Prozent) für eine richtige Aussage. 72 Prozent wissen, dass dies nicht stimmt.
20 Prozent glaubten, dass ein hoher Lichtschutzfaktor verhindert, dass man braun wird. 70 Prozent wissen, dass dies nicht der Fall ist.
Die AOK teilt der AZ mit: Sonnenschutzmittel ermöglichten einen längeren Aufenthalt in der Sonne, aber je empfindlicher und heller die Haut sei und je länger man in der Sonne bleibe, desto höher sollte der Schutzfaktor sein. Wie lange ein Produkt die Haut schützt, hängt vom Lichtschutzfaktor ab. Die AOK erklärt: "LSF 30 bedeutet, dass man dreißigmal länger in der Sonne bleiben kann als ohne Schutz."
Das bedeutet konkret: Wessen Haut sich ohne Sonnenschutzmittel nach zehn Minuten rötet, kann mit LSF 30 theoretisch bis zu 300 Minuten - zehn Minuten mal Faktor 30 - in der Sonne bleiben.
Nachcremen nach dem Schwimmen
Allerdings schränkt die AOK auch ein: Hautärzte rieten dazu, höchstens zwei Drittel dieser errechneten Zeit auszunutzen. Zudem sollte man den Sonnenschutz rechtzeitig, sorgfältig und reichlich auftragen. Es wird empfohlen, etwa drei bis vier gehäufte Esslöffel pro Eincremen zu verwenden. Auch hier gibt es Unwissen: Die richtige Menge wird von 19 Prozent der Befragten in Bayern unterschätzt - so ein weiteres Ergebnis der Umfrage.
Auch das regelmäßige Nachcremen ist laut AOK sehr wichtig - und unbedingt auch dann, wenn man im Wasser beim Baden war.
Stiftung Warentest: Das sind die besten Sonnencremes
Sonnenschutz ist wichtig, doch welches Produkt ist das Beste? Stiftung Warentest (Ausgabe 07/24) hat sich genauer angeschaut, was wir uns auf die Haut schmieren, um uns vor der Sonne zu schützen. Der AZ liegen die Testergebnisse vor. Der Testsieger: Sun D'Or Sonnenspray (unter anderem bei Edeka). Das Produkt bekommt die Note 1,4 und kostet 2,15 Euro pro 100 Milliliter. Auf Platz 2: der Sonnenspray von Sunozon (Rossmann; 1,95 Euro). Des Weiteren vergeben die Tester noch sechs Mal die Note 1,6, etwa für Nivea Sun oder Today Sun von Penny und Rewe.
Allerdings resümieren die Tester auch: "Jede zweite von 20 Sonnencremes zeigt Schwächen." Vier enthalten demnach kritische Weichmacher, sechs versagen bei ihrer Hauptaufgabe: dem UV-Schutz. Diese fallen im Test durch. Ein Trend setzt sich dabei fort: Guter Sonnenschutz muss nicht teuer sein, so Stiftung Warentest. Was sie auch überrascht hat: "So unerfreulich manche Testergebnisse sind, so überraschend sind sie mitunter auch. So gehörten die Sonnenschutzmittel von Lidl und Garnier - diesmal unter den Verlierern - in früheren Tests oft zu den Besten."
"Wasserfest" ist missverständlich
Das heißt für die Experten von Stiftung Warentest: "Weder auf bestimmte Marken noch auf hochpreisige Produkte ist per se Verlass." Stiftung Warentest sieht zudem kritisch, wenn auf Produkten Wasserfest steht, weil das Kunden falsche Sicherheit verspricht. Demnach können Anbieter ihr Produkt bereits als wasserfest bezeichnen, "wenn sie nach zweimal 20 Minuten Baden noch die Hälfte des ursprünglichen Schutzes" bietet. Die grundsätzliche Empfehlung: nachcremen nach dem Baden oder Schwitzen. Ein Richtwert: "Drei Esslöffel voll - diese Menge Sonnencreme braucht eine 1,80 Meter große Person, um von Kopf bis Fuß geschützt zu sein."
Die Zahlen von Hautkrebs in Bayern und München steigen
Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Menschen in Bayern, die von der Krankenkasse AOK zur Hautkrebsvorsorge befragt wurden, gaben an, Angst vor Hautkrebs zu haben. Allerdings: 38 Prozent legten auch Wert auf ihre sommerliche Bräune - drei Prozent ist es sogar egal, ob sie einen Sonnenbrand bekommen. Das ergibt sich aus den Ergebnissen, die die AOK der AZ übermittelt hat.
Der Krankenkasse zufolge lag Bayern beim AOK-Gesundheitsatlas im Jahr 2022 bundesweit an der Spitze der Statistik in Sachen schwarzer Hautkrebs. 0,52 Prozent der bayerischen Bevölkerung waren daran erkrankt; der Bundesdurchschnitt lag bei 0,49 Prozent. In München erhielten demnach 0,36 Prozent die Diagnose schwarzer Hautkrebs, das bedeutet, im Verhältnis gab es hier weniger Betroffene als in ganz Bayern. Im Landkreis München bekamen 0,56 Prozent diese Diagnose, im Verhältnis also mehr als in ganz Bayern.
Beim hellen Hautkrebs landete Bayern 2022 bundesweit auf Platz drei: 3,10 Prozent (Bundesdurchschnitt: 2,97 Prozent). München lag mit 2,67 Prozent an hellem Hautkrebs Erkrankten im Verhältnis ebenfalls unter dem bayerischen Durchschnitt. Der Landkreis München wiederum lag mit 3,16 Prozent an hellem Hautkrebs Erkrankten im Verhältnis hingegen etwas über dem bayerischen Durchschnitt.
26.700 Münchner haben hellen Hautkrebs
Schaut man sich die vergangenen Jahre an, ist zu erkennen, dass die Zahlen für hellen sowie schwarzen Hautkrebs gestiegen sind. Die AOK hat für die AZ den Zeitraum von 2017 bis 2022 ausgewertet: Beim hellen Hautkrebs stieg die Zahl in Bayern von 2,61 Prozent der Bevölkerung (2017; absolute Zahlen der Betroffenen immer in Klammern: 233.100 Menschen) auf 3,10 Prozent (2022: 285.800 Menschen). In München von 2,19 Prozent der Bevölkerung (2017: 21.500 Betroffene) auf 2,67 Prozent (2022: 26.700 Menschen) und im Landkreis München von 2,62 Prozent der Bevölkerung (2017: 6200 Betroffene) auf 3,16 (2022: 7600).
Beim schwarzen Hautkrebs lag die Zahl in Bayern im Jahr 2017 bei 0,44 Prozent der Bevölkerung (48.900), diese stieg innerhalb von fünf Jahren auf 0,52 Prozent (59.300). Auch in der Stadt München lässt sich ein Anstieg erkennen: von 0,36 Prozent (2017: 4500 Menschen) auf 0,39 Prozent im Jahr 2022 (5000). Im Landkreis ist der Anstieg deutlicher: von 0,44 Prozent der Bevölkerung (2017: 1300 Menschen) auf 0,56 Prozent (2022: 1700).
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