"Brauchst fast einen Schutzanzug": Bürgermeister in Bayern will Straßen von Hundekot befreien
Bad Neualbenreuth/München - Bozen macht gerade das, was Bad Neualbenreuth in der Oberpfalz auch gerne tun würde: Eine DNA-Datenbank soll künftig Hunde überführen, deren Herrchen oder Frauchen ihre unerfreulichen Hinterlassenschaften nicht von der Straße geputzt haben. Per Stuhlprobe soll das Tier ausfindig gemacht werden. Dazu sammelt die Regierung gerade das Erbmaterial der mehr als 40.000 einheimischen Hunde.
"Wir beobachten die Sache", sagt Bad Neualbenreuths Bürgermeister Klaus Meyer (CSU). Vielleicht kann Südtirol hier ein Vorbild für die Oberpfalz werden. Denn Klaus Meyer will schon seit Längerem eine solche DNA-Datenbank, in der man nachsehen kann, wem die unliebsame Hinterlassenschaft auf der Straße gehört.
Mehr Häufchen als woanders gibt es in Bad Neualbenreuth nicht
Doch warum beschäftigen ihn Hundehaufen so? Gibt es in der Marktgemeinde nahe der tschechischen Grenze mehr Häufchen als anderswo? Nein, sagt er. Jedoch ärgere es ihn, wenn alle für die Verfehlungen weniger zahlen müssten.
Die Kommune gebe Geld für Plastiktüten und Mülleimer aus, leere diese einmal wöchentlich – und dann würden sich manche einfach nicht daran halten. Seine Bauhofmitarbeiter müssten den Kot von der Straße räumen, "da brauchst du fast einen Schutzanzug". Und es koste wieder Geld. Geld, das die Allgemeinheit zahlen muss.

Thema in der nächsten Gemeinderatssitzung
Der Ort ist stark touristisch geprägt, mit etwa 100.000 Übernachtungsgästen im Jahr und dem jüngsten Heilbad Bayerns. Deswegen soll es hier auch schön aussehen, sagt der Bürgermeister. "Wir haben da eine Verpflichtung gegenüber unseren Gästen." Es sei kontraproduktiv, wenn Hundehaufen herumliegen. "Das ist ästhetisch und hygienisch ein Schmarrn."
In einer der nächsten Gemeinderatssitzungen soll das Thema nun wieder auf den Tisch kommen: Eine Geldbuße steht zur Diskussion. 1000 oder 2000 Euro könnte er sich vorstellen, die genau Höhe sei ihm egal.
Die Strafe diene ja nur der Abschreckung. Gemeinden, in denen es die Bußgelder schon gibt, hätten den Höchstbetrag ja auch noch nie erheben müssen, meint er. Und klingt dabei nicht so, als hätte er das vor. Allerdings müsse man die nicht-ordnungsgemäße Entsorgung im Vier-Augen-Prinzip prüfen. Um das bewerkstelligen zu können, hat er aber nicht genügend Leute: "Wir sind ja nur dreieinhalb im Rathaus und vier am Bauhof."
Im Weg steht der Datenschutz
Warum Klaus Meyers Träume von einer DNA-Hundedatenbank bisher noch nicht Realität geworden sind? Zum einen sei da der Datenschutz, der dem Ganzen im Weg stehe. Zum anderen wäre es ungerecht, wenn nur die Einheimischen für die Häufchen ihrer Tiere aufkommen müssten, die Touristen, die Bad Neualbenreuth besuchen, aber nicht. Da suche er noch nach einer Lösung. Eigentlich müsse er jeden Hund registrieren, der zum Urlaub machen vorbeikäme, sagt er.
In München wurde ein Antrag abgelehnt
Ob es auch in der Stadt München Pläne für eine solche DNA-Datenbank gibt? Hunde gäbe es ja genügend (zuletzt waren fast 44.000 gemeldet) – und Hinterlassenschaften auch hier und da. Zuletzt hatte Richard Progl, der für die Bayernpartei im Münchner Stadtrat sitzt, den Vorschlag einer DNA-Datenbank eingebracht. Das war 2015. Damals sei es ihm vor allem um "diese Spezialisten" gegangen, die den Hundekot zwar in Plastiktüten verpacken, diese aber dann ins Gebüsch werfen, sagt er der AZ.
Und dann? "Nichts mehr ist passiert. Mach ma ned." Wenn man früh dran sei mit solchen Geschichten, werde man halt immer erst einmal ausgelacht. Tatsächlich wurde der Antrag damals aus juristischen Gründen abgelehnt: Die DNA-Daten von Hunden würden in der Datenbank nämlich mit den persönlichen Daten der jeweiligen Halter verknüpft.
Das wäre dann eine Datenbank mit personenbezogenen Daten, heißt es im damaligen Antwortschreiben des Baureferats. Diese sei in Bayern nicht zulässig. Die Stadt könne da nichts machen. Richard Progl kann sich aber vorstellen, noch mal einen Vorstoß in die Richtung zu machen. Ihm gehe es dabei vor allem um die abschreckende Wirkung. "Allerdings ist dieses Thema natürlich jetzt auch nicht das drängendste", sagt er.
Manche sagen schon, dass Bürgermeister Klaus Meyer spinnt
Sollte die DNA-Datenbank eines Tages in Deutschland Wirklichkeit werden, will der Oberpfälzer Bürgermeister Klaus Meyer einer der ersten sein, der dabei ist. "Dann werde ich mit wehenden Fahnen vorausgehen." Wie die Leute im Ort das eigentlich finden? Manche sagten schon, dass er spinne. Dabei habe er ja gar nichts gegen Hunde. Hunde seien ja die besten Freunde des Menschen. Nur möchte er es halt sauber haben im Ort.
Doch selbst wenn eine DNA-Datenbank juristisch möglich und alle anderen Fragen geklärt wären: Wer würde dann die DNA aus den Häufchen herausholen? Einer von den dreieinhalb Leuten im Rathaus oder von den vieren vom Bauhof? "Vielleicht", sagt Bürgermeister Klaus Meyer, "mach ich das dann auch einfach selber."
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