"Die Hochzeit des Figaro": Hunde-Casting im Gärtnerplatztheater
München - Mit Hochkultur hatte Emil in seinem Leben bis jetzt nichts am Hut. Er ist ja auch ein Golden Retriever. Aber am Montagabend hat sein Herrchen Martin Oser ihn und seinen Freund Franz, einen Labrador, mit ins Gärtnerplatztheater genommen.
Josef E. Köpplinger inszeniert dort die komische Oper "Die Hochzeit des Figaro". Für das lustige Verwirrspiel um den Grafen Almaviva, seinen Kammerdiener Figaro und dessen Braut hat der Regisseur sich überlegt, den Grafen zu Beginn des dritten Aktes zwei Hunde füttern zu lassen.
Das Gärtnerplatztheater in München ist auf den Hund gekommen
Der oder die Besitzerin darf im Kostüm ebenfalls bei den Aufführungen mit auf die Bühne. Einzige Bedingung: Etwa mittelgroß sollen die Hunde sein und nicht schreckhaft. Über zu laute Musik müssen sich die Hundebesitzer keine Sorge machen, denn in dieser Szene wird nur das Cembalo gespielt. Köpplinger freut sich über das Hunderudel am Gärtnerplatz. "Endlich durchbrechen wir das Hundeverbot im Theater", sagt er und lacht.
Insgesamt 16 vierbeinige Bewerber haben sich für das Hunde-Casting angemeldet. Neben Emil und Franz tummeln sich unter anderem auch Luca, Leika, Sally, Luna und jede Menge Hundebesitzer auf den Treppen vor dem Gärtnerplatztheater. Etwas im Abseits beobachten die beiden mahagoni-braunen Setter-Damen Grace und Ginger das Geschehen entspannt. Fast ein bisschen überheblich sehen die beiden aus.
Im Casting werden verschiedene Kommandos geprüft
Emil und Franz werden als erste in einen Seitenraum des Theaters gebeten und beschnuppern das Theater-Personal neugierig. Es gibt auch was zu schnuppern, denn Köpplinger hat sich mit Leckerli eingedeckt. Schließlich will er prüfen, ob die Hunde auf das Kommando Platz hören und anschließend brav auf dem Boden, später der Bühne bleiben.
Emil fühlt sich sichtlich wohl, denn er macht nicht nur Platz, sondern dreht sich gleich auf den Rücken und will sich den Bauch streicheln lassen. Der Sieger der Herzen ist er damit schon einmal. Franz möchte sich eigentlich nicht setzen – dafür will er aber noch ein Leckerli. "Unruhig", lässt der Regisseur notieren.
Hunde-Casting im Theater: Manche Besitzer sind ehrgeiziger, andere machen es zum Spaß
"Ich komme mir vor wie eine ehrgeizige Mutter, die ihren Sohn zum Ballett schickt, obwohl er eigentlich viel lieber Fußball spielt", sagt Oser lachend zur AZ, "Emil hat beim Casting ja nur Quatsch gemacht!" Aber lustig fand Oser es trotzdem.
Der Besitzer von Sally hat sogar eine Fotomappe seiner hübschen Mischlingshündin mitgebracht und der Regisseur bestätigt: "Die ist toll. Aber wir müssten einen Partner für sie finden." Und nun sind Grace und Ginger an der Reihe. Sie sind so entspannt wie zuvor auf den Treppen.
Die Entscheidung für die richtigen Vierbeiner wird nicht leicht
Sie machen alles, was man von ihnen verlangt und Köpplinger stellt fest: "Die sind perfekt, das wär's eigentlich." Aber da hat er die Rechnung ohne Lady und Flame gemacht. Die beiden freundlichen Labrador-Weibchen haben es ihm angetan.
"Ich muss lachen bei so etwas! Ich eigne mich nicht für Hunde-Erziehung", stellt der Regisseur fest, aber Kunst ist Kunst, und das Kommando Platz muss so ein Bühnenhund draufhaben – das klappt wunderbar.
"Die Hochzeit des Figaro" im Gärtnerplatztheater: Proben beginnen bald
Auch der Mischling Luca lässt sich bereitwillig auf die Szenerie ein. Die Entscheidung ist schwierig. Am Ende sind die Favoriten aber doch klar. Wenn Grace und Ginger weiterhin Interesse haben, fangen bald schon die ersten Proben mit ihnen an. Als Zweitbesetzung wünscht sich der Regisseur die schöne Sally und hat auch den passenden Partner für sie gefunden: Luca.
Emil und sein Freund Franz müssen sich die Figaro-Arie wohl von Martin Oser an der Isar vorsingen lassen. Das wird bestimmt auch lustig.
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