Schlechtere Verhandlungsbasis auf den Transfermarkt? Welche Folgen die Pyrostrafen des TSV 1860 haben
München – Fast 80.000 Euro: ein Wert, der einem Jahresgehalt eines Löwen-Spielers gleichkommen könnte. In Wahrheit sind es die Pyrostrafen in der vergangenen Spielzeit für den TSV 1860.
An insgesamt dreizehn Drittliga-Spieltagen und einem Pokal-Spiel kam es zu Ausschreitungen der Löwen-Fans, für welche die Giesinger teils heftig zur Kasse gebeten wurden. Mit insgesamt 78.550 Euro an Geldstrafen belegen die Sechzger Rang sieben in der Strafen-Tabelle der 3. Liga, ligaübergreifend ist es immer noch Rang 34. Eine Menge Geld, das die Löwen lieber an anderer Stelle ausgegeben hätten.
Vom ersten Spieltag an brennt es im TSV-1860-Fanblock, Spielunterbrechung inklusive
Schon beim ersten Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden lösten sich die ersten Euro buchstäblich in Rauch auf. 1.750 Euro Strafe musste der Verein an den DFB zahlen. Auch in den folgenden Auswärtsspielen der Saison gab es immer wieder Strafen für die Löwen. Je mehr Pyrotechnik im Block brannte, desto teurer wurde es.
Die erste Saisonniederlage gegen die SV Elversberg verkrafteten einige Anhänger nur mit ordentlich Feuer. Die mitgereisten 1860-Fans hatten mindestens 28 pyrotechnische Gegenstände abgebrannt und sechs Getränkebecher auf das Spielfeld geworfen. Zusammen mit dem Fan-Fehlverhalten im letzten Heimspiel 2022 gegen Rot-Weiss Essen flatterte eine Rechnung von fast 30.000 Euro vom DFB in die Geschäftsstelle an der Grünwalder Straße.
Fans des TSV 1860 schossen in Halle Raketen auf das Spielfeld
Im Jahr 2023 wurde es kaum besser. Beim Auswärtsspiel in Halle brannten die Sechzger nicht nur Pyrotechnik ab, sondern schossen auch Raketen und Blinker in den Innenraum. Die Partie musste daraufhin sogar kurzzeitig unterbrochen werden.
Eine Geldstrafe von rund 14.000 Euro kam obendrauf. Auch zum Saisonabschluss brannten die Löwen nochmal ein kostspieliges Feuerwerk ab. Für das Vergehen in Zwickau waren nochmals gut 7.000 Euro fällig.
Vor allem in den vergangenen Wochen der Transferperiode haben die Löwen das Strafen-Ausmaß deutlich gespürt, wenn die Verantwortlichen am Verhandlungstisch mit diversen Wunschspielern saßen. "Die Spieler hatten zu hohe Forderungen, die wir nicht eingehen konnten", sagte Löwen-Trainer Maurizio Jacobacci zuletzt und deute an, dass der ein oder andere Spieler des Geldes wegen abgesprungen sei.
Hannover 96 droht mit höheren Ticketpreisen: Der TSV 1860 will es im Verbund lösen
Nicht nur bei den Löwen sind die Pyro-Strafen ein leidiges Thema: Zweitligist Hannover 96 droht nun den Anhängern gar mit Konsequenzen. "Das Geld, das durch diese unnötigen und vorsätzlich verursachten Kosten verloren geht, fehlt im Etat", teilte Hannover vor dem Saisonstart mit. 96 habe im Vergleich zu Konkurrenten die Ticketpreise bewusst die letzten Jahre stabil gehalten. "Im gleichen Zuge wurde aber nochmals deutlich hinterlegt, dass künftig auch Verbandsstrafen in die Preisgestaltung einfließen werden", hieß es in der Vereinsmitteilung weiter.
So weit sind die Planungen bei den Löwen noch nicht. "2018 ist der Standardstrafenkatalog eingeführt worden, um Regelwidrigkeiten zu minimieren. Man kann insgesamt kritisch resümieren, dass jedoch die Verstöße immer mehr zunehmen und die Vereine immer höhere Strafen zahlen müssen. Der Strafenkatalog zeigt bisher also nicht die angestrebte Wirkung", teilte 1860 auf AZ-Nachfrage mit und hatte bereits einen Vorschlag an den Rest der Liga: "Die Klubs sollten gemeinsam mit den Verbänden diese Statistiken analysieren, aufarbeiten und gemeinsam an besseren Lösungen arbeiten."
"Geld, welches uns nicht zur Verfügung steht": TSV-1860-Maßnahmenkatalog bringt kaum Besserung
Bereits zum Start ins Fußballjahr 2023 wollte der 1860 gegen das Fehlverhalten einiger Fans angehen und veröffentlichte einen Maßnahmenkatalog "Sechs Punkte für Sechzig". In diesem wurde darauf hingewiesen, dass Löwen-Fans keine Becher werfen und auch das Spielen mit dem Feuer unterlassen sollen. So hieß es damals in einer Mitteilung des Vereins: "Becherwürfe (insbesondere von vollen Bechern) in Richtung Spielfeld sind nicht nur gefährlich und können zu Verletzungen führen, gleichermaßen kosten sie den Verein auch Geld und haben bei anderen Vereinen bereits zu Spielabbrüchen geführt."
Auf der anderen Seite koste auch das Abbrennen von Pyrotechnik dem Verein "viel Geld, welches uns an anderer Stelle nicht zur Verfügung steht", so die Mitteilung vom Verein. Geholfen hat es im ersten Halbjahr 2023 nichts! Ob die vorgeschlagene Analyse der Sechzger nun in der aktuellen Spielzeit Besserung bringt? Am ersten Spieltag beim 2:0-Heimerfolg gegen Waldhof Mannheim brannte es zumindest nur im Gäste-Fanblock, die Löwen-Fans blieben brav.
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