TSV 1860: Sechzigs Mittelfeld kommt über Durchschnitt nicht hinaus
München - Sie sollten abräumen, anschieben, austanzen - und nicht zuletzt auch mal abschließen. Die Mittelfeld-Löwen, die Zerstörer, Denker und Lenker. In der Saison 2024/25 konnte sich in diesem Mannschaftsteil kaum ein Sechzger eine Ausnahmestellung sichern: Mancher Akteur lief zumindest zwischenzeitlich zu seiner Höchstform auf, andere enttäuschten auf ganzer Linie - und sind schon wieder Geschichte in Giesing. Teil drei der AZ-Saisonzeugnisse - die Strategen der Sechzer.
Tim Rieder: Note 3
Der Ex-Bundesligaspieler ist und bleibt Abräumer Nummer eins: Mit Kampfgeist, Pferdelunge und Löwen-Herz kehrte Routinier Rieder (30) zumeist zuverlässig in der Defensive zusammen. Anfangs verletzt, denkbar bitteres Comeback mit dem Rückpass-Patzer beim 1:2 in Ingolstadt, danach schnell wieder der Alte. Unter dem Strich stehen 31 Einsätze, sechs Verwarnungen, eine Vorlage. In der Vergangenheit war der 30-Jährige ab und an torgefährlicher. Wenngleich er in den vergangenen Jahren stets ein Fixpunkt war, ist seine Zukunft aufgrund seines auslaufenden Vertrags und des schmaleren Budgets noch ungeklärt.
Marlon Frey: Note 4
Der Ex-Duisburger (28) erlebte nach seinem Wechsel zu 1860 eine ziemliche Achterbahnfahrt. Anfangs blieb er, das muss man so deutlich feststellen, seine Drittliga-Tauglichkeit schuldig. Der Sechser kämpfte sich aber rein und lieferte, obwohl er bereits als Kandidat für eine Vertragsauflösung galt, eine bessere Rückrunde und lief unter Trainer Argirios Giannikis wieder regelmäßig auf.
Manfred Starke: Note 4
Der 33-jährige Namibier hat in etwa den umgekehrten Saisonverlauf: Anfangs ein Garant im Mittelfeld, auf der Acht oder der Sechs durch seine Zweikampfstärke und Erfahrung zu gebrauchen. Auch ein Tor und drei Vorlagen sollten dem Routinier gelingen. Tempo-Defizite und mehrere verletzungsbedingte Rückschläge machten ihm das Leben aber schwer. Am Ende nur noch Ergänzungsspieler und im letzten Saisonspiel schon wieder verabschiedet.
Niklas Tarnat: Note 4
Wo ist eigentlich der Tarnat hin? Anfangs als spielstarker und wuseliger Sechser von Ex-Coach Maurizio Jacobacci eingesetzt, baute Nachfolger Giannikis aus unerfindlichen Gründen plötzlich gar nicht mehr auf den Sohn von Ex-Bayern-Profi Michael Tarnat. Er schien dem Coach zu schmächtig zu sein, dieser setzte eher auf rustikale Abräumer. Also musste der 26-Jährige sich nach zwölf Einsätzen in der langen Liste von Sechzigs Sechsern ganz hinten anstellen und am Saisonende gehen.
Albion Vrenezi: Note 5
Es ist schon ein Mysterium mit dem technisch so beschlagenen 30-Jährigen: Er konnte, gerade bei Türkgücü, einer der torgefährlichsten Flügelflitzer der Dritten Liga sein. Im Löwen-Trikot lieferte er auch einige wenige überragende, in den letzten Monaten aber zumeist enttäuschende Spiele: Er dribbelte sich oft fest, übersah besser postierte Mitspieler - nur zwei Vorlagen in 28 Spielen liefern Zeugnis davon ab. Ob es unter anderem an Last der Rückennummer "10" lag oder er der Chance hinterher trauerte, 1860 nach AZ-Infos schon im Vorjahr Richtung Zweite Liga zu verlassen?
Eroll Zejnullahu: Note 4
Bei Union Berlin begnadeter Fußballer, nach einem sportlichen Absturz über Drittliga-Aufsteiger Bayreuth zu 1860 gekommen. Der 29-Jährige konnte das Sprungbrett trotz guter Anlagen, einem Tor und drei Assists in 21 Liga-Spielen aber nicht nutzen. Unter Giannikis schaffte er es zumeist gar nicht erst in den Spieltagskader.
Moritz Bangerter: Note 3
Der nächste Junglöwe, den 1860 aus dem Hut gezaubert hat. Ausgerechnet im Abstiegsfinale bei Rot-Weiss Essen feierte der 19-Jährige sein Startelf-Debüt und blieb cool. Soll 2024/25 weiter reinwachsen.
Julian Guttau: Note 3
Zuerst Linksaußen, dann Spielmacher - der 23-Jährige explodierte in Hin- wie Rückserie zu Beginn, ließ dann aber jeweils nach. Seine Bilanz: Sieben Treffer und vier Assists in 34 Spielen.