Aufstieg ade: Der TSV 1860 und das Hadern mit dem lieben Geld
München - Spätestens seit dem vergangenen Samstag ist klar: Das mit der 2. Bundesliga in der kommenden Saison, das wird nichts für den TSV 1860. Auch wenn die Spielzeit für die Löwen noch nicht vorbei ist und es mit Platz vier immerhin noch ein letztes lohnenswertes Ziel gibt, läuft hinter den Kulissen bereits die Ursachenforschung.
Neben dem durchaus nachvollziehbaren Hadern mit Fehlentscheidungen der Unparteiischen und fortwährendem Verletzungspech hat man an der Grünwalder Straße offenbar auch den fehlenden finanziellen Spielraum als einen Grund für den verpassten Aufstieg ausgemacht. Während bei den Löwen im Winter kein Neuzugang drin war, hat so mancher Konkurrent im Januar noch einmal ordentlich nachgelegt und ist dabei durchaus ins Risiko gegangen.
Gorenzel: TSV 1860 hatte im Winter nur 50.000 Euro zur Verfügung
Vor diesem Hintergrund will auch Trainer Michael Köllner die Saison bewertet wissen. Von einer erfolglosen Spielzeit will er daher nicht sprechen. "Auch, wenn der Aufstiegszug ohne uns abfährt, muss man sich fragen und für sich verbuchen: Was ist Erfolg? Ist Erfolg nur, wenn man aufsteigt? Bei Sechzig will jeder hoch, ich doch auch. Das ist keine Frage. Aber es geht auch darum: Unter welchem Mitteleinsatz?", meint der Löwen-Coach.
Dabei hatte man sich im Winter durchaus mit Neuzugängen beschäftigt. Neben Tim Rieder, der nun im Sommer zu den Löwen zurückkehrt, war etwa auch Terrence Boyd ein Thema an der Grünwalder Straße. Da laut Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel allerdings nur 50.000 Euro zur Verfügung standen, ließ sich eine Verstärkung nicht realisieren. Boyd wechselte stattdessen zum 1. FC Kaiserslautern, mit dem er vor dem Aufstieg steht.
Köllner über Boyd: "Solche Spieler können wir uns nicht leisten"
"Da geht es um ein Paket von 1,5 Millionen. Da braucht man keine Märchen zu erzählen: Solche Spieler können wir uns nicht leisten. Das ist Fakt", stellt Köllner klar und verweist auf einen anderen Klub, der im Winter ebenfalls nachgelegt hat, nun aber in der Tabelle hinter 1860 steht: "Wenn ich lese, dass Mannheim letzte Saison mit einem Minus von 2,4 Millionen abgeschlossen hat und sich in der Winterpause mit Pascal Sohm und zwei weiteren Spielern verstärkt hat: Ist das Erfolg? Sie liegen in der Tabelle hinter uns und wir haben nichts mehr gemacht auf dem Transfermarkt."

Köllners Fazit: Gemessen an den eingesetzten Mitteln habe man "ein gutes und günstiges Ergebnis" erzielt, wenngleich die 2. Bundesliga den Klub natürlich auch weiter beschäftigen wird.
Wir haben nicht 20 gewachsene Drittliga-Spieler wie vielleicht der eine oder andere Konkurrent. Und wenn uns dann der eine oder andere hinten wegbricht, dann wird's immer eng.
Stefan Lex steht voraussichtlich vor letzter Saison
Selbiges gilt für Kapitän Stefan Lex, der sich den Traum vom Aufstieg in seiner voraussichtlich letzten Saison gerne noch erfüllen würde. Doch auch er ist sich bewusst, dass die Möglichkeiten mit dem aktuellen Kader – auch aufgrund der Langzeitverletzten Marius Willsch, Daniel Wein und Keanu Staude – schlicht begrenzt sind. "Wir haben nicht 20 gewachsene Drittliga-Spieler wie vielleicht der eine oder andere Konkurrent. Und wenn uns dann der eine oder andere wegbricht, dann wird's immer eng", sagte Lex zuletzt bei "Magenta Sport".
Auch dem 32-Jährigen ist nicht entgangen, dass mit Kaiserslautern ein Konkurrent im Winter nachgerüstet hat. "Die verdienen dort wahrscheinlich weitaus besseres Geld als bei uns. Dann kann man auch noch mal nachverpflichten im Winter", meinte der Angreifer.
1. FC Kaiserslautern machte sich Sonderregelung zu Nutze
Lex warf aber auch den Blick zurück in die vergangene Saison, als Lautern finanziell noch ganz anders dastand: "Dass die natürlich vor einem Jahr gefühlt in der Insolvenz waren und jetzt auf einmal nochmals Leute nachverpflichten, ist gerade auch im Hinblick auf Türkgücü, die gerade die Punkte abgezogen bekommen haben und vor einem Jahr in Lautern nicht, alles nicht so 100 Prozent gerecht."
Hintergrund ist eine in der vergangenen Saison noch geltende Sonderregelung, die Punktabzüge als Sanktion für einen gestellten Insolvenzantrag aufgrund der Corona-Pandemie aussetzte. Lautern nutzte die Gunst der Stunde, um sich von finanziellen Altlasten zu befreien und darf nun von der Rückkehr in die Zweite Liga träumen. So wie die Löwen – zumindest bis zum vergangenen Samstag.