Ismaiks Ende bei 1860 naht
MÜNCHEN - Sollte irgendwann jemand ein Buch schreiben wollen darüber, wie ohnehin kriselnde Geschäftsbeziehungen innerhalb von zehn Tagen komplett zerstört werden können, die Löwen könnten mal wieder als Lehrbeispiel dienen.
Am Dienstagvormittag verlängerte 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer die Verträge mit Sportchef Florian Hinterberger und Trainer Alexander Schmidt. Ein Schritt, der nach dem nicht abgesprochenen Vorstoß von Investor Hasan Ismaik („We need a new sportchef”) und dem darauf folgenden, ins Leere gelaufenen Ultimatums von Löwen-Präsident Hep Monatzeder (13 Millionen bis Dienstag, sonst läuft alles weiter wie bisher) zu erwarten war.
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Zu erwarten war aber auch die Reaktion Ismaiks darauf. Sie kam prompt – und vielleicht doch eine Stufe härter als von den Löwen erhofft. Ismaiks Münchner Anwalt Michael Scheele erklärte per Pressemitteilung unverhohlen einen baldigen Ausstieg Ismaiks. „Der mehrfach geäußerte gute Wille von Herrn Ismaik wurde im Keim erstickt. Es dürfte nicht weiter verwundern, wenn dies schwerwiegende Konsequenzen zum Nachteil des Vereins provoziert”, schrieb Scheele da. Und dann ein Satz, der als Abschiedsgruß Ismaiks verstanden werden muss: „Herr Ismaik wird seine Begegnungen mit zahlreichen Mitglieder und Fans in guter Erinnerung behalten”, schrieb der Anwalt, ehe er zum Investor nach Abu Dhabi reiste – um „Konsequenzen” zu erörtern. Diese seien „ausschließlich von der Vereinsführung zu verantworten.”
Das war nichts weniger als die Ankündigung einer einer schmutzigen Scheidungsschlacht.
Was passieren könnte:
Was kann Ismaik jetzt tun?
Der Jordanier hat bisher insgesamt 27 Millionen Euro in 1860 gesteckt. Aus dem Kooperationsvertrag kommt er ohne weiteres nicht raus, da er Anteisleigner ist. Seine Anteile könnte er nun an den Verein zurückgeben – schenken, da 1860 das Geld für den Rückkauf nicht hat – oder auf dem freien Markt verkaufen. Letzteres versucht er allerdings bereits erfolglos seit einem dreiviertel Jahr in der arabischen Welt. Letzten Donnerstag beauftrage er außerdem einen in Deutschland ansäßigen Makler, die Anteile auf dem deutschen Markt zu veräußern. Sollte Ismaik seine Anteile nicht loswerden, könnte er zumindest jegliche weitere Zahlungen einstellen. Damit würde er aber die Insolvenz der KGaA riskieren – und somit die Abschreibung seines gesamten Investments.
Was kann 1860 jetzt tun?
Schäfer schien schon am Vormittag mit Ismaiks Schritt gerechnet zu haben. „Wie Herr Ismaik jetzt reagiert, ist seine Sache. Wir mussten jetzt zügig handeln”, sagte er. Und weiter: „Wir haben einen Plan, den wollen wir weitergehen. Wir planen mit dem gleichen Budget wie letztes Jahr.” Tatsächlich dürfte zumindest die Finanzierung der nächsten Spielzeit gesichert sein – sollten Zuschauer- und Sponsoringeinnahmen nicht einbrechen. Von Ismaiks erster Rate für den Dreijahresplan ist noch Geld da. Bis zum 23. Mai müssen die Löwen aber dennoch einen Liquidiätsnachweis von rund zwei Millionen Euro an die DFL erbringen.
Was bedeutet die Eskalation für Monatzeder?
Am 25. April muss der Präsident sich der Delegiertenversammlung zur Bestätigung stellen. War Monatzeder schon bei seinem Amtsantritt nicht sonderlich beliebt, dürften der schwer durschaubare Streit und sein Krisenmanagement ihm weiter zugesetzt haben. Dazu kommt, dass weder Hinterberger noch Schmidt sonderlich beliebt sind bei den Fans.