Brenner-Autobahn: Testbetrieb sorgt für Ärger während den Ferien
Innsbruck/München - Ohnehin streitet Bayern mit Österreich über die Blockabfertigung auf der Inntalautobahn. Nun auch noch das: Die Brennerautobahn soll über lange Zeit ab 1. Januar 2025 nur einspurig befahrbar sein. Denn die Luegbrücke muss dringend saniert werden. Die Nachricht hatte zu Entrüstung in Bayern wie auch in Südtirol geführt. Beide Länder fühlen sich von Österreich gegängelt.
Testbetrieb mitten in der Urlaubszeit
Nun rudert Österreich offenbar zurück. Und testet einen zweispurigen Betrieb für zwei Wochen mitten in der Haupturlaubszeit, wie die ASFINAG, Betreiber der österreischischen Autobahnen mitteilt: "Der wissenschaftlich begleitete Testbetrieb startete am 25. Juli und wird für die Dauer von zumindest zwei Wochen wertvolle Erkenntnisse für die zweistreifigen Verkehrsführungen an den starken Reisetagen auf der Luegbrücke liefern." Aus Sicht der ASFINAG sei dies unerlässlich, "um die Grenzen der Leistungsfähigkeit dieser Lösung zu untersuchen".
Auf Rückfrage bei der ASFINAG teilt ein Sprecher der AZ mit, dass der Zeitpunkt bewusst gewählt wurde. In Bayern dürfte dies zu Ferienbeginn für Unmut sorgen. Tatsächlich rechnet die ASFINAG nicht mit großen Staus, wohl aber mit kleineren Behinderungen. Nur: Der Testbetrieb erfordert eine hohe Zahl an Verkehrsteilnehmern und dafür bietet sich eben genau dieser Zeitraum an, heißt es. Schon an Ferragosto, rund um den 15. Oktober sei der Verkehr für den Test zu wenig, da die Lkw fehlen. Sollte es zum Chaos kommen, könne der Versuch auch abgebrochen werden - das tue man jedoch nur äußerst ungern, weil die Erkenntnisse so wichtig seien.
Warum geht jetzt womöglich doch, was vorher ausgeschlossen war? Dass eine derartige Verkehrsführung überhaupt umgesetzt werden kann, habe jetzt auch der abschließende Bericht zur Brückenhauptprüfung bestätigt, sagt die ASFINAG. Oder lag es doch am lauten Poltern aus Bayern und Italien?
Nur Autos dürfen rechts fahren
Funktionieren soll das Ganze, indem der Schwerverkehr im Zulauf vor der Teststrecke von der rechten Spur auf die linke Spur geleitet wird. Dadurch werde gewährleistet, dass die größte Last zentriert auf der Brücke unterwegs ist und sie dadurch entlastet ist. Der Pkw-Verkehr kann, muss aber nicht auf die rechte Spur wechseln. "Wesentliche Rahmenbedingung dafür ist jedoch, dass ein Befahren der rechten Spur durch Fahrzeuge über 3,5 Tonnen während der Zweispurigkeit zur Gänze vermieden wird", schreibt die ASFINAG.
Eine Prüfung soll es ergeben haben
Das klingt relativ banal. Es seien aber "wesentliche Erkenntnisse des Prüfberichts" gewesen: "Im Zuge der Prüfung konnten aber auch wesentliche Rahmenbedingungen geklärt werden, die Maßnahmen wie eben die zeitweise Zweispurigkeit überhaupt erst möglich machen." Getestet wird tatsächlich nicht auf der Luegbrücke, um diese zu schonen, sondern bereits auf einer Strecke die vor beziehungsweise hinter der Brücke liegt. Hier werden statt drei vorhandener nur zwei Fahrspuren angeboten, auch um zu testen, ob so viel Verkehr umgeleitet werden kann, sagt ein ASFINAG-Sprecher.
Ab Januar seien aber dringend Entlastungen auf der Brücke notwendig. Die zweispurige Verkehrsführung pro Richtung mit Lkw und Bussen in Brückenmitte und einer Entlastungsspur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen auf der äußeren Spur sei nur an "ausgewählten Tagen, insbesondere an Wochenenden" der Fall. Vom Testbetrieb werde auch abhängen, wie die Kapazität in Abhängigkeit der Anzahl der abgefertigten Lkw-Verkehrszahlen in der Verkehrsführung sind.
Mal zwei Spuren, mal nur eine
Wer sich über freie Fahrt auf zwei Spuren am Brenner freut, den bremst die ASFINAG aber schnell ein: Die Verkehrsführungen können pro Fahrtrichtung unterschiedlich gewählt werden. Im Klartext: Das heißt, dass nicht zwingend in beiden Richtungen gleichzeitig eine Zweispurigkeit gewährleistet wird, sondern dass je nach Verkehrsaufkommen geplant wird.
In Südtirol stieß der Testbetrieb grundsätzlich auf Anklang. Dennoch forderte Landeshauptmann Arno Kompatscher in einem Interview Pragmatismus und eine zeitweise Aufhebung des Nachtfahrverbots von Österreich. Den Test nannte er „einen wichtigen Schritt“. Im September soll von der ASFINAG ein Maßnahmenpaket präsentiert werden, wie der Verkehr künftig reibungslos laufen kann.
Bernreiter ist überrascht
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter hält den Versuch für sinnvoll, "wenn sie dazu führen, dass Brücken entlastet werden können und – wie im Fall der Luegbrücke – zwei Fahrspuren pro Richtung genutzt werden können." Der Zeitpunkt des Tests überrasche ihn allerdings. "Wir hoffen, dass der Verkehr dadurch nicht behindert wird. Wir werden das von Bayern aus genau beobachten und appellieren einmal mehr an Tirol, uns als Nachbarn vorab über solche Maßnahmen zu informieren.", sagt Bernreiter der AZ.
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