Schwierige Trainersuche bei TSV 1860: Diese Namen stehen jetzt auf der Liste der Löwen-Bosse
München - Nach dem verpatzten Jahresfinale beim Waldhof Mannheim (0:1) ist vor dem nächsten Showdown der Sechzger: In einer Beiratssitzung am Freitag sollen endlich überfällige Entscheidungen getroffen werden. Schon vorher ist – für die Giesinger viel spannender – in der T-Frage Bewegung reingekommen! Sechzig wäre jedoch nicht Sechzig, wäre diese Trainersuche nicht ein kurioses wie kniffliges Kapitel.
Nach AZ-Informationen hat Marc-Nicolai Pfeifer, Finanz-Geschäftsführer des TSV 1860, dem Präsidium einen Trainer-Favoriten vorgeschlagen. Sein Name ist unserer Zeitung bekannt – und er ist auch bei den Blauen alles andere als ein Unbekannter: Bernhard Trares (57), einstiger beinharter Bundesliga-Kämpfer des TSV, soll Nachfolger von Maurizio Jacobacci als Chefcoach werden. So weit, so gut, so normal. Für Löwen-Verhältnisse etwas ungewöhnlicher ist jedoch, dass entgegen anderer Berichte die finanzielle Frage gar keine ist. Das Budget für einen Trainer, Co-Trainer und sogar ein, zwei Winter-Transfers ist vorhanden – für den Chefcoach ein Gehalt wie etwa Ex-Coach Jacobacci im unteren fünfstelligen Bereich. Angeblich soll sogar das Saisonergebnis diesmal leicht positiv ausfallen.
Neuer Trainer für den TSV 1860: Präsident Reisinger soll sich mit Antwerpen getroffen haben
Doch die Löwen wären nicht die Löwen, würde nicht ein anderer Funktionär ein anderes und vor allem ganz eigenes Süppchen kochen: Präsident Robert Reisinger soll nach AZ-Informationen mit dem Ex-Lautern-Trainer Marco Antwerpen (52) einen anderen Kandidaten getroffen haben, um mit ihm über die Nachfolge von Jacobacci zu sprechen. Auf eine schriftliche AZ-Nachfrage hat sich Reisinger nicht geäußert.
Der Präsident scheint die T-Frage, wie schon die Sportdirektor-Suche mit seinem überlieferten Versuch, 1860-Ikone Horst Heldt als "Sportchef von Format" installieren zu wollen, nun doch nicht mehr dem bereits gekündigten Finanz-Boss überlassen zu wollen.
Löwen-Legende Daniel Bierofka hat einen neuen Job beim BFV
Mit dem Ex-Hachinger Jochen Seitz, unter anderem Thomas Oral und Jens Härtel werden weitere Namen gehandelt, mit Reiner Maurer und Friedhelm Funkel sogar zwei weitere einstige Löwen-Dompteure. Allesamt zählen sie nicht zu den Favoriten. Der nach der Jacobacci-Freistellung ebenfalls angefragte Daniel Bierofka hat indessen einen neuen Job gefunden, er wird Verbandstrainer beim Bayerischen Fußball-Verband.
Und dann wäre da noch Frank Schmöller: "Ich habe den Verein wahnsinnig schätzen gelernt, ich würde fast sagen, lieben gelernt: diese Atmosphäre, die Menschen", schwärmte der Interimscoach am Mittwochabend und bot seine Dienste trotz der beiden Pleiten in seiner abgelaufenen 15-Tage-Amtszeit als Interimscoach weiter an, selbst wenn sie "14 oder 16 Stunden am Tag" dauern würden: "Ich würde der Mannschaft und dem Verein wieder helfen, wenn die Anfrage kommt."
Wahrscheinlicher ist, dass der 57-Jährige trotz gesammelter Pluspunkte durch seine bodenständig-ehrliche Art und zumindest soliden Leistungen des Teams zur U21 zurückkehrt, da er aufgrund fehlender Lizenz nur mit NLZ-Leiter Manfred Paula im Duo wirken könnte – und der im NLZ gebraucht wird.
Stefan Reisinger soll sich bereits vehement als Köllner-Nacholger angeboten haben
Ein Mann kann und wird nicht mehr neuer Chefcoach werden, der es aber nur zu gerne geworden wäre: Stefan Reisinger. Während ausgerechnet e.V.-nahe Medien das Aus des Co-Trainers aufgrund seiner kürzlich absolvierten Fußballehrer-Lizenz kritisieren und die Schuld dabei bei Pfeifer sehen, soll dem Ex-Bundesligastürmer aus einem durchaus nachvollziehbaren Grund gekündigt worden sein: Wie die AZ erfuhr, soll Reisinger noch während der Amtszeit von Michael Köllner mit seinem Namensvetter, Präsident Reisinger, über Köllners Nachfolge gesprochen und sich dabei vehement angeboten haben.
Ein selbst in Giesing eher unübliches Verhalten, das die KGaA-Bosse Pfeifer und Günther Gorenzel an seiner Loyalität zweifeln ließ. Oberlöwe Reisinger hat sich auf Anfrage dazu ebenfalls nicht geäußert.
Christian Werner soll Sportchef werden – und in der Trainer-Frage Vollzug vermelden
Die Geschichte über Sechzigs Funktionärssuche zeigt erneut: 1860 ist tief in zwei Gesellschafter-Lager gespalten, die nicht (mehr) zusammenarbeiten können oder wollen. Dies ist auch der Grund, weshalb die Beiratssitzung am Freitag keinen neuen Geschäftsführer zutage fördern wird. Danach wäre formal aber ein anderer Schachzug möglich und wahrscheinlich: Christian Werner dürfte in wenigen Tagen mit Hilfe der 50+1-Regel inthronisiert werden, die die e.V.-Vertreter ziehen können.
Dies ist dahingehend sinnvoll, damit Werner schnell mit den Trainerkandidaten verhandeln und Nägel mit Köpfen machen kann. Andererseits riskiert der Klub mal wieder, Ismaik durch 50+1 zu brüskieren.
Übrigens: Hat 1860 wieder einen zweiten (haftenden) Geschäftsführer, könnte sich die e.V.-Seite theoretisch von Pfeifer trennen. Dem Schwaben, der beim Mutterverein wohl nur durch eines in Ungnade gefallen ist: seine vermeintliche Nähe zu Ismaik.