Sanierung des Münchner Olympiastadions verschiebt sich: Was sind die Folgen?

Am heutigen Dienstag beschließt der Stadtrat das weitere Vorgehen. Der Präsident des TSV 1860 bringt eine neue Variante ins Spiel.
Felix Müller
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Bis 2005 trug der TSV 1860 seine Heimspiele im legendären Olympiastadion aus.
Bis 2005 trug der TSV 1860 seine Heimspiele im legendären Olympiastadion aus. © IMAGO / Plusphoto

München - Im Stadtrat sind die großen Sanierungsabstimmungen fürs Olympiastadion seit Jahren nie besonders umstritten. Im Kern ist man sich stets einig.

Man will das legendäre Rund natürlich nicht verkommen lassen. Man will es aber auch nicht nur als Museums- und Touristen-Ort erhalten, sondern auch in Zukunft für Riesenkonzerte und Sportveranstaltungen nutzen. Heißt: für sehr viel Geld zeitgemäß in Schuss halten.

Clemens Baumgärtner: "Das Olympiastadion ist eine Ikone" 

Erst vergangene Woche wieder schwärmte OB Dieter Reiter (SPD) von der Stimmung bei den European Championships. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), in dessen Ausschuss im Stadtrat am Dienstag zum Thema beraten wird, schwärmte tags zuvor im Gespräch mit der AZ: "Das Olympiastadion ist eine Ikone, es hat für München einen unschätzbaren Wert."

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So ist wohl auch diesmal nicht mit kontroversen Debatten zu rechnen. Und das, obwohl die Sanierung viel Steuergeld kostet – und noch später umgesetzt wird, als ursprünglich geplant. Ein Jahr später, ab Oktober 2025, bis Sommer 2027 soll nun gebaut werden. Die Verzögerung sei "bedauerlich, aber nicht zu ändern", sagte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).

2023 sind noch geplante Konzerte, etwa von Rammstein und Bruce Springsteen

Die Olympiapark GmbH hatte in der AZ bereits vergangene Woche darauf verwiesen, dass das Stadion wegen erster Arbeiten aber schon ab Herbst 2023 nur noch für deutlich weniger Zuschauer nutzbar sein wird.

Ursprünglich war einmal von 107 Millionen Euro Kosten die Rede gewesen, in seiner Vorlage für die anstehende Sitzung geht Baumgärtner nun von 155,2 Millionen Euro aus, "mindestens", wie man vorsichtshalber explizit betont. Als Grund werden unter anderem gestiegene Baukosten angeführt.

Auch das legendäre Zeltdach ist in die Jahre gekommen und muss saniert werden. Blick ins Stadion bei den European Championships.
Auch das legendäre Zeltdach ist in die Jahre gekommen und muss saniert werden. Blick ins Stadion bei den European Championships. © IMAGO/MIS

Alternativen für EM-Public-Viewing 2024 gesucht

Ein Public Viewing im Olympiastadion wie bei vergangenen großen Fußball-Turnieren übrigens wird zur Heim-EM 2024 nicht möglich sein, die Olympiapark GmbH sucht aber offenbar nach Alternativen im Park selbst.

Bleibt die Frage, was das Ganze für die andere Münchner Stadion-Debatte bedeutet, jene um das Grünwalder Stadion. Dessen (noch nicht endgültig beschlossener) aufwendiger Umbau soll erst nach der Sanierung des Olympiastadions erfolgen, das dann wiederum als Ausweich-Spielstätte genutzt werden soll – und sich nun noch weiter nach hinten verzögert.

1860-Boss Reisinger bringt Variante ins Spiel, die Baumgärtner gleich abbügelt

Ärgerlich für den TSV 1860. Löwen-Präsident Robert Reisinger warf am Montag die Frage auf, ob man nicht gleich ganz anders rangehen könne. "Wenn sich das Olympiastadion immer weiter nach hinten verschiebt, warum zieht man dann nicht das Grünwalder Stadion nach vorne?", fragte er im Gespräch mit der AZ.

1860-Präsident Robert Reisinger auf der Wiesn.
1860-Präsident Robert Reisinger auf der Wiesn. © IMAGO/Ulrich Wagner

Wirtschaftsreferent Baumgärtner hält das für keine mögliche Variante. "Die Sanierung des Olympiastadions duldet keinen weiteren Aufschub", sagte er auf Nachfrage. "Sonst riskieren wir zu viele weitere Schäden und es wird noch teurer."

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  • ottomania am 27.09.2022 15:37 Uhr / Bewertung:

    Falsch! Man muß akzeptieren, daß es ein Urheberrecht gibt. Dieses verhindert, daß sich Laien an Baudenkmälern vergreifen damit diese so wie erschaffen wurden für die Nachwelt erhalten bleiben. Vielleicht können Sie sich noch erinnern daß es sehr wohl Vorschläge für eine Überdachung aus dem Hause des vestorbenen Archtikten gegeben hat. Da der Kollege, einer der bedeutensten Architekten der Republik, allerdings in München als persona non grata angesehen wurde und wird, wurden die Lösungen natürlich abgelehnt. Mit dieser Haltung hat die Politik die einmalige Chance vertan das Olympiastadion so umzugestalten, daß es weiterhin seinen Titel Baudenkmal verdient und gleichzeitig den Anforderungen nach mehr Komfort gerecht wird. Game over, tilt! Es folgten Jahre der Ignoranz und Mißachtung statt kontinuierlicher Unterhalt. Heute Jammern und Zähneklappern ob des riesigen Investitionstaus. Vielleicht ist Komplettabriss und Neubau kosten- günstiger? Aber: würden Sie Neuschwanstein abreissen?

  • Kaiser Jannick am 27.09.2022 17:43 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von ottomania

    Stimmt fast komplett, denn ein Abriss oder auch nur ein größerer Umbau ist unmöglich, da das gesamte Ensemble seit 1997 unter Denkmalschutz steht. Dies, gekoppelt mit den Urheberrechten ist ein Batzen, an dem alle Beteiligten irgendwann den kostenmäßigen Bolustod sterben werden. Daher Finger weg vom Oly, es bringt nichts, es geht nicht und es wird niemals ein Fußballstadion mit Stimmung.

  • ottomania am 27.09.2022 22:21 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kaiser Jannick

    Sehr richtige Ergänzung, daß das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz steht. Da es sich um ein Gesamtwerk handelt, von denen es im Raum München kein zweites gibt, hatte man die Chance eine Stadionlösung, die im Duktus des Gesamtkonzeptes erarbeitet wurde, weiter zu verfolgen. Dank extremer Kurzsichtigkeit und Animositäten wurden diese Ideen leichtfertig vertan. Oder war es damals schon Sinn und Zweck der Übung dem Rekordmeister zu seinem ersehnten "eigenen" Stadion zu verhelfen nachdem das Oly, von seiner Majestät dem Kaiser ehemals als "schönstes Stadion der Welt" bezeichnet, in Ungnade gefallen war und seine Heerscharen vorgaben etwas Neues sogar weit vor den Toren der Stadt erbauen zu lassen. Wer wagt es sich einem Rekordmeister in den Weg zu stellen? Die Lösung war K-H W der eingelullt wurde und auf den Trick eines vermeintlich gemeinsamen Stadions hereinfiel. Bingo, alles politisch bestens und wasserdicht abgelaufen. Jeder hat sein Gesicht behalten. Ein Schelm der Böses denkt.

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