Wenn Robert Lewandowski den FC Bayern verlässt: Warum auch Thomas Müller extrem an Wert einbüßen wird
München - Es ist eine der heißesten Fragen auf dem europäischen Transfermarkt in diesem Sommer: Bekommt Robert Lewandowski seinen Wunsch erfüllt, darf er den FC Bayern in diesem Sommer verlassen? Oder bleiben die Bosse des Rekordmeisters hart und pochen auf die Erfüllung des bis 30. Juni 2023 laufenden Vertrags?
Bislang ist die Haltung der Verantwortlichen klar und unmissverständlich: Der zweimalige Fifa-Weltfußballer soll bis zum Ende der kommenden Saison bleiben – obwohl er dann keine Ablöse mehr einbringt. Grund ist, dass es aktuell schlicht keinen passenden Ersatz für den 33-Jährigen gibt. Wenn man einen Spieler finden würde, der 30 und mehr Tore pro Saison garantieren würde, dann könnte man sich womöglich sogar einen Verkauf im Sommer vorstellen. "Den sehe ich derzeit aber weit und breit nicht", meinte Ehrenpräsident Uli Hoeneß schon vor Wochen.
Ein Lewandowski-Abgang ist für den FC Bayern ein doppelter Verlust
Dabei dürfte den Verantwortlichen durchaus klar sein, dass im Falle eines Abgangs von Lewandowski gleich ein doppelter Verlust droht. Schließlich profitierte auch Chef-Vorlagengeber Thomas Müller in den vergangenen Jahren enorm vom Zusammenspiel mit seinem kongenialen Sturmkollegen. Beide sind seit Lewandowskis Ankunft in München vor acht Jahren ein perfekt eingespieltes Duo und harmonieren außergewöhnlich gut miteinander.
Dies belegen auch die Zahlen: In der abgelaufenen Saison kam Müller wettbewerbsübergreifend in 45 Spielen auf die herausragende Quote von 25 Vorlagen, fast jede Dritte davon (acht) verwertete Lewandowski. Der Torjäger hat sich über die Jahre hinweg an die doch etwas unkonventionelle und auch für viele Mitspieler immer wieder überraschende Spielweise des Ur-Bayern gewöhnt und profitiert davon enorm.
Lewandowski schmerzlich vermisst: Müllers Ideen verpuffen bei der Nationalmannschaft
Dass dies alles andere als selbstverständlich ist, zeigt sich in diesen Tagen in der Nationalmannschaft. Bei den drei Remis gegen Italien, England und Ungarn (je 1:1) blieb Müller, wie viele seiner Teamkollegen insbesondere im Sturm, hinter seiner Normalform zurück und konnte nur selten für Gefahr sorgen. Trotz vieler Bayern-Spieler im Kader sind die Abläufe in der Vorwärtsbewegung des DFB-Teams andere als bei den Münchnern, wo das Spiel stark auf Lewandowski zugeschnitten ist. Einen derartigen Typ Neuner sucht die Nationalmannschaft seit Jahren vergebens – vor allem Müller scheint einen klassischen Mittelstürmer im DFB-Dress zu vermissen.
"Wir haben bei der Nationalmannschaft natürlich andere Spielertypen. Es ist ja auch bekannt, dass die Abstimmung im Verein mit mir und Robert Lewandowski sehr gut funktioniert", meinte Müller vor dem Spiel gegen England auf die Frage, weshalb seine Ideen sich bei der Nationalmannschaft nicht so häufig auf die Mitspieler übertragen lassen. "Hier muss ich mich natürlich auch anpassen an andere Spielertypen. Im ersten Spiel hat zum Beispiel Timo (Werner, d.Red) vorne drin gespielt, danach Kai (Havertz). Timo hat noch mehr Tiefgang, Kai dafür im Strafraum noch mehr Länge. Da muss man sich auch ein bisschen zurechtfinden", erklärte Müller weiter.
Mané kann kein Eins-zu-Eins-Ersatz für Lewandowski sein
Unabhängig davon werden sich die Verantwortlichen an der Säbener Straße Gedanken machen müssen, wie sie Müllers Qualitäten in der Post-Lewandowski-Ära am besten auf den Platz bringen. Aktuell baggert man heftig an Sadio Mané vom FC Liverpool. Der Senegalese ist allerdings ein komplett anderer Spielertyp und wäre daher kein Eins-zu-Eins-Ersatz für den zweimaligen Fifa-Weltfußballer. Mit Eric Maxim Choupo-Moting und Joshua Zirkzee, der von seiner Leihe nach Anderlecht zurückkehrt, hätte man noch zwei Stürmer unter Vertrag, die dem Polen spielerisch deutlich eher ähneln. Aufgrund des großen Qualitätsunterschieds wird aber mit keinem der beiden als Ersatz für Lewandowski geplant.
Ans Aufhören denkt Müller übrigens noch lange nicht. Ebenso wie Manuel Neuer hat der Ur-Bayer seinen Vertrag im Frühjahr um ein Jahr bis 2024 verlängert – sicher auch mit dem Anspruch an einen Stammplatz. Würde man ihn aus der Mannschaft nehmen, weil er mit seiner Spielweise nicht ins System passt, könnte es unruhig werden.
Müller genießt als unumstrittener Führungsspieler innerhalb der Mannschaft ein extrem hohes Ansehen und hat mit seinen mittlerweile 22 Jahren Vereinszugehörigkeit auch bei den Fans ein Stein im Brett. Wozu es führen kann, wenn er sich plötzlich auf der Bank wiederfindet, musste einst Niko Kovac erfahren...