Brenner-Autobahn: Testbetrieb sorgt für Ärger während den Ferien

Die Luegbrücke auf der Brennerautobahn muss dringend saniert werden. Klappt der zweispurige Betrieb in der Urlaubszeit? Oder steht bald halb Bayern im Stau?
Heidi Geyer |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
7  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Hofolding: Der Verkehr staut sich auf der A 8 hinter München in Fahrtrichtung Brenner und Salzburg.
Hofolding: Der Verkehr staut sich auf der A 8 hinter München in Fahrtrichtung Brenner und Salzburg. © Matthias Balk/dpa

Innsbruck/München - Ohnehin streitet Bayern mit Österreich über die Blockabfertigung auf der Inntalautobahn. Nun auch noch das: Die Brennerautobahn soll über lange Zeit ab 1. Januar 2025  nur einspurig befahrbar sein. Denn die Luegbrücke muss dringend saniert werden. Die Nachricht hatte zu Entrüstung in Bayern wie auch in Südtirol geführt. Beide Länder fühlen sich von Österreich gegängelt. 

Testbetrieb mitten in der Urlaubszeit

Nun rudert Österreich offenbar zurück. Und testet einen zweispurigen Betrieb für zwei Wochen  mitten in der Haupturlaubszeit, wie die ASFINAG, Betreiber der österreischischen Autobahnen mitteilt: "Der wissenschaftlich begleitete Testbetrieb startete am 25. Juli und wird für die Dauer von zumindest zwei Wochen wertvolle Erkenntnisse für die zweistreifigen Verkehrsführungen an den starken Reisetagen auf der Luegbrücke liefern." Aus Sicht der ASFINAG sei dies unerlässlich, "um die Grenzen der Leistungsfähigkeit dieser Lösung zu untersuchen".

Auf Rückfrage bei der ASFINAG teilt ein Sprecher der AZ mit, dass der Zeitpunkt bewusst gewählt wurde. In Bayern dürfte dies zu Ferienbeginn für Unmut sorgen. Tatsächlich rechnet die ASFINAG nicht mit großen Staus, wohl aber mit kleineren Behinderungen. Nur: Der Testbetrieb erfordert eine hohe Zahl an Verkehrsteilnehmern und dafür bietet sich eben genau dieser Zeitraum an, heißt es. Schon an Ferragosto, rund um den 15. Oktober sei der Verkehr für den Test zu wenig, da die Lkw fehlen. Sollte es zum Chaos kommen, könne der Versuch auch abgebrochen werden - das tue man jedoch nur äußerst ungern, weil die Erkenntnisse so wichtig seien. 

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Warum geht jetzt womöglich doch, was vorher ausgeschlossen war?  Dass eine derartige Verkehrsführung überhaupt umgesetzt werden kann, habe jetzt auch der abschließende Bericht zur Brückenhauptprüfung bestätigt, sagt die ASFINAG. Oder lag es doch am lauten Poltern aus Bayern und Italien? 

Nur Autos dürfen rechts fahren

Funktionieren soll das Ganze, indem der Schwerverkehr im Zulauf vor der Teststrecke von der rechten Spur auf die linke Spur geleitet wird. Dadurch werde gewährleistet, dass die größte Last zentriert auf der Brücke unterwegs ist und sie dadurch entlastet ist. Der Pkw-Verkehr kann, muss aber nicht auf die rechte Spur wechseln. "Wesentliche Rahmenbedingung dafür ist jedoch, dass ein Befahren der rechten Spur durch Fahrzeuge über 3,5 Tonnen während der Zweispurigkeit zur Gänze vermieden wird", schreibt die ASFINAG. 

