Giesings neue Galionsfigur: Marco Hiller soll beim TSV 1860 die Mölders-Lücke füllen
München - Seit der Wiederbelebung des TSV 1860 durch den Aufstieg aus der Regionalliga bis Dezember 2021 war hauptsächlich ein Spieler das Gesicht der Löwen: Sascha Mölders. Nach dem Abgang des Kult-Kickers hat Trainer Michael Köllner Stefan Lex und Marcel Bär als torgefährliches Kompensations-Duo anstelle des 36-jährigen Oldies ausgemacht. Doch wer ersetzt ihn als Identifikationsfigur?
"Grundsätzlich ist es in einem Traditionsverein wichtig, dass du Gesichter produzierst. Das ist unerlässlich. Als Trainer musst du schauen, dass du das hinbekommst", sagte der Chefcoach des TSV 1860 im Trainingslager in der Türkei: "So, wie Sascha Mölders unser Gesicht in den letzten Jahren war, musst du immer schauen, dass du auch wieder Gesichter hast, die zukünftig den Verein und die Profimannschaft abbilden."
Marco Hiller kam bereits mit elf Jahren zum TSV 1860
Dabei hat Köllner zuallererst einen Löwen auf dem Schirm: Marco Hiller. "Marco ist natürlich prädestiniert dafür. Ein Spieler, der aus dem eigenen Nachwuchs kommt, bei einem Verein, der sich über viele Jahre über die Nachwuchsarbeit definiert hat." Hiller, Giesings neue Galionsfigur.
Hiller, gebürtiger Gröbenzeller und seit seinem elften Lebensjahr ein Löwe, hat nicht nur bezüglich Herkunft und Vergangenheit im Verein die richtigen Voraussetzungen.
Köllner lobt, was Hiller auch in einer AZ-Umfrage den Titel des besten Löwen der Hinrunde einbrachte: "In der Zeit, seit ich hier bin, hat er sich fußballerisch super entwickelt."

Köllner über Hiller: "In der Summe hat er uns viele Punkte geholt"
Plakativ-witzig kritisiert Köllner die einstige Schwachstelle des 24-Jährigen, die er längst durch hartnäckiges Training ausmerzen konnte: "Früher war der Ball am Fuß eher ein Fremdkörper für ihn. Wir arbeiten da fleißig dran, dass er am Fuß stärker wird.".
Dazu kommt, wie man an Hillers Körpersprache und lautstarken Kommandos wahrnehmen kann: "Er ist auch als Typ selbstbewusster geworden." Köllner weiß, dass Hiller trotz aller Fortschritte noch kein, Pardon Löwen, Manuel Neuer ist. "Marco hatte auch Spiele drin, in denen er nicht immer toll ausgeschaut hat. Das ein oder andere hat er uns auch gekostet", gestand Köllner, lobte aber im Umkehrschluss: "In der Summe hat er uns aber viele Punkte geholt."
Trotz Blut und Schmerzen: Hiller hält für 1860 die Knochen hin
Dann wäre da noch ein weiterer Faktor. "Wenn du ein Spiel nimmst wie das gegen die Mannschaft, die letztes Jahr abgestiegen ist: Schmerzen, Blut – und er spielt weiter. Das ist am Ende auch das, was ein Fan sehen will. Er geht mit dem Verein durch dick und dünn, hält auch den Kopf hin, wo andere zurückziehen. So nimmt dann so eine Geschichte ihren Lauf."
Erklärung am Rande: Köllner meint den letztjährigen Absteiger und Löwen-Rivalen FC Bayern II, dessen Namen die Blauen nicht allzu gerne in den Mund nehmen.
Marco Hiller ist beim TSV 1860 absolut unumstritten
Bleiben nur noch zwei Dinge zu tun für Hiller, den jungen Mölders-Nachfolger: Weiterentwickeln – und unterschreiben! Hillers Vertrag läuft schließlich im Sommer aus. Doch keine Sorge, Löwen-Fans: Wie Sport-Boss Günther Gorenzel kürzlich erklärte, hat der Torwart bereits seine Absicht erklärt, auf Giesings Höhen bleiben zu wollen – und zwar ligaunabhängig.
Während viele Akteure, wie wohl bald Dennis Dressel, ihr Heil in einem Wechsel in die Zweite Liga sehen, scheint Hiller bei den Blauen bleiben zu wollen. Köllners Meinung dazu: "Am Ende sind es immer Geschichten von mehreren Seiten. Ich glaube, wenn wir Marco heute einen Vertrag bis 2037 geben – den würde er wohl unterschreiben. Zum anderen: Er ist sportlich unsere Nummer eins, wobei wir nicht vergessen, dass Tom Kretzschmar die Position eins zu eins übernehmen kann."
Wie der Oberpfälzer zu seinem Keeper stehe, sei klar: "Wenn ich eine schlechte Meinung hätte, würde ich ihn nicht jede Woche aufstellen. Ich habe mich auch nie dahingehend geäußert, dass ich einen anderen Torwart will."
Klamme Kasse: Kann der Sechzig mit Hiller verlängern?
Letztlich sei es allerdings nicht Köllners Aufgabe, sondern die der Geschäftsführung. Und genau darin liegt der Hund begraben bei den Löwen, denn: Will man einen Leistungsträger wie Hiller weiter aufbauen, ginge dies im Normalfall mit einer Gehaltserhöhung einher. Nachdem der Etat des TSV von 4,7 Millionen auf Stand jetzt etwa nur noch drei Millionen gesenkt werden soll, sind keine großen Salär-Sprünge drin.
Im Gegenteil: Gorenzel muss sparen. Klingt nach einem klassischen Fall für die gute, alte Schmerzgrenze, das Tauziehen mit dem potenziellen neuen Sechzger-Gesicht.