Mueller-Missverständnis, Darlehensvertrag-Zoff und sportliche Krisen: Das turbulente Jahr des TSV 1860
München - Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind – und der Löwe fährt Achterbahn: Das Jahr 2024 geriet selbst für Sechzger-Verhältnisse zu einem außergewöhnlichen Jahr voller rekordverdächtiger Höhen und Tiefen.
Angefangen mit der überfälligen Neubesetzung entscheidender Ämter bei den Profis, wurden beim TSV 1860 Anfang des Jahres Sport-Geschäftsführer Christian Werner, der Argirios Giannikis als Cheftrainer holte, sowie Finanz-Boss Oliver Mueller – ohne Beteiligung von Investor Hasan Ismaik – von den Vereinsbossen installiert.
Klassenerhalt und XXL-Umbruch beim TSV 1860 im Sommer
Das sportliche Löwen-Jahr im Schnelldurchlauf: Giannikis und Werner konnten den taumelnden TSV durch acht Spiele in Serie ohne Niederlage stabilisieren, der Klassenerhalt gelang nach mehreren Rückschlägen aber erst am vorletzten Spieltag durch ein 1:0 bei RW Essen.
Es folgte – wie so oft bei 1860 – aus finanziellen Gründen, ein XXL-Umbruch mit 20 Abgängen und mehr als einer ganzen Elf an Neulöwen.
Kein Drittligist war schlechter: Nur zwei Heimsiege in zehn Partien für den TSV 1860
Sport-Boss Werner hat es geschafft, einen nominell starken Kader zu formen, nach AZ-Informationen dabei allerdings mehr Etat gebraucht als die kolportierten 4,5 Millionen Euro.
Zum Vergleich: In der Vorsaison waren es mehr als sechs Millionen. Nach drei Auftaktpleiten in Folge konnten Giannikis und Werner mit dem weiß-blauen Achterbahnwaggon der Giesinger einige steile Kurven hochdonnern, in der Auswärtstabelle ist Sechzig spitze. "Wir hatten viele Aufs und Abs", gestand der 1860-Trainer: Kurioserweise ist es die chronische Heimschwäche, die Sechzig immer wieder auf den Boden der Tatsachen stürzen ließ. Zwei Heimsiege in zehn Partien – kein Drittligist war schlechter.
Ob das altehrwürdige Grünwalder Stadion seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren hat und selbst der Kultstatus der Giesinger Spielstätte bröckelt, nachdem die größeren und vielleicht sogar kleineren Ausbaupläne bedenklich wackeln? Vereinspolitisch war bei den Blauen 2024 alles beim Alten – und doch irgendwie neu: Die Spaltung der Gesellschafter um den ungeliebten Geldgeber Ismaik und den ebenso polarisierenden Präsidenten Robert Reisinger durchzieht Fanlager wie Verein.
Mueller-Missverständnis und Darlehensvertrag-Zoff: Zwei fragwürdige Kapitel des TSV 1860 im Jahr 2024
Im Juni im Rahmen der Mitgliederversammlung konnten die investorenkritischen Machthaber des e.V. durch einen 9:0-Sieg bei der Verwaltungsratswahl einen erdrutschartigen Erfolg feiern. Der täuschte aber darüber hinweg, dass die Opposition des "BündnisZukunft1860" um IHK-Präsident Klaus Lutz und Martin Gräfer, Vorstand von Hauptsponsor "die Bayerische", nur durch ein 40:60-Votum unterlagen – und der Investorenkurs mit Ismaik sowie weiteren Geldgebern nach wie vor zahlreiche Anhänger hat.
Das 215-Tage-Missverständnis um den fristlos entlassenen Mueller – sowie Zoff zwischen Präsidium und Verwaltungsrat über die Ausgestaltung eines überlebensnotwendigen Darlehensvertrages über 8,8 Millionen mit Ismaik gehen als zwei (weitere) fragwürdige Kapitel des Jahres 2024 in die Vereinshistorie ein.
Man fragt sich nur: Wie viele solcher Kapitel sollen noch folgen, bevor bei Sechzig wenigstens zur Weihnachtszeit endlich wieder einmal an einem Strang gezogen wird?