Eine Prüfung soll es ergeben haben

Das klingt relativ banal. Es seien aber "wesentliche Erkenntnisse des Prüfberichts" gewesen: "Im Zuge der Prüfung konnten aber auch wesentliche Rahmenbedingungen geklärt werden, die Maßnahmen wie eben die zeitweise Zweispurigkeit überhaupt erst möglich machen." Getestet wird tatsächlich nicht auf der Luegbrücke, um diese zu schonen, sondern bereits auf einer Strecke die vor beziehungsweise hinter der Brücke liegt. Hier werden statt drei vorhandener nur zwei Fahrspuren angeboten, auch um zu testen, ob so viel Verkehr umgeleitet werden kann, sagt ein ASFINAG-Sprecher. 

Lesen Sie auch

Ab Januar seien aber dringend Entlastungen auf der Brücke notwendig. Die zweispurige Verkehrsführung pro Richtung mit Lkw und Bussen in Brückenmitte und einer Entlastungsspur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen auf der äußeren Spur sei nur an  "ausgewählten Tagen, insbesondere an Wochenenden" der Fall. Vom Testbetrieb werde auch abhängen, wie die  Kapazität in Abhängigkeit der Anzahl der abgefertigten Lkw-Verkehrszahlen in der Verkehrsführung sind.

Mal zwei Spuren, mal nur eine

Wer sich über freie Fahrt auf zwei Spuren am Brenner freut, den bremst die ASFINAG aber schnell ein: Die Verkehrsführungen können pro Fahrtrichtung unterschiedlich gewählt werden. Im Klartext:  Das heißt, dass nicht zwingend in beiden Richtungen gleichzeitig eine Zweispurigkeit gewährleistet wird, sondern dass je nach Verkehrsaufkommen geplant wird. 

In Südtirol stieß der Testbetrieb grundsätzlich auf Anklang. Dennoch forderte Landeshauptmann Arno Kompatscher  in einem Interview Pragmatismus und eine zeitweise Aufhebung des Nachtfahrverbots von Österreich.   Den Test nannte er „einen wichtigen Schritt“.  Im September soll von der ASFINAG ein Maßnahmenpaket präsentiert werden, wie der Verkehr künftig reibungslos laufen kann.

Bernreiter ist überrascht

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter hält den Versuch für sinnvoll,  "wenn sie dazu führen, dass Brücken entlastet werden können und – wie im Fall der Luegbrücke – zwei Fahrspuren pro Richtung genutzt werden können." Der Zeitpunkt des Tests überrasche ihn allerdings.  "Wir hoffen, dass der Verkehr dadurch nicht behindert wird. Wir werden das von Bayern aus genau beobachten und appellieren einmal mehr an Tirol, uns als Nachbarn vorab über solche Maßnahmen zu informieren.", sagt Bernreiter der AZ.

 


 

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
7 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Chris_1860 am 28.07.2024 15:20 Uhr / Bewertung:

    "Schon an Ferragosto, rund um den 15. Oktober"

    Der "Ferragosto" ist, wie der Name schon sagt, am 15. August, nicht im Oktober.

  • Der wahre tscharlie am 26.07.2024 14:50 Uhr / Bewertung:

    Was diese Tiroler da veranstalten....unfassbar :-)
    Ich bin jahrelang den Brenner rauf und runter gefahren. Sommer wie Winter.
    Auch auf der italienischen Brennerseite gab es immerwieder Baustellen. Was aber dort zu beobachten war, dass immer dann wenn Urlaubszeit oder Ferien anstanden, die Italiener die Baustellen entfernt hatten. Damit eben der Verkehr rollt. Und nach den Ferien wurden die Baustellen wieder eingerichtet.

    In Tirol war es meistens so, dass ausgerechnet zur Urlaubszeit Baustellen eingerichtet wurden.
    Den PKW-Fahrern kann man nur empfehlen, über die alte Brennerstrasse zu fahren. Aber viele werden heute die Strecke garnimmer kennen. Außerdem spart man sich da die Maut.

  • Newi83 am 28.07.2024 14:15 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Genau deswegen ist es ja richtig, dass Tirol Abfahrten sperrt und nur Quellverkehr zulässt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.