Zukunft des FC Bayern: Ist das "Gesamtpaket" wirklich noch so attraktiv?
München - Julian Nagelsmann lächelte süffisant, als er die angebliche Verpflichtung von Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui bewerten sollte. "Da freue ich mich dann, wenn es soweit ist. Gerüchte kommentiere ich nicht", sagte der Trainer des FC Bayern, um vieldeutig anzufügen: "Es sind beides gute Spieler, warten wir mal ab, was die Zukunft bringt."
Ein klares Dementi klingt anders. Mittelfeldspieler Gravenberch (19) und Rechtsverteidiger Mazraoui (24), beide noch bei Ajax Amsterdam unter Vertrag, sollen Wunschspieler von Nagelsmann sein. Verschiedene Medien hatten in der vergangenen Woche berichtet, dass die beiden Profis dem Rekordmeister bereits zugesagt hätten.
Verträge laufen 2023 aus: Seit Monaten Unruhe um Bayern-Quartett
Es könnten nach dem feststehenden Abgang von Niklas Süle (Dortmund) und dem sehr wahrscheinlichen von Corentin Tolisso (Vertrag bisher nicht verlängert) die beiden einzigen Neuen der Bayern für die kommende Saison sein. Dies hängt jedoch stark davon ab, ob sich Sportvorstand Hasan Salihamidzic mit den vier Führungsspielern Robert Lewandowski, Thomas Müller, Manuel Neuer und Serge Gnabry einigen kann.
Bereits seit Monaten gibt es Unruhe und Spekulationen um deren 2023 auslaufende Verträge. Jetzt berichteten Medien aus Polen und Spanien erneut, dass sich Lewandowski schon mit dem FC Barcelona geeinigt habe. Von offizieller Seite gab es dazu vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Bayern in der Champions League am Dienstagabend gegen Villarreal (21 Uhr, Amazon Prime Video und im AZ-Liveticker) keine Kommentare.
Keine Mega-Gehälter: FC Bayern will mit anderen Argumenten punkten
Der Poker ist längst eröffnet. Und dabei geht es meist um Geld, viel Geld. Vorstandschef Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer hatten zuletzt jedoch schon angedeutet, dass der Klub nicht jeden Wahnsinn mitmachen werde.
Ehrlich gesagt fällt es mir schwer – bei den Gehältern, die wir bekommen – von Verzicht zu sprechen!
Auch Nationalspieler Leon Goretzka hofft, dass die Vertragsverlängerungen nicht an den Finanzen scheitern. "Ehrlich gesagt fällt es mir schwer – bei den Gehältern, die wir bekommen – von Verzicht zu sprechen. Letztendlich muss es jeder selbst wissen, aber das Gesamtpaket, das wir bei Bayern München bekommen, ist für jeden Fußballspieler auf der Welt sehr attraktiv", sagte er bei "Bild TV"
Schon in der Vergangenheit hatten die Bosse der Bayern immer wieder darauf verwiesen, dass man zwar weniger als andere internationale Top-Klubs bezahle, man in Verhandlungen aber mit anderen Argumenten punkte. Der Verein sei seit Jahrzehnten familiär geführt, stehe finanziell gut da und verfüge über eine Mannschaft, die regelmäßig zum Favoritenkreis der Champions League gehöre, so die Bayern-Bosse. Ein schwieriger Weg, den offenbar nicht jeder mitgehen will.
Goretzka: "Es ging mir nicht darum, den letzten Euro rauszuquetschen"
Goretzka hatte bei seiner jüngsten Vertragsverlängerung (bis 2026) jedenfalls auf Geld verzichtet. "Mir persönlich ging es jetzt nicht darum, den letzten Euro noch rauszuquetschen", betonte er. Und seine Kollegen? "Ich bin natürlich voller Hoffnung und habe auch die Überzeugung, dass wir die Mannschaft zusammenhalten werden."
Die Bayern nervt das Thema längst, der Druck wird von Woche zu Woche größer. Doch Kahn wiegelte zuletzt immer wieder ab. Er verstehe "diese ganze Aufregung nicht. Die Spieler haben noch Verträge für die nächste Saison", sagte der Bayern-Boss.
Immer wieder verlassen Leistungsträger den FC Bayern
Dennoch habe es natürlich "eine hohe, hohe Priorität", mit den Profis zu verlängern. Aber derart komplexe Dinge könne man eben nicht, so Kahn, "im Vorbeilaufen regeln". Salihamidzic bezeichnete die Verhandlungen in einer "finanziell schwierigen Phase" als "kompliziert".
Wie kompliziert das sein kann, zeigte die jüngere Vergangenheit. Leistungsträger wie David Alaba (zu Real Madrid) oder Thiago (zum FC Liverpool) konnte der FC Bayern nicht halten. Und jetzt Lewandowski?