Was nun, Herr Flick? Der Trainer muss seinen Plan hinterfragen

Bayern-Trainer Hansi Flick schafft es nicht, seinem Team ein erfolgreiches Defensivkonzept zu verpassen. Nach der Pleite in Kiel gerät er unter Druck.
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Herber Rückschlag in Kiel: Der FC Bayern um Trainer Hansi Flick (r.) und Assistent Hermann Gerland scheidet gegen den Zweitligisten bereits in der 2. Runde aus dem DFB-Pokal aus.
Herber Rückschlag in Kiel: Der FC Bayern um Trainer Hansi Flick (r.) und Assistent Hermann Gerland scheidet gegen den Zweitligisten bereits in der 2. Runde aus dem DFB-Pokal aus. © Christian Charisius/dpa

München - Als die Sensation perfekt war, gab es in Kiel kein Halten mehr – und nur noch wenig Vernunft. Trotz Corona-Beschränkungen und Abstandsregeln stürmten hunderte Fans spontan vors Holstein-Stadion, um ihre Helden zu feiern.

Nach Sieg gegen die Bayern: Autokorso in Kiel

Es roch nach Schwarzpulver, weil einige Verrückte Böller und Raketen in die Luft jagten. Der Autokorso mit Hupkonzert auf dem Westring wollte gar kein Ende nehmen. Auch Stunden nach dem letzten Elfmeter von Fin Bartels hörte man noch jubelnde, hupende Kieler durch die Stadt brausen.

Jubelnde Kieler nach dem Sieg gegen die Bayern.
Jubelnde Kieler nach dem Sieg gegen die Bayern. © Christian Charisius/dpa

Was für ein Kontrast: Die Bayern lagen da schon bedröppelt in ihren Hotelbetten und rätselten, wie das alles passieren konnte. Da half auch der tolle Blick auf den Hafen nichts mehr.

Hansi Flick: "Natürlich ist es ein Schock"

"Natürlich ist es ein Schock", sagte Hansi Flick nach diesem 5:6 im Elfmeterschießen bei Zweitligist Holstein Kiel – und genauso sah der Bayern-Trainer auch aus. Müde, abgekämpft, durchgepeitscht von Wind, Regen und Schnee. Beim finalen Duell vom Punkt nach 120 spannenden Minuten zuvor konnte Flick gar nicht mehr hinsehen. Er sei einer, der "Elfmeterschießen grundsätzlich nie anschaut", sagte er. Und so verpasste Flick den Fehlschuss des armen Bayern-Profis Marc Roca und Bartels' entscheidenden Treffer an Manuel Neuer vorbei.

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Der Trainer kann keine Elfmeterschießen mit ansehen

Die Siegesschreie von der Kieler Bank verrieten Flick freilich, was passiert war. Kiel explodierte förmlich vor Freude. Für die Bayern war es das erste Pokal-Aus in der 2. Runde seit 2000, damals scheiterte das Team um die heutigen Vorstände Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic am Oberligisten 1. FC Magdeburg.

Weckruf von Kahn

Kahn nahm diese historische Pleite zum Anlass, Flicks Team wachzurütteln. "Vor gut 20 Jahren schieden wir ebenfalls in der 2. Runde im DFB-Pokal aus. Ein halbes Jahr später haben die wir Champions League geholt", schrieb der künftige Vorstandschef bei Twitter. Es war ein motivierender und zugleich ermahnender Appell. Denn Kahn fügte an: "Jetzt müssen wir schleunigst im neuen Jahr ankommen!"

Für den einstigen "Titan", der sich in seinem Funktionärsamt bei Bayern bislang mit öffentlichen Ansagen zurückhält, war dies eine deutliche Botschaft: Mit den Ausreden ist es jetzt vorbei!

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Seit Wochen das gleiche fehlerhafte Muster

Trainer Flick sah es ganz ähnlich. "Im Moment ist das so ein Lauf, den wir haben. Wir müssen jetzt nach vorne schauen und viel arbeiten. Es gibt auch keine Entschuldigung mehr. Wir haben viel zu tun." Das zeigten bereits die vergangenen Wochen, als die Bayern ihre Gegner regelmäßig auf Keeper Neuer zustürmen ließen. "Bei unseren Gegentoren war es zuletzt immer das gleiche Muster", sagte der Münchner Coach zwar. Eine Lösung, wie dieses Problem beseitigt werden könnte, hat er bislang jedoch nicht gefunden. Ganz egal, wen er in der Viererkette auch aufstellt.

