Coach immer dominanter: Köllner geht beim TSV 1860 all in
München - Die Pokerfreunde unter den Löwen kennen das ja. Mit einem halbwegs vernünftigen Blatt auf der Hand, oft auch schon etwas in Bedrängnis, schiebt man alle seine Chips in die Mitte. Alles oder nix. Ganz so, wie es Michael Köllner derzeit mit seinen Löwen betreibt.
Der Chefcoach des TSV 1860 bat am Freitagvormittag zum offiziellen Auftakt der Saison 2022/23. Alle seine Spieler, über 30 Mann, schürte der Oberpfälzer auf der Terrasse des Medienstüberls in einem dichten Kreis um sich, um seine Saison-Premierenansprache zu halten. Um 11 Uhr waren die Medien dran, Köllner stellte sich nach dem ersten, inoffiziellen Auftakt zu Wochenbeginn nun in großer Presserunde den Fragen.
Das Ziel für 2023: Der langersehnte Aufstieg
Sogar ein französischer TV-Sender ließ sich blicken. Giesing international! Die Frage aller Fragen musste keiner stellen, der Fuchsmühler Trainerfuchs nahm proaktiv und ausführlich Stellung zum großen, für manchen Fan längst überfälligen Traum.
"Die Erwartungshaltung wurde mit jedem Tag und jedem Transfer höher geschraubt, bei manchen schon in unermesslichen Höhen", meinte der TSV-Trainer süffisant über die Sechzger-Träume, einhergehend mit den acht eingetüteten Transfers und dem bevorstehenden Deal mit Neuzugang Nummer neun (siehe unten). Transfers, die der Coach offensiv gefordert hatte, um das Ziel Aufstieg klar formulieren zu können.
Jetzt sagt Köllner auf AZ-Nachfrage zu den Stichworten Aufstiegstraum und Aufstiegsdruck: "Der ein oder andere Fan hat schon die Vermutung, dass wir die Saison im Vorbeigehen mitnehmen und in einem Jahr die Zweitliga-Vorbereitung angehen."
Unter Druck entstehen Diamanten
Dem Löwen-Dompteur ist bewusst, dass er durch zwei vierte Plätze in Serie und sein forsches Auftreten die Latte höher gelegt hat. Auch die Tatsache, dass er all seine Wunschspieler bekommen habe, spielt in diese Gemengelage hinein. Daher ist es nun an der Zeit, das Ziel entsprechend zu formulieren: "Wir wollen den Wunsch unserer Fans und des ganzen Vereins, in die Zweite Liga zurückzukehren, natürlich erfüllen." Schließlich ist Köllner All in gegangen.
Wie will der einstige Aufstiegstrainer des 1. FC Nürnberg nun verhindern, dass ein enormer Druck entsteht? Gar nicht. Schließlich entstehen unter Druck, voilà, Phrasenschwein, doch Diamanten. So soll es auch mit den Sechzgern geschehen: "Genau das ist doch das Paradoxon: Diese enorme Erwartungshaltung wollen wir nutzen!", fordert der 1860-Coach: "Es ist doch toll, wenn die Begeisterung spürbar ist. Diese Begeisterung muss uns doch beflügeln!"
Dies solle am Samstag um 14 Uhr schon losgehen, wenn der TSV mit einem Showtraining und einem Spiel elf gegen elf startet. Köllner: "Ich hoffe, dass viele Fans kommen." Man wolle schließlich gerade nach Corona wieder "nahbar" sein.
Einige Junglöwen rücken in die Profimannschaft auf
Die acht Neulöwen sollen allesamt auch am Sonntag bei der Testspielpremiere beim TSV Waldkirchen (16 Uhr) bereits zum Einsatz kommen. Übrigens: Im Kader des TSV 1860 ist es nebst den Neuen und den acht Abgängen um Spielmacher Richard Neudecker, Drennis Dressel und Co. auch zu weiteren Veränderungen kommen: Das Trio Maxim Gresler, Johann Djayo und Marco Mannhardt werde wieder in der U21 auflaufen, die Youngster Michael Glück und Devin Sür (die ganze Saison) sowie Marius Wöhrl (zumindest in der Vorbereitung) rücken zu den Profis auf.
Laut Köllner könne es auch noch zu Abgängen kommen, allerdings eher, um den Kader zu verkleinern. Die langzeitverletzten Leistungsträger Marius Willsch und Daniel Wein haben zwar die Leistungstests absolviert, man könne sie aber noch nicht einplanen. Für alle anderen gilt, wie beim pokern: Lasset das Spiel beginnen.