Giannikis-Nachfolger über TSV 1860: "Habe mich bereits umfassend mit den Löwen auseinandergesetzt"
München – Es ist getan. Am Sonntag, dem Tag nach dem 0:4-Klatsche der Löwen beim 1. FC Saarbrücken, besiegelten die Sechzger das Aus ihres Cheftrainers Argirios Giannikis – und haben nun auch einen Nachfolger gefunden.
Christian Werner, der Sport-Geschäftsführer des TSV 1860, hat am Montag aus einer kurzen Kandidatenliste mit den Vereinsbossen einen neuen Chefcoach herausgefiltert – und noch bevor Giannikis offiziell entlassen worden war, erfuhr die AZ exklusiv: Es wird Patrick Glöckner. Um 18.11 Uhr bestätigten die Löwen die Verpflichtung des Coaches, der am Dienstag um 10.30 Uhr seine erste Trainingseinheit an der Grünwalder Straße leiten wird. "Ich habe mich bereits umfassend mit den Löwen und der Mannschaft auseinandergesetzt", sagte er: "In den kommenden Tagen gilt es intensiv zu arbeiten, um das Team in der Kürze der Zeit bestmöglich auf das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II vorzubereiten."
Kein Wunder, schließlich war er nach AZ-Infos schon im September Kandidat beim TSV.
Ein Sechser kommt auch noch zu den Löwen
Glöckner darf sich nun auf mindestens einen Winter-Transfer freuen: Auch Philipp Maier (30), Sechser von Zweitligist SSV Ulm und bekennender 1860-Fan, kommt im Rahmen des von Investor Hasan Ismaik geschnürten Finanzpaketes. Dies verkündete 1860 ebenfalls am Abend. "Mit dem Wechsel zum TSV 1860 München geht ein großer Wunsch für mich in Erfüllung", meinte Maier, Werner bezeichnete ihn als Soforthelfer. Die Verpflichtung eines Stürmers ist aktuell noch in der Schwebe.
Bezeichnend für die destruktiven Zustände zerstrittener Sechzger neben der ausbleibenden Glöckner-Verpflichtung: Giannikis' Entlassung wurde erst am Montagnachmittag offiziell. "Agi Giannikis hat die Löwen in der vergangenen Saison nach einer Serie von Niederlagen übernommen, die Mannschaft stabilisiert und schlussendlich zum Klassenerhalt geführt", so Werner in der entsprechenden Pressemitteilung.

Er dankte Giannikis für den "engagierten Einsatz" und eine "sehr angenehme Zusammenarbeit", aber wies auch auf die sportliche Misere hin: "In der laufenden Saison ist die Mannschaft hinter den Erwartungen zurückgeblieben.“
Neben Giannikis muss auch Co-Trainer Hübl die Löwen verlassen
Spätestens aufgrund der Eindrücke beim 0:4 in Saarbrücken habe sich Werner "unter Einbeziehung der Gremien und beider Gesellschafter dazu entschieden, durch einen Wechsel im Trainerteam neue Impulse zu setzen, um eine erfolgreiche Rückrunde zu spielen." Mit anderen Worten: um nicht abzusteigen. Der langjährige Co-Trainer Franz Hübl muss ebenfalls gehen, nachdem er die beiden letzten Wechsel noch überstanden hatte.
Immerhin: Die von Werner beschriebene und oft gelobte interne Zusammenarbeit scheint bis zuletzt möglich gewesen zu sein, denn Giannikis gab folgende Abschiedsbotschaft ab: "Ich war jeden Tag mit voller Freude und mit vollem Engagement Cheftrainer des TSV 1860 München und bin mir sicher, dass wir im Team die aktuelle Situation gemeistert hätten."
Der 44-Jährige blickt auf "viele positive Erlebnisse, wie den Klassenerhalt durch den Sieg in Essen". Giannikis werde "den Klub immer im Herzen behalten", er bedankte sich bei allen Beteiligten: "Ich drücke den Löwen weiterhin die Daumen und wünsche viel Erfolg."
Trainer Glöckner und Löwen-Boss Werner kennen sich noch aus Mannheim
Und wer ist der neue 1860-Dompteur? Der Rheinländer gilt zwar nicht als absolute Trainer-Größe, er ist durch sein Engagement bei Hansa Rostock (November 2022 bis März 2023), Waldhof Mannheim (2020-22), dem Chemnitzer FC (2019/20) und Viktoria Köln (2018/19) aber ein zweit- und drittligaerfahrener Coach. Mit Chemnitz musste Glöckner den Abstieg in die Regionalliga hinnehmen.
Spannend verlief auch sein Werdegang vor der Trainerlaufbahn: Glöckner wurde bei Eintracht Frankfurt (1991-98) zum Fußballprofi und kam zu 14 Zweitliga-Einsätzen für Frankfurt und die Stuttgarter Kickers. Er entschied sich jedoch, auch aufgrund mehrerer Knorpelschäden, für eine Karriere als Model und Unternehmer. Er gilt als enger Freund von Ex-Nationalspieler Michael Ballack.
Glöckner und Werner kennen sich noch aus gemeinsamen Tagen bei Traditionsklub Mannheim: Der gebürtige Bonner trainierte den Waldhof zwei Spielzeiten lang, Werner begann sein Engagement kurz vor Glöckners Abschied. Der Kontakt ist seitdem nicht abgerissen.
Ob es Glöckner gelingen wird, schon am Samstag gegen den VfB Stuttgart II (14 Uhr, AZ-Liveticker) die Erfolgs-Glocken zu läuten? Löwen-Boss Werner glaubt daran: "In Mannheim ist es ihm gelungen, viel aus der Mannschaft herauszuholen und die anvisierten Ziele zu übertreffen. Ich bin davon überzeugt, dass ihm dies auch mit unseren Spielern gelingt, und wir eine erfolgreiche Rückrunde spielen."