Vier Gründe für FC Bayerns Stolpern in Mainz ‒ Kimmich warnt und stellt Forderung
Mainz/München - Alle Jahre wieder ‒ reist der FC Bayern in der Bundesliga zum FSV Mainz und bekommt regelmäßig auf die Narrenkappe. In 2020/21, 2021/22 und 2022/23 gewannen die Rheinhessen ihr Heimspiel gegen den Rekordmeister (2:1, 3:1 und 3:1), trainiert von Hansi Flick, Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel.
Diesmal erwischte es Vincent Kompany mit einem 1:2, für das der Südkoreaner Jae-Sung Lee per Doppelpack (41./60.) sorgte. Der Belgier befindet sich in prominenter (Leidens-) Gesellschaft. Fun-Fact der närrischen Bilanz der Münchner beim Karnevalsverein: Es war tatsächlich Tuchel, der im Oktober letzten Jahres in Mainz mit 3:1 gewonnen hatte.
FC Bayern München verliert in Mainz: "Es ist ein gefährlicher, aber auch ein entscheidender Moment"
Auch Kompany kennt Glücksgefühle in der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz: Ende Oktober gewann sein Team in der zweiten Pokalrunde souverän mit 4:0. Diesmal wirkten die Münchner seltsam passiv und schicksalsergeben. Bayern in Mainz, wie es sinkt ‒ und nichts macht. Das (abgefälschte und geschenkte) Anschlusstor von Leroy Sané (87.) kam zu spät.

Für Joshua Kimmich war die vierte Pleite der Hinrunde (zwei in der Champions League, eine im DFB-Pokal und nun die erste in der Liga) ein guter Grund, um über Grundsätzliches zu sprechen: "Wir merken, dass wir nichts geschenkt bekommen. Es muss uns weiter bewusst sein, dass wir uns alles erarbeiten müssen."
Der Appell des Vize-Kapitäns lautete daher: "Es ist ein gefährlicher, aber auch ein entscheidender Moment, dass wir jetzt als Mannschaft zusammenstehen und weiter hart arbeiten."
FC Bayern verliert in Mainz ‒ aus vier Gründen
Was war diesmal anders als vor sechseinhalb Wochen an Ort und Stelle? Eine AZ-Analyse:
1) Ohne Knipser Kane fehlt Torgefahr: In Mainz blieben die Bayern über 75 Minuten lang ohne einen einzigen Schuss aufs Tor. Der Anschluss zum 1:2 war glücklich, doch die Reaktion dürftig. "Danach haben sie es aber in acht, neun Minuten nicht geschafft, sich einen weiteren Torschuss zu erarbeiten", monierte Ex-Bayernspieler Didi Hamann in seiner Rolle als Sky-Experte.

Wohl wahr! Ohne den verletzten Mittelstürmer Harry Kane als Fixpunkt und Verwerter von Flanken fehlt der Zielspieler. Thomas Müller kann seinen Kumpel nicht eins zu eins ersetzen, weil er ein anderer Spielertyp ist. Ein zweiter Mittelstürmer fehlt im Kader (siehe dazu auch unten).
2) Die zu große Abhängigkeit von Musiala: Hamann brachte es bei Sky auf den Punkt: "Wenn Musiala blass ist, dann ist Bayern blass". Im Wissen die ständig quälende TV-Nervensäge des Rekordmeisters zu sein, fügte er hinzu: "Die Bayern werden es nicht hören wollen, aber es ist so: Wenn Musiala vorne nichts macht, dann passiert vorne auch nichts."
Die Flügelspieler Kingsley Coman und Serge Gnabry fehlen aktuell ‒ mal wieder ‒ verletzt. Die Abteilung Kreatives ist schon länger außer Form (Leroy Sané) oder zu schwankend in seinen Leistungen (Michael Olise).

3) Die zweite Reihe bringt's nicht: Natürlich war es schwierig für Eric Dier, ohne Spielpraxis und Rhythmus Dayot Upamecano (unter der Woche angeschlagen) aus der ‒ tatsächlich ‒ kalten Hose in der Innenverteidigung zu ersetzen. Raphael Guerreiro kann die Power und die Geschwindigkeit des verletzten Alphonso Davies auf der linken Seite nicht kompensieren und Angriffstalent Mathys Tel fehlt als siebtes Rad am Offensiv-Wagen jegliches Selbstvertrauen.
4) Ist Bayern am Ende des Jahres mental und körperlich erschöpft? Es wirkte so. Dabei hat man wie in der Vorsaison von August bis Weihnachten 24 Pflichtspiele ‒ plus bis zu sechs Länderspiele.
"Wir haben zu viele technische Fehler gemacht", meinte Müller, "sonst habe ich aber keine Anzeichen für Müdigkeit bei uns auf dem Platz gesehen."
Im letzten Spiel des Jahres kommt RB Leipzig nach München
Kompany ehrlich: "Wir haben individuell und kollektiv nicht unsere beste Leistung gezeigt. Wir haben zwar gekämpft, waren aber nicht auf dem Niveau wie sonst."
Positiv bei der verdienten Niederlage in der Mainz Arena: Die Bayern suchten keine Ausreden. Kimmich meinte mit Blick auf das letzte Spiel anno 2024: "Jeder muss dafür sorgen, dass er am Freitag auf einem absoluten Toplevel ist. Dann muss Leipzig gegen ein sehr starkes Bayern ran."