Diese Gruppe konsumiert in Bayern am meisten Koks

Die Leistungs- und Luxusdroge ist im Freistaat auf dem Vormarsch. Was die Droge so reizvoll und so gefährlich macht. Und warum sie so breit verfügbar ist.
Ralf Müller |
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Ein Mann schnupft Kokain durch einen zusammengerollten 100 Euro-Schein (Symbolbild). Das weiße Pulver gilt als "Luxusdroge".
Ein Mann schnupft Kokain durch einen zusammengerollten 100 Euro-Schein (Symbolbild). Das weiße Pulver gilt als "Luxusdroge". © imago

München - Das weiße Pulver ist auf dem Vormarsch in Bayern. Das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) bestätigte auf Anfrage der AZ Auswertungen der Krankenkasse Barmer, wonach der Konsum von Kokain seit 2020 deutlich zugenommen hat.

Während 2020 im Freistaat von der Polizei noch 2148 Delikte mit der verbotenen Droge erfasst wurden, waren es 2023 3638. Das BLKA geht davon aus, dass 2024 ein "ähnlich hohes Niveau" erreicht wurde. Während der Rauschgiftkonsum in den letzten Jahren "in Teilen rückläufig" sei, beobachtet die Polizei "stetiges" Wachstum beim Kokain-Umsatz.

Kokain wird in Bayern beliebter. (Archivbild)
Kokain wird in Bayern beliebter. (Archivbild) © Christian Charisius/dpa

Bayern: Hohe Dunkelziffer bei Kokssüchtigen

Das Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (BIFG) beleuchtete in einer kürzlich vorgestellten Studie die Konsumentenseite. Demnach wurden 2023 im Freistaat 4150 Menschen wegen Kokainsucht ärztlich behandelt. 2019 waren es noch 2310. Das wahre Ausmaß der Kokain-Sucht dürfte viel größer sein, da sich nur ein Bruchteil der Betroffenen ärztliche Hilfe suchten, hieß es.

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Kokain ist eine eher traditionelle Droge. Ungeachtet des erst später festgestellten Suchtpotenzials und der negativen Folgewirkungen sprach beispielsweise Psychoanalyse-Begründer Sigmund Freud dem weißen Pulver wegen seiner bewusstseinserweiternden Wirkung um die Jahrhundertwende zu. Seit den 1970er und 1980er Jahren ist das Pulver vor allem als Leistungs-, Party- und Luxusdroge bekannt.

Aufputschende Wirkung "reizvoll"

Reizvoll macht "Koks" seine aufputschende Wirkung. Wer das weiße Pulver konsumiere, fühle sich gut, leistungsstark, enthemmt und kommunikationsfreudig. Mit dem Eintritt in die zweite Phase klinge das Hoch ab und mache Platz für negative Emotionen, zu denen Ängste, aber auch paranoide Gedanken und Gefühle gehörten, beschreibt das "Suchtportal" im Internet die Folgen.

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In der dritten Phase komme es zu großer Niedergeschlagenheit, Erschöpfungszuständen und teilweise sogar zu Suizidgedanken. 2022 wurden in Bayern mit 39 Toten eine Verdoppelung der Kokain-Todesfälle gegenüber 2020 und 2021 (jeweils 18) registriert. 2023 wurden 33 Drogentote dem Kokainkonsum zugeordnet.

Konsum von jungen Männern in Bayern angestiegen

Kokain ist relativ teuer, weshalb von einer "Droge für Besserverdienende" sowie der "High Society" gesprochen wird. Besonders häufig greifen nach der Krankenkassen-Studie junge Männer zwischen 20 und 39 Jahren zu Kokain. Leistungsdruck vermutet man in vielen Fällen als eines der Motive.

Der "Epidemiologische Suchtsurvey" des "Institut für Therapieforschung" ermittelte einen erheblichen Anstieg des Konsums von Kokain und Crack unter den 18- bis 24-Jährigen in Bayern in den vergangenen Jahren. 2018 gaben 1,4 Prozent dieser Altersgruppe an, eine oder beide Drogen in den vergangenen zwölf Monaten konsumiert zu haben, 2021 waren es 3,3 Prozent. Kokain und Crack wurden für diese Befragung zusammen betrachtet.

Die Koks-Lieferkette aus den südamerikanischen Hauptanbauländern Bolivien, Peru und Kolumbien scheint vollständig intakt zu sein. Das Kriminalamt spricht von einer "enormen Verfügbarkeit" des Rauschgifts in Bayern, was durch die anhaltend großen Mengen an Sicherstellungen belegt werde.

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Mehr Kokain in den vergangenen Jahren beschlagnahmt

Die Zahl der "Sicherstellungsfälle", also der Vorgänge, bei denen Kokain gefunden und beschlagnahmt wurde, ist nach den BLKA-Zahlen von 1235 im Jahr 2021 auf 2691 Fälle im Jahr 2023 angestiegen. Bundesweit wurde 2023 eine Rekordmenge von 43 Tonnen Kokain von den Behörden sichergestellt.

Das Landeskriminalamt geht davon aus, dass "derzeit Kokain in großen Mengen in Bayern in Umlauf ist". Das habe dazu geführt, dass der "Straßenpreis" des relativ teuren "Koks" trotz hohem Wirkstoffgehalt sogar leicht gesunken sei, was auf ein großes Angebot hindeute.

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2 Kommentare
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  • AufmerksamerBürger am 07.01.2025 15:47 Uhr / Bewertung:

    Grüne Politik trägt ihre Früchte!

  • Boandl_kramer am 08.01.2025 18:53 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AufmerksamerBürger

    Man kann den Grünen wirklich einiges vorwerfen. Aber am Kokskonsum sind sie kaum schuld. Und solche Leistungsfetischisten sind die auch nicht, als dass sie leistungssteigernde Drogen bräuchten.

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