Schweinsteiger spricht die Probleme direkt an

Bastian Schweinsteiger legte in seiner Funktion als ARD-Experte den Finger in die Wunde. Als die Bayern-Abwehr beim 1:1 durch Bartels mal wieder viel zu hoch stand, sei dies "unnötig" gewesen, kritisierte Schweinsteiger, 2014 noch gemeinsam mit Flick Weltmeister, und ergänzte treffend: "Man merkt schon bei den Mannschaften, die gegen Bayern spielen, dass sie so ein bisschen dieses Hochstehen der Abwehr versuchen auszuspielen mit direkten Pässen hinter die Abwehr. Man hat es in dem Spiel gesehen, aber auch schon in vielen anderen zuvor. Es kommt mir so vor, als ob der Code so langsam entschlüsselt wird."

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Muss Flick die risikoreiche Taktik anpassen?

Zur Wahrheit gehört selbstverständlich ebenso: Mit genau dieser Taktik, dem extrem hohen und aggressiven Pressing formte Flick die Bayern zur Triple-Mannschaft, zu einem der besten Teams überhaupt in der Klubgeschichte. In der aktuellen Verfassung und angesichts der Belastungen dieser komplizierten Corona-Zeit (kurze Sommerpause, sehr kurze Winterpause, viele Spiele, ein in der Breite zu schwacher Kader) muss Flick seine risikoreiche Taktik nun aber vielleicht doch anpassen. Denn die Stars wirken mental erschöpft. Und klar ist auch: Gewinnt Bayern am Sonntag nicht gegen Freiburg, ist die Krise da.

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  • Radio Pähl am 15.01.2021 13:47 Uhr / Bewertung:

    Der tatsächliche Grund für die aktuelle Bayern-Schwäche wird ja allenthalben angesprochen, doch bei der AZ ist das noch nicht angekommen! Wie man eine so hoch stehende Abwehr, wie die von Bayern überspielen kann, das wussten alle Gegner immer schon - denn die Bayern haben das nicht erfunden, das gibt's schon lange!
    Die Bayern pressen nicht mehr so intensiv wie zuvor! Die Bereitschaft und die Organisation des Pressings hat entscheidend nachgelassen! Dadurch fehlen die Ballgewinne nahe am gegnerischen Strafraum, wodurch früher viele Tore erzielt worden sind. Und die Gegner haben Zeit und Raum die Pässe zu spielen, die den Bayern weh tun. Chipbälle über die Abwehr oder Steilpässe durch die Schnittstellen. Gegen Kiel hat man immer nur einen unermüdlich attackieren sehen: Thomas Müller. Alle anderen Angriffsspieler sind nur alibimäßig hingelaufen! So ist nicht mal Kiel wirklich unter Druck geraten.

  • Meister19 am 15.01.2021 14:48 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Radio Pähl

    Gut analysiert, dass liegt wahrscheinlich an der fehlenden Pause. So ein Pressing kannst du nicht mehrere Jahre durchziehen. Oder der Kader ist qualitativ in der Breite besser bestückt. Das ist leider in diesem Jahr nicht der Fall.

  • Fußball-Fan am 15.01.2021 17:52 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Meister19

    Ausreden über Ausreden. Wie kann das Hochstehen der Abwehr von einem Zweitligisten ausgenutzt werden? Die Lustlosigkeit der Stars war der Grund für die zweite Niederlage in Folge. Die 5 Erfolge der letzten Saison sind ihnen zu Kopf gestiegen. Nicht die Fitness, nicht der Terminplan sind Schuld. Neuer hat sich beim ersten Elfer noch nicht einmal hingeschmissen, blieb wie angewurzelt stehen...und das als Welttorhüter. Die Kieler waren in der zweiten Halbzeit stehend k.o. und trotzdem haben die Bayern den Fisch nicht vom Teller ziehen können. Der Weltfußballer Lewandowski hat sich ab der 74. Minute doch tatsächlich noch 51 Minuten hinter den Kieler Spielern versteckt. Und Flick fiel nichts mehr ein, Taktik wie ein Kreisligatrainer.

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