TSV 1860 in der Weihnachts-Krise: Verzweiflung, Torflaute und ein Schmöller-Angebot
München - Auf dem Wunschzettel des ein oder anderen Löwen-Spielers werden wohl beim Blick auf die Tabelle Punkte, Punkte und nochmals im letzten Heimspiel des Jahres ganz oben gestanden haben. Doch der Löwe ist in diesen Tagen bekanntlich weder der Weihnachtsmann noch das Christkind. Dementsprechend blieb die Bescherung vier Tage vor Heiligabend aus. Viel schlimmer noch: Im Krisen-Duell gegen Waldhof Mannheim hagelte es die vierte Niederlage am Stück für die Schmöller-Elf. 0:1 stand am Ende auf der Anzeigetafel.
TSV 1860 hadert nach Pleite gegen Mannheim mit Schiedsrichter
"Wir haben ein geiles Auswärtsspiel gemacht. Wir stehen aber wieder mit leeren Händen da. Es ist unfassbar, dass wir mit leeren Händen wegfahren", resümierte der konsternierte Interimscoach Frank Schmöller (57) nach der Pleite gegenüber "Magenta Sport". Der Löwendompteur wirkte wie ein Kind, dem man das Weihnachtsgeschenk unter dem Baum gestohlen hatte. Teilweise auch zurecht, denn während Schiedsrichter Konrad Oldhafer (28) den Löwen einen Strafstoß verwehrte, bekamen die Mannheimer nach einem Handspiel von Kilian Ludewig (23) einen Elfmeter, der zum entscheidenden Siegtreffer führte.
"Es ist unfassbar, dass so ein Spiel durch einen Standard entschieden wird. Bei uns ist der Ball in der zweiten Hälfte auch einmal an die Hand gesprungen. Dann ist es ärgerlich, wenn der Schiedsrichter so etwas nicht sieht", sagte Sechzig-Kapitän Jesper Verlaat (27). Deutlichere Worte für die durchaus strittige Entscheidung des Unparteiischen gab es von seinem Coach: "Sorry, ich weiß nicht, was er es da gepfiffen hat. Wenn du dann mit dem redest, erzählt er dir irgendeinen Schmarrn. Da muss man nicht mit ihm reden. Da ist er mir wirklich auf die Nerven gegangen."
Zahnlose Löwen haben seit Mitte November nicht mehr getroffen
Wenig später trat Schmöller nochmal nach. "Der gelbe Mann in der Kabine wird schon wissen, was er gemacht hat", so der 57-Jährige. Kurz gesagt: Die Nerven liegen kurz vor Weihnachten einmal mehr blank an der Grünwalder Straße 114. Dass die Köpfe rattern und die Abstiegsangst Einkehr in die Löwen-Mannschaft gefunden hat, ist auch Schmöller klar: "Das ist sicherlich nicht nur Pech. Da kommt zusammen, dass du eine Sekunde nicht im Kopf dabei bist, da fehlt die 100-prozentige Überzeugung. Da fehlt dieses 100-prozentige Selbstverständnis. Da fehlt gerade eine Menge bei den Jungs."
Was seinen Löwen vor allem fehlt in dieser gar nicht so besinnlichen Zeit fehlt, ist eine Perspektive – besser noch die Antwort auf die Frage, wer sie denn künftig trainieren und den Karren aus dem Dreck ziehen soll. Angesicht der brenzligen Lage wäre womöglich sogar ein echter Feuerwehrmann vonnöten. Oder setzen die Löwen-Bosse womöglich doch auf Kontinuität und Käfiggeruch? Auf die Frage, ob Schmöller sich nach seinem vorerst letzten Spiel ein weiteres Engagement beim kriselnden Drittligisten vorstellen könnte, betonte er: "Ich mag den Verein, ich habe den Verein wahnsinnig schätzen gelernt, ich würde fast sagen, lieben gelernt, diese Atmosphäre, die Menschen. Ich würde der Mannschaft und dem Verein wieder helfen, wenn die Anfrage kommt."

Hauptleiden der Löwen: der Torabschluss
Abwarten. Das Hauptleiden der Löwen konnte bislang jedoch auch Schmöller nicht heilen: Am meisten fehlt es den Löwen im Torabschluss. Denn die Millionen-Frage an diesem denkwürdigen Mittwoch lautete: Wie viele Chancen braucht der TSV 1860 für ein Tor? Eine Frage, die wohl schier nicht zu beantworten ist. Zur Erinnerung: Der letzte Treffer gelang den Münchnern Mitte November. "Es ist so ein Ding. Wir machen unsere Tore nicht", musste auch Verlaat zugeben, der selbst eine nahezu 100-prozentige Chance versemmelte. Damit war er aber nicht alleine: Auch seine Sturm-Kollegen Fynn Lakenmacher (23) und Albion Vrenezi (30) ließen vor allem in der ersten Hälfte zahlreiche Geschenke von den Hausherren unter dem dekorierten Baum liegen.
Damit nisten sich die Münchner pünktlich zur Winterpause in den Tabellenkeller auf Rang 15 ein. Aber kuschelig und warm ist der keinesfalls, eher feucht und kalt. "Wir fahren jetzt mit einem scheiß Gefühl in die Winterpause", fand Verlaat die passenden Worte dazu. "Jetzt ist gut, dass Winterpause ist, sich neu sammeln, neue Impulse setzen und dann optimistisch und positiv arbeiten", ergänzte Schmöller. Doch zumindest einen Hauch an Liebe gab es pünktlich zum Fest der Liebe doch noch. Und zwar vom Interimstrainer höchstpersönlich.
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