Wegen Tarnat-Sperre: Maurizio Jacobacci vor nächstem Personal-Roulette beim TSV 1860
München - Hätte Niklas Tarnat einer gesagt, dass er nach seinem Wechsel zu den Löwen in den ersten elf Saisonspielen satte zehn Einsätze zu verzeichnen hat, hätte der Ex-Essener bestimmt unterschrieben. Im zwölften Duell, dem Heimspiel am Samstag gegen den SC Freiburg II (14 Uhr), wird der Sohn von Ex-Bayern-Star Michael "Tanne" Tarnat wegen einer Gelbsperre fehlen.
In jedem zweiten Spiel eine Gelbe – Respekt, Herr Tarnat, stabile Quote. Für Cheftrainer Maurizio Jacobacci bedeutet der Ausfall: Sechzigs Sechser-Roulette wird wieder angeworfen. In den ersten drei Saisonspielen war mit Tarnat nur ein einziger Abräumer auf dem Rasen gestanden, weil seine Kollegen, respektive Konkurrenten noch gefehlt hatten: Tim Rieder verletzt, Neulöwe Marlon Frey aufgrund einer Rotsperre noch im Trikot des MSV Duisburg.
Auf der Sechs sucht Jacobacci noch nach der Idealbesetzung für den TSV 1860
Beim 0:3 in Sandhausen feierte schließlich Neuzugang Frey sein (verpatztes) Startelfdebüt, das als Führungs-Löwe eingeplante Ex-Zebra konnte sich bis heute noch nicht so richtig durchsetzen bei den Blauen und ist aktuell folglich wieder zweite Wahl bei Jacobacci. Beim 1:0 gegen den SC Verl war es schließlich Rieder, der seine (gelungene) Premiere in der Startelf feiern durfte. Der Routinier erzwang das Eigentor zum Heimsieg, zwei Wochen zuvor beim 1:2 in Ingolstadt leitete sein Rückpass-Aussetzer samt Ausgleich die Pleite nach 1:0-Führung ein.
Beim 0:1 in Ulm bot sie Jacobacci alle auf, zog Rieder allerdings in die Innenverteidigung zurück. Und dann wäre da noch Manfred "Manni" Starke. Der Mann ist eher ein Achter, lässt sich im Spiel der Blauen allerdings auch mal fallen. Fazit der Kurzgeschichte: Eine Stammformation mit ein oder zwei Sechsern ist aus verschiedenen Gründen noch nicht gefunden.
Jacobaccis Gedankenspiele mit Manfred Starke: Wer ist unverzichtbar beim TSV 1860?
Ob jetzt, nach Tarnats Ausfall, als wieder Freys Stunde schlägt? Damit der gebürtige Düsseldorfer mit der fußballerischen Ausbildung der Jugend von Bundesligist Bayer Leverkusen eine Bewährungschance erhält? Im Trainingsspielchen am Mittwoch streifte sich nicht der 27-Jährige das Leibchen der A-Elf über, um neben Routinier Rieder zu agieren, sondern Starke.
"Es sind fast alle fit, alle außer Marco Hiller. Das ist gut", meinte Jacobacci, um auf AZ-Nachfrage auf den Tarnat-Ausfall zu sprechen zu kommen: "Am Anfang wurde kritisiert, dass man ihn geholt hat und jetzt soll er unverzichtbar sein? Er ist nicht unverzichtbar, oder?", meinte der 60-Jährige und nahm dabei Stellung zu so manchem Vorurteil über den laufstarken Mann, der vom letztjährigen Aufsteiger Rot-Weiss Essen zum TSV gestoßen war.
Maurizio Jacobacci will seinen TSV-1860-Kickern "das Vertrauen aussprechen"
Gleichzeitig lässt Jacobacci durchblicken, dass er bei der Findung seiner Startelf weder nach Name, noch anderen Kriterien geht, die vom Leistungsprinzip abweichen: "Jeder kriegt seine Chance. Und wenn er so spielt, wie ich es mir wünsche, dann spielt er!"
Jacobacci appelliert daran, dass im Löwen-Kosmos nicht nur Schwarzmalerei betrieben wird: "Von manchen Spielern erwartet man mehr. Aber man kann nicht auf jemanden die ganze Zeit draufhämmern und jeden nicht gelungenen Pass kritisieren." Vielmehr müsse man den Spielern "das Vertrauen auszusprechen". Sieht so aus, als würde er Motor Starke sein Startelf-Vertrauen aussprechen. Das wäre übrigens, Sie ahnen es schon, eine ganz neue Mittelfeld-Mischung bei den Sechzgern.