Abgekupferte Fanartikel bei 1860? Ismaik-Vertrauter Power sorgt mit "plumper Provokation" für Wirbel
München - Es gibt mal wieder Streit im Löwen-Kosmos. Mittendrin ist einmal mehr Anthony Power, Geschäftsführer der eigenständigen Merchandising GmbH und Vertrauter von Investor Hasan Ismaik.
Schon in den vergangenen Jahren hatte Power durch Klagen gegen Privatpersonen im 1860-Umfeld und ganze Fanklubs für Missmut bei Teilen der Anhängerschaft gesorgt. Im aktuellen Fall geht es um Fanartikel, die über seine Merchandising GmbH vertrieben werden. Denn die weisen frappierende Ähnlichkeit zu Kleidungsstücken auf, die zuvor schon im Shop des e.V. zu finden waren.
Konkret geht es um Fanartikel, die mit einem Logo mit dem Spruch "Wir sind der Verein - 1860 München" bedruckt sind. Einziger Unterschied: Bei der Ausführung der Merchandising GmbH ist der Löwe in der Mitte leicht verändert, ansonsten sind die Kleidungsstücke in Farbe und Design identisch. (Hinweis: Das entsprechende Shirt des e.V. sehen Sie hier, das der Merchandising GmbH hier)
Anthony Power hat sich schon mehrfach mit 1860-Fans verkracht
Benedikt Niedergünzl, der die Fanartikel für den Shop des e.V. konzipiert hat, machte zuletzt im einem ausführlichen Interview mit dem Magazin "11 Freunde" auf das Gebaren der Merchandising GmbH aufmerksam. Die AZ hat mit ihm über die Hintergründe für seinen Ärger gesprochen.
Für Niedergünzl ist das Vorgehen nichts anderes als eine "plumpe Provokation". Power sei der e.V. "ein Dorn im Auge. Nicht umsonst hat er davor auch schon Fanklubs verklagt."

"Sein Ziel ist, dass jeder im Merchandising-Shop von Hasan Ismaik einkauft. Egal, ob es dabei die Artikel der aktiven Fanszene sind oder welche von den 'Löwenfans gegen Rechts'. Ihm ist das alles ein Dorn im Auge. Vor allem natürlich der Shop vom e.V.", meint Niedergünzl gegenüber der AZ.
Hintergrund ist eine Klage der Merchandising GmbH vor einigen Jahren gegen die "Löwenfans gegen Rechts", die auf Bekleidung und Aufklebern das Löwen-Logo verwendet hatten – und zwar schon seit vielen Jahren. Im November 2019 kam das Landgericht Nürnberg-Fürth zu einem Urteil und befand, dass dem Kläger keine markenrechtlichen Ansprüche zustünden. Belastet wurde das Verhältnis aber natürlich trotzdem, daran hat sich bis heute nichts geändert.
Fanartikel-Plagiate: Ein Gang vors Gericht ist (vorerst) nicht geplant
Einen Gang vors Gericht will Niedergünzl vorerst nicht anstreben, obwohl er dazu laut eigener Aussage durchaus das Recht hätte. "Wir haben das schon mit Anwälten besprochen und es gibt da durchaus einen Grund zur Klage. Im Löwen-Umfeld gibt es da ja ohnehin einige, die sehr aktiv sind und zum Beispiel auch schon die 'Löwenfans gegen Rechts' ehrenamtlich vertreten haben", erklärt er gegenüber der AZ.
"Nach den ganzen Auseinandersetzungen, die in den letzten Jahren schon vor Gericht waren, sind wir müde. Wir und der e.V. haben uns jetzt erst einmal gegen einen Gang vors Gericht entschieden, halten uns aber alle Möglichkeiten offen", so Niedergünzl weiter.
Abgekupferte Fanartikel: Westkurve attackiert Anthony Power
In der Fanszene haben die abgekupferten Fanartikel bereits für mächtig Diskussionen gesorgt. Beim letzten Heimspiel der vergangenen Saison zeigte die Westkurve ein Banner, das sich direkt gegen Power richtete. "Erst Löwen wegen Markenrechten verklagen, jetzt e.V.-Design kopieren. Anthony, du Luftpumpe. Scham di!" stand dort geschrieben.
Für Niedergünzl geht es in dem aktuellen Fall nicht um irgendwelche Eitelkeiten wegen des plagiierten Designs. Wichtiger sei für ihn, dass dem bundesweit renommierten Nachwuchsleistungszentrum der Löwen, für das sich der e.V. verantwortlich zeichnet, keine Einnahmen entgehen. Und das auch noch durch ein Konkurrenzprodukt in beinahe identischem Design, das teilweise günstiger angeboten wird.
