Sanierung des Münchner Olympiastadions verschiebt sich: Was sind die Folgen?
München - Im Stadtrat sind die großen Sanierungsabstimmungen fürs Olympiastadion seit Jahren nie besonders umstritten. Im Kern ist man sich stets einig.
Man will das legendäre Rund natürlich nicht verkommen lassen. Man will es aber auch nicht nur als Museums- und Touristen-Ort erhalten, sondern auch in Zukunft für Riesenkonzerte und Sportveranstaltungen nutzen. Heißt: für sehr viel Geld zeitgemäß in Schuss halten.
Clemens Baumgärtner: "Das Olympiastadion ist eine Ikone"
Erst vergangene Woche wieder schwärmte OB Dieter Reiter (SPD) von der Stimmung bei den European Championships. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), in dessen Ausschuss im Stadtrat am Dienstag zum Thema beraten wird, schwärmte tags zuvor im Gespräch mit der AZ: "Das Olympiastadion ist eine Ikone, es hat für München einen unschätzbaren Wert."
So ist wohl auch diesmal nicht mit kontroversen Debatten zu rechnen. Und das, obwohl die Sanierung viel Steuergeld kostet – und noch später umgesetzt wird, als ursprünglich geplant. Ein Jahr später, ab Oktober 2025, bis Sommer 2027 soll nun gebaut werden. Die Verzögerung sei "bedauerlich, aber nicht zu ändern", sagte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).
2023 sind noch geplante Konzerte, etwa von Rammstein und Bruce Springsteen
Die Olympiapark GmbH hatte in der AZ bereits vergangene Woche darauf verwiesen, dass das Stadion wegen erster Arbeiten aber schon ab Herbst 2023 nur noch für deutlich weniger Zuschauer nutzbar sein wird.
Ursprünglich war einmal von 107 Millionen Euro Kosten die Rede gewesen, in seiner Vorlage für die anstehende Sitzung geht Baumgärtner nun von 155,2 Millionen Euro aus, "mindestens", wie man vorsichtshalber explizit betont. Als Grund werden unter anderem gestiegene Baukosten angeführt.

Alternativen für EM-Public-Viewing 2024 gesucht
Ein Public Viewing im Olympiastadion wie bei vergangenen großen Fußball-Turnieren übrigens wird zur Heim-EM 2024 nicht möglich sein, die Olympiapark GmbH sucht aber offenbar nach Alternativen im Park selbst.
Bleibt die Frage, was das Ganze für die andere Münchner Stadion-Debatte bedeutet, jene um das Grünwalder Stadion. Dessen (noch nicht endgültig beschlossener) aufwendiger Umbau soll erst nach der Sanierung des Olympiastadions erfolgen, das dann wiederum als Ausweich-Spielstätte genutzt werden soll – und sich nun noch weiter nach hinten verzögert.
1860-Boss Reisinger bringt Variante ins Spiel, die Baumgärtner gleich abbügelt
Ärgerlich für den TSV 1860. Löwen-Präsident Robert Reisinger warf am Montag die Frage auf, ob man nicht gleich ganz anders rangehen könne. "Wenn sich das Olympiastadion immer weiter nach hinten verschiebt, warum zieht man dann nicht das Grünwalder Stadion nach vorne?", fragte er im Gespräch mit der AZ.

Wirtschaftsreferent Baumgärtner hält das für keine mögliche Variante. "Die Sanierung des Olympiastadions duldet keinen weiteren Aufschub", sagte er auf Nachfrage. "Sonst riskieren wir zu viele weitere Schäden und es wird noch teurer."