Interview

Tim Rieder feiert Comeback beim TSV 1860 – ausgerechnet gegen Ex-Löwe Michael Köllner

Tim Rieder ist ein halbes Jahr verletzt ausgefallen, jetzt steht er beim TSV 1860 vorm Comeback. Mit der AZ spricht er über seinen langen Weg zurück und die Partie gegen den FC Ingolstadt mit Ex-Coach Michael Köllner: "Es wird wie die letzten Jahre wahrscheinlich ein gefühltes Heimspiel."
Ruben Stark
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
2  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Im Training quält sich Tim Rieder für sein Comeback.
Im Training quält sich Tim Rieder für sein Comeback. © IMAGO / Ulrich Wagner

München - Mit großen Erwartungen war Tim Rieder im Sommer 2022 zum TSV 1860 gewechselt, wo er bereits zwischen 2019 und 2020 leihweise kickte. Sportlich konnte der gebürtige Dachauer zwar überzeugen, ist aber seit sechs Monaten mit einer hartnäckigen Knieverletzung außer Gefecht gesetzt.

Im AZ-Interview spricht Tim Rieder über seine Verletzungspause, wann er endlich das ersehnte Comeback gibt und was er von der Partie gegen den FC Ingolstadt und Ex-Trainer Michael Köllner erwartet.

AZ: Herr Rieder, sind Sie ein geduldiger Typ?
TIM RIEDER: Eher nicht.

Können Sie uns ein Beispiel geben?
Wenn ich etwas haben will, zum Beispiel ein neues Tattoo, dann muss das sofort sein, dann will ich nicht erst zwei, drei Wochen warten.

Tim Rieder über seine Verletzung: "Tut weh, wenn der Körper nicht mitmacht"

Wie ging es Ihnen dann in den letzten Monaten? Nach der Knieverletzung war viel Geduld gefragt.
Ich war am Anfang im Kopf nicht darauf eingestellt, dass es sechs Monate dauert, ich bin von einer kürzeren Zeit ausgegangen. Ich habe dann meine Reha gemacht und gedacht: Okay, es wird zur neuen Saison zum Trainingsbeginn. Dann hat es doch länger gedauert. So ging es Schritt für Schritt – auch, um sämtliche Risiken einer verfrühten Rückkehr zu vermeiden. Hätte ich von Anfang an mit 6 Monaten gerechnet, das wäre für meinen Kopf, glaube ich, schlimmer gewesen. So wie es lief, war es besser.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Aber sicher trotzdem schwierig.
Ja, klar. Es tut halt auch weh, wenn du das, was du gerne machst, nicht machen kannst, weil dein Körper nicht mitmacht. Es war trotzdem schön, im Stadion zu sein und mit den Jungs Kontakt zu halten. Das hat gut getan. Sonst bist du am Wochenende alleine daheim, schaust die Auswärtsspiele im Fernsehen und hast nicht die gewohnten Abläufe: Dass du mit den Jungs im Bus bist, übernachtest. Sondern, du bist ein bisschen allein auf dich gestellt.

Comeback von Tim Rieder beim FC Ingolstadt? "Das ist das Ziel, zu 100 Prozent"

Und ist es jetzt wieder das Gefühl wie beim Rennpferd, das in der Startbox steht und kaum abwarten kann, bis sich das Tor öffnet? Ist Tim Rieder wieder da?
Ich fühle mich schon bereit und fit. Natürlich war ich sechs Monate raus, das darf man nicht vergessen. Ich bin seit einer Woche im Mannschaftstraining, habe einmal bei der U21 60 Minuten gespielt. Der Test war super, es hat mir gutgetan, dass es wieder um etwas geht. Das Trikot anzuziehen, die Schienbeinschoner, das hatte ich ja lange nicht. Aber ich kann das schon einordnen und sage nicht gleich: Ich bin wieder bei 100 Prozent. Natürlich braucht es noch ein bisschen, aber ich merke selber, jede Trainingseinheit mit den Jungs hilft mir brutal. An der Fitness mangelt es nicht, es sind die ganzen Abläufe. Was will der Trainer, wie will er, dass ich auf meiner Position agiere? Da muss man auch erst mal reinfinden, deshalb ist auch die Länderspielpause gut für mich. Dann bin ich bereit für die Aufgaben, die kommen.

Das heißt, das Ziel ist schon, in Ingolstadt zumindest im Kader dabei zu sein.
Genau, zu 100 Prozent.