Nierdergünzl: Der e.V. trägt das NLZ mittlerweile komplett alleine
"Es ist mir wichtig, dass die Einnahmen aus dem Shop in den e.V. und damit ins Nachwuchsleistungszentrum fließen. Das ist die Herzkammer dieses Vereins", sagt Niedergünzl, der sich auch bei den "Unternehmern für Sechzig" für den Verein engagiert. "Die Einnahmen aus unserem Shop fließen in den e.V., der mittlerweile zu hundert Prozent das Nachwuchsleistungszentrum trägt", sagt er: "Aufgrund der ausbleibenden Zahlungen, die im Kooperationsvertrag vereinbart sind, fließen da nicht einmal mehr die 500.000 Euro, sondern die KGaA transferiert einfach kostenlos die Spieler aus dem NLZ zu sich. Dass so etwas dann auch noch torpediert wird, ist schon sehr dreist!"
Hiller, Morgalla und Co.: Die Profi-Fußballer profitieren enorm vom NLZ
Tatsächlich profitierte auch die ausgegliederte Profifußball-Abteilung auch in den vergangenen Jahren enorm von der guten Nachwuchsarbeit, die im e.V. geleistet wird. Mit Marco Hiller, Niklas Lang, Semi Belkahia, Fabian Greilinger oder Dennis Dressel schafften in den vergangenen Jahren zahlreiche Junglöwen den Sprung in die erste Mannschaft und etablierten sich dort als Stammspieler.
Jüngstes Beispiel ist Leandro Morgalla, der mit gerade einmal 17 Jahren bereits im Blickfeld der U21-Nationalmannschaft steht und dessen Marktwert sich laut "transfermarkt.de" sich auf 300.000 Euro beläuft. Er ist die nächste brandheiße Aktie aus dem eigenen NLZ.
"Unternehmer für Sechzig" springen ein: NLZ verursacht Kosten, die gedeckt werden müssen
Für Niedergünzl ist es daher wichtig, dass der eigene Unterbau auch in Zukunft auf einem stabilen Fundament steht. "Es gibt in Deutschland außer den Bayern eigentlich keinen Verein, der nicht von seiner Jugendarbeit abhängig ist. Deswegen ist es wichtig, dass das Nachwuchsleistungszentrum auf einem gehobenen Niveau bleibt", so der Unternehmer.
Es ist problematisch, dass sich die Geschäftsführung der KGaA dann nie dazu äußert, wenn Anthony Power propagierte Werte wie Gemeinsamkeit und Zusammenhalt in keinster Weise lebt.
Damit das auch gelingt, braucht es nun einmal Geld. "Es braucht einen hochwertigen Trainerstab, es müssen Ausflüge organisiert werden und man muss schauen, dass man an Turnieren teilnehmen kann. Das sind alles Kosten, die derzeit teilweise nicht einmal gedeckt sind", erklärt Niedergünzl. In diesem Falle springen beispielsweise die "Unternehmer für Sechzig" ein.
Ob sich das Verhältnis zwischen Power und seiner Merchandising GmbH auf der einen und dem e.V. und Teilen der Fanszene auf der anderen Seite noch kitten lässt, ist unklar. Niedergünzl jedenfalls wünscht sich diesbezüglich auch eine klarere Haltung von der Vereinsspitze.
Niedergünzl kritisiert Vereinsspitze: Power genießt bei 1860 "Narrenfreiheit"
"Es ist problematisch, dass sich die Geschäftsführung der KGaA dann nie dazu äußert, wenn Anthony Power propagierte Werte wie Gemeinsamkeit und Zusammenhalt in keinster Weise lebt", meint er und führt sinnbildlich ein Beispiel aus dem Herbst 2020 an: "Als im München-Mord (ZDF-Krimiserie, bei der die Folge 'Ausnahmezustand' in der Fanszene der Löwen gespielt hat; d.Red.) Fans das Scheichlied gepfiffen haben, gab es aber gleich eine Presseerklärung. Das ist schon alles sehr strange, wann es die Geschäftsleitung fertig bringt, sich öffentlich zu äußern und wann nicht."
Eigentlich, so Niedergünzl, genieße Anthony Power beim TSV 1860 "Narrenfreiheit - und genau das ist das Problem!"
Sieht nicht danach aus, als ließe sich der neueste Streit im Löwen-Kosmos so schnell beilegen...
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