TSV 1860 gegen Bayern II: Volles Risiko beim Derby
München - Hemmungslose Heimkehr-Parties im Grünwalder Stadion. Überquellende (Dorf-)Plätze in Buchbach, Schalding-Heining oder Seligenporten. Alles friedlich. 15 Spiele in der Regionalliga lang kein Ärger, sondern (fast immer) Siegesfeiern, im Stadion wie in den Straßen Giesings. Und dann kam Augsburg.
Die 2:3-Pleite gegen die FCA-Reserve? Bei neun Punkten Vorsprung als glasklarer Tabellenführer verschmerzbar. Schwerer wiegt der Rückfall in alte Fan-Randale-Zeiten. "Über die Niederlage ärgere ich mich am wenigsten. Es kann ja keiner erwarten, dass wir von Anfang bis Ende durchmarschieren", erklärte Vizepräsident Heinz Schmidt der AZ über den sportlichen Ausrutscher.
Einzelkritik zur 2:3-Pleite der Löwen in Augsburg
Schmidt: "Ein Bärendienst für unsere Pläne, die Kapazität im Grünwalder zu erhöhen"
Ungleich schlimmer: Randale nach Schlusspfiff, Pyrotechnik im Gäste-Block der Sechzger. "Ich war davon extrem überrascht und enttäuscht, denn ich war davon überzeugt, dass nichts passiert", sagt Schmidt. Schließlich hatten die Ultras vor der laufenden Saison hoch und heilig gelobt, das Zündeln bleiben zu lassen. Schmidt über die Gefahr für Gesundheit und Geldbeutel: "Bisher waren die Fans vorbildlich, auch im vermeintlichen Risikospiel gegen Schweinfurt ist nichts passiert", lobte der Vize, um nun frustriert festzustellen: "Der Vorfall ist jetzt wieder Wasser auf den Mühlen derer, die sagen: dieses Chaos ist typisch 1860. Und ein Bärendienst für unsere Pläne, die Kapazität im Grünwalder zu erhöhen."
Seine Angst, gerade jetzt vor dem Derby am Sonntag (15 Uhr, im AZ-Liveticker) im Grünwalder Stadion gegen den FC Bayern II: eine Fortsetzung der unwürdigen und illegalen Aktionen. "Bis zum Augsburg-Spiel hätte ich gesagt, dass da nichts passiert. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher." Nicht nur für die Vereinsbosse stellt sich nun die Frage: Wenn es schon in Augsburg krachte – wie wird das erst gegen die Bayern?
Löwen-Ultra: "... dann werden sie ihr blaues Wunder erleben"
Unschöne Erinnerungen an vergangene Amateurderbys werden wach, als sich Sechzger und Bayern zu Ausschreitungen angestachelt hatten und Mitglieder der Ultra-Lager aufeinander losgegangen waren. Diesmal könnte zum Brennpunkt werden, dass sich die 1860-Ultra-Gruppierung Giasinga Buam im Sommer 2016 - nach den Gesetzen der Szene - auflösen musste, nachdem ihnen von Bayern-Fans zwei Zaunfahnen gestohlen worden waren. Ein Löwen-Ultra zur AZ: "Wenn unsere Fahnen im Bayern-Block auftauchen, kann ich für gar nix garantieren – dann werden sie ihr blaues Wunder erleben."
Pyros auf den Rängen, Wasser in die Ränge
Das sagt Fauser zum Fahnenklau der Bayern-Ultras
Geschäftsführer Markus Fauser verurteilte die Pyro-Vorfälle: "Es hat vieles, was in den vergangenen Wochen an Vertrauen aufgebaut wurde, kaputt gemacht." Auf Nachfrage der AZ glaubt er dennoch an ein friedliches Derby: "Es ist ein Hochrisikospiel, aber wir vertrauen unseren Fans, dass wir ein schönes Spiel ohne Auseinandersetzungen erleben", so Fauser. Er habe auch "vom Fahnenklau der Bayern-Ultras gehört", hoffe aber, dass das "keine Rolle spielen" werde.
So bereitet sich die Polizei aufs Derby vor
Polizeisprecher Werner Kraus sagte: "Wir appellieren an beide Fan-Lager, dass die einzige Auseinandersetzung der sportliche Vergleich auf dem Rasen ist." Die polizeiliche Präsenz werde dennoch deutlich höher sein als üblich, bei Ausschreitungen "konsequent eingegriffen."
KVR-Sprecher Johannes Mayer erklärte der AZ die Auflagen: Vermummungs- und Glasflaschenverbot schon beim Aufmarsch, verschärfte Personenkontrollen und die Oktoberfestregel: nur kleine Taschen sind erlaubt, PET-Flaschen nicht. Ob die Hoffnungen, Appelle und Verbote ausreichen?
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