Für einen Innenbandriss waren die sechs Monate Ausfalldauer aber ungewöhnlich lang. Wie lässt sich das erklären?
Ich bin zuvor ja zum Glück von Verletzungen verschont geblieben. Deshalb kannte ich mich da vorher nicht so aus. Es war bei mir so, dass man operieren und deshalb das Ganze etwas vorsichtiger behandeln musste. Nach der OP habe ich gemerkt, wie schnell die Muskulatur nachlässt und war lange auf den Krücken. Nach und nach kämpft man sich wieder ran. Es hat einfach die Zeit gebraucht, alles andere wäre unverantwortlich gewesen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

So bewertet Tim Rieder den Saisonstart des TSV 1860: "Die Ergebnisse waren unglücklich"

Beim Fanfest im Juni gab es Anzeichen, dass es schon früher zum Comeback reichen würde. War das damals zu optimistisch gedacht?
Medial hatte man immer diesen ersten Spieltag im Auge, aber wir nicht. Man muss ja schauen, wie das Knie auf verschiedene Belastungen reagiert. Im Trainingslager habe ich dann schon gemerkt, dass ich im operierten Bein noch nicht die Power habe wie links, fühlte mich noch nicht so sicher. Jetzt fühlt sich alles an wie davor, ich merke mein Knie nicht, habe keine Angst in Zweikämpfen. Ich muss jetzt einfach Gas geben, mich anbieten, wieder in meinen Rhythmus kommen.

Den Beobachter Tim Rieder gefragt: Was haben Sie von der Mannschaft gesehen in den ersten fünf Spielen?
Ich finde, wir hatten einen sehr guten Start, so wie letztes Jahr. Die letzten Ergebnisse waren unglücklich, aber ich finde, wir spielen einen guten Fußball, wo es Spaß macht zuzusehen, weil auch jeder den Ball haben will, jeder sich bewegt. Jetzt geht es um den Feinschliff, etwas cleverer zu agieren, das baut sich in der Saison auf. Von den Anlagen her setzen wir schon sehr gut um, was der Trainer von uns will. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, aber am Ende zählen dann halt nur die Ergebnisse.

TSV 1860 trifft auf Ex-Coach Michael Köllner: "Natürlich schwebt das Thema über diesem Spiel"

Und da kommen jetzt zwei Auswärtsspiele in Ingolstadt und Halle auf Sechzig zu. Gerade das Spiel gegen den Ex-Coach Michael Köllner hat Brisanz. Wie wichtig werden diese Duelle, weil man auch nur zu gut das aufgeregte und schnell nervöse Umfeld bei den Löwen kennt?
Auf Ingolstadt liegt erst mal das Hauptaugenmerk und natürlich schwebt das Thema Ex-Trainer über diesem Spiel. Aber wir müssen auf uns schauen, zumal die Fans uns brutal unterstützen werden, es wird wie die letzten Jahre wahrscheinlich ein gefühltes Heimspiel. Es geht einfach darum, dass wir auf den Platz kriegen, was wir uns vornehmen. Und natürlich ist das Spiel nach drei Niederlagen immens wichtig, dass du mit einer guten Leistung wieder Aufwind kriegst. Es gilt einfach, nicht nur über 70 Minuten die aktive Mannschaft zu sein, sondern über 90 oder 95 Minuten.

Tim Rieder (re.) und Ex-Coach Michael Köllner (Archivbild).
Tim Rieder (re.) und Ex-Coach Michael Köllner (Archivbild). © IMAGO / MIS

Es ist nach den drei verlorenen Spielen fraglos schon eine Prüfung für diese runderneuerten Löwen. Ist die Mannschaft dem gewachsen?
Egal, ob Sieg oder Niederlage, wir treten als Gemeinschaft auf, das ist schon mal gut. Wir sprechen die Dinge an, wie wir auftreten wollen, wie wir Fußball spielen wollen. Da ist keiner, der aus der Reihe tanzt. Ich kann den guten Eindruck, die ich anfangs hatte, nur bestätigen.

Wo steht Sechzig Anfang Oktober nach der Wiesn, vier Spiele sind es bis dahin?
Wir tun gut daran, nicht zu weit in die Zukunft zu schauen, sondern uns auf das nächste Spiel zu fokussieren. Das ist die Partie in Ingolstadt, auf die unsere komplette Konzentration geht.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
2 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Radlrambo am 13.09.2023 10:03 Uhr / Bewertung:

    "Wenn ich etwas haben will, zum Beispiel ein neues Tattoo, dann muss das sofort sein, dann will ich nicht erst zwei, drei Wochen warten."

    Es sind eben zu viele FC-Bayern-Spieler vor ihm auf der Warteliste.

  • meingottwalter am 10.09.2023 11:56 Uhr / Bewertung:

    Guter Fußball? Ohne Erfolg?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.