TSV 1860 München: Als Löwen-Schläger und Hooligans des FC Bayern gemeinsam loszogen

München - Die Polizei ist guter Dinge. Zwar bringe das Derby zwischen dem TSV 1860 und dem FC Bayern II am Sonntag (15 Uhr/im AZ-Liveticker) ein "höheres Risiko" mit sich, meinte Einsatzleiter und Polizei-Vizepräsident Werner Feiler. Doch die Bilder und Eindrücke vom jüngsten Derby beim FC Augsburg II (2:3) mit demolierten Straßenbahnen, Pyro-Eklat und über 20 Verletzten lassen sich nicht einfach wegdiskutieren.
Feiler hatte erklärt, dass die Polizei mit rund 500 Beamten plane. Und damit mit einer üblichen Einsatzstärke für Spiele in der Regionalliga Bayern. "Wir halten das für angemessen", sagte er und ergänzte optimistisch: "Wir bitten alle, sich nicht provozieren zu lassen und alle Auseinandersetzungen hinten anzustellen." Doch bleibt es wirklich friedlich? Hören mögliche Krawallmacher tatsächlich auf die Polizei?
1860-Vize ist skeptisch
"Bis zum Augsburg-Spiel hätte ich gesagt, dass da nichts passiert. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher", sagte 1860-Vize Heinz Schmidt der AZ nach den Vorkommnissen im ersten polarisierenden Derby skeptisch. Und auch, wenn man sich in der Stadt umhört, vernimmt man teils andere Stimmen.
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Ein früherer Ultra der Giasinga Buam etwa erzählte der AZ von einer angeblichen "Generalmobilisierung" unter ehemaligen Weggefährten und Hooligans der älteren Generation. Diese würden für dieses eine Spiel wieder auf den Plan treten und zusammengetrommelt, meinte der Mann. Er verwies auf die sogenannte Service Crew, eine ehemalige Hooligan-Gruppierung aus München, in der Schläger beider Lager einst gemeinsame Sache machten.

Ein Rückblick: Die "Service Crew Munich" hatte sich 1986 gebildet, wie die SZ unter dem Titel "Vereint in Gewalt" beschreibt. Damals waren die unrühmlichen Spitzenzeiten des Hooliganismus erreicht. Die Gruppe sollte es Rüpeln beider Lager ermöglichen, salopp gesprochen, sich für gemeinsame Prügeleien auswärts besser zu koordinieren. Mehrere Jahrzehnte prügelte sich die "Service Crew" in der Folge so durch die Bundesrepublik.
1860-Hools und Bayern-Schläger prügelten gemeinsam
Auch 2010 gab es einen Vorfall: In schwarz gekleidete "Fans" mit Gewaltpotenzial versuchten seinerzeit beim Spiel TSV 1860 II gegen den SV Waldhof Mannheim (damalige Regionalliga Süd) über die Nord- und Westtribüne in den Gästebereich des Grünwalder Stadions zu gelangen. Dieses Unterfangen konnte nur unter massiver Polizeipräsenz verhindert werden. Es soll ein Racheakt für einen Überfall Mannheimer "Fans" beim Auswärtsspiel zuvor gewesen sein.
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Auch Mitglieder der "Service Crew" wurden unter den Chaoten vermutet. Nach dem Spiel folgten wilde Schlägereien mitten auf der Grünwalder Straße, unter Beteiligung von Fans "von 1860 als auch des FC Bayern", wie ein szenekundiger Beamter seinerzeit der SZ bestätigte. Das Problem: Die Szene der sogenannten Problemfans ist zuletzt undurchsichtiger und komplexer geworden. Das gilt auch für die Ultra-Szene allgemein, zumindest von außen betrachtet.

Nächster Rückblick: 2016 lösten sich Giasinga Buam auf. Sie haben mit den Bayern-Ultras, ohne Umschweife, noch eine Rechnung offen. Denn: Die Giasinga Buam waren gemäß Ritualen der Ultra-Szene quasi gezwungen, sich aufzulösen, weil ihnen zwei Zaunfahnen geklaut worden waren. Die Polizei verdächtigte Bayern-Ultras des Diebstahls - und hofft nun, dass die Zaunfahnen während des Derbys nicht auftauchen. Eine Eskalation wäre kaum vermeidbar.
1860-Ultras machen Ansage
Das bestätigte der angesprochene ehemalige Ultra der AZ, ein anderer sagte: "Wenn unsere Fahnen im Bayern-Block auftauchen, kann ich für gar nix garantieren – dann werden sie ihr blaues Wunder erleben." Die Giasinga Buam sind im Stadion indes weiter präsent, stehen in Teilen wie früher im rechten oberen Bereich der Stehhalle.
Halten sich die Bayern-Ultras letztlich zurück? Und reißen sich die Löwen-Ultras zusammen? Was machen die Hooligans? Nichts? Hoffentlich! Sollte es zu Auseinandersetzungen kommen, werde ohnehin erst kurz davor bekanntgegeben, wo, erzählte der Ex-Ultra. Bleibt zu hoffen, dass hinterher alle nur über eines reden: ein schönes Fußballspiel.
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