Thomas Müllers neue Rolle: Droht Knatsch beim FC Bayern?

Beim 1:0-Auswärtserfolg beim 1. FC Köln wurde einmal mehr deutlich: Thomas Müller ist beim FC Bayern mittlerweile von der Startelf weit entfernt. Sein Vertrag soll dennoch verlängert werden, stellt Sportchef Christoph Freund klar.
Maximilian Steiger |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
12  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Zuschauer statt Akteur: Thomas Müller saß gegen Köln 90 Minuten auf der Bank
Zuschauer statt Akteur: Thomas Müller saß gegen Köln 90 Minuten auf der Bank © IIMAGO / Chai v.d. Laage

München – Der FC Bayern meldet sich nach der Länderspielpause mit einer guten Leistung zurück. Trotz kräftezehrender Reisen zahlreicher Nationalspieler gewannen die Mannen am Freitag souverän mit 1:0 beim 1. FC Köln. Bemerkenswert war dabei weniger das Ergebnis, sondern viel mehr eine Personalentscheidung von Cheftrainer Thomas Tuchel, mit der er für ein Novum in der diesjährigen Bundesligasaison sorgte.

FC Bayern siegt in Köln: Müller 90 Minuten auf der Bank

Bei nasskalten vier Grad und teilweise strömendem Regen spielten die Münchner eine starke erste Hälfte, kombinierten sich mit Steckpässen ein ums andere Mal durch die Defensive der Kölner, deren neu installierte Dreierkette viel zu große Lücken offenbarte.

Trotz einer Vielzahl an Chancen blieb es aber bis zu Pause bei einem knappen 1:0. Im zweiten Spielabschnitt wurde dann deutlich, dass die Münchner diesen Spielstand gerne nach Hause bringen wollen. Trotz des engen Spielstands verzichtete Tuchel jedoch auf jegliche Wechsel. 

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Einer der Spieler, die über die gesamten 90 Minuten auf der Bank schmoren mussten, war Bayerns Urgestein Thomas Müller. Der 34-Jährige findet sich zuletzt regelmäßig auf der Bank wieder und es ist mehr als offensichtlich, dass Müller mittlerweile eine andere Rolle einnimmt, als  dias in den zurückliegenden Jahren der Fall war.

Thomas Müllers Rollenwechsel: Von Dauerbrenner zu Dauerreservist?

"Müller spielt immer", lautete einst ein Stehsatz bei den Bayern. Diese Aussage – getätigt von Louis van Gaal zu Anfangszeiten von Thomas Müllers Karriere – hielt über lange Zeit stand. Bis zu dieser Saison: Lediglich 485  von möglichen 1620 Minuten stand das 34-jährige Gewächs aus dem eigenen Unterbau in dieser Saison auf dem Platz. Es wird mehr als deutlich, dass der Ur-Bayer an sportlicher Wichtigkeit verloren hat, dafür aber vielmehr auch durch andere Qualitäten überzeugt.

Thomas Müller – so scheint es zumindest – nimmt diesen Rollenwechsel an. Dass er jedoch keine einzige Minute gegen Köln zum Einsatz kam, obwohl Jamal Musiala verletzt passen musste und viele Stammspieler beim FC Bayern von anstrengenden Nationalmannschaftsreisen zurückkamen, war mindestens verwunderlich.

Vor der Partie bekräftigte Thomas Tuchel seine Wahl für Choupo-Moting anstelle von Müller mit einer Entscheidung taktischer Natur. "Köln ist sehr stark bei Standardsituationen und Choupo ist sehr gut im Verteidigen von Standardsituationen." Ohne ihn habe man außerdem "offensiv nur einen wirklich großen Spieler mit Kopfballstärke. Wir erwarten ein sehr hohes Pressing, deshalb können wir Choupo auch gebrauchen für lange Bälle, weil er den Ball gut festmachen kann". 

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Mit Blick auf mögliche Einwechslungen habe Tuchel während des Spiels "ein bisschen mit sich gehadert", wie er selbst zugab. Er habe es aber "heute nicht gefühlt". Dabei wollte der 51-Jährige unbedingt betonen, dass es nicht an fehlendem Vertrauen gegenüber seinen Ersatzspieler lag, sondern vielmehr an der Tatsache, dass er "den Rhythmus nicht unterbrechen wollte".

Müller akzeptiert die Situation, brennt aber auf mehr

Bei den Bayern hält man trotz dessen Reservistenrolle weiter große Stücke auf Müller. Auch deshalb will man seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag verlängern. "Da wird es auch Gespräche geben in den nächsten Wochen. Als Spieler ist er eine Legende, er gehört zum FC Bayern München. Aber es muss für alle Seiten passen", sagte Sportchef Christoph Freund.

Müller selbst will seine Fußballschuhe im Sommer nicht an den Nagel hängen. "Ich will auf jeden Fall über 2024 hinaus ein Jahr weiterspielen. So ist zumindest der Plan", erklärte Müller. "Ich hab' weiter Spaß daran, auf dem Platz zu stehen – ich hoffe, das sieht man."

Lesen Sie auch

Der Weltmeister von 2014 weiter: "Dass es mich ärgert, wenn ich nicht auf dem Platz stehe, ist auch klar", sagt Müller aber auch sehr offen. Ihm sei jedoch bewusst, dass "wir in der Offensive aktuell fast ein Überangebot an Qualitätsspielern haben". Jeder müsse da "mal schlucken".

Freund zeigt sich zufrieden damit, wie der Routinier mit seinem Reservistendasein umgeht. "Die Situation für Thomas ist eine andere, als sie davor war. Er nimmt das super an. Er ist ganz wichtig für die Mannschaft, für den Verein", meinte der Österreicher.

Thomas Müller scheint seine aktuelle Situation also anzunehmen, auch wenn es ihn natürlich wurmen wird, gar nicht zum Zug zu kommen. Wegen des gegenseitigen Respekts ist eseine Frage der Zeit, bis man sich über eine Vertragsverlängerung des im Sommer 2024 auslaufenden Vertrages unterhalten wird. Zu sehr ist der FC Bayern mit dem Namen Müller verbunden – ob in alter oder neuen Rolle.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
12 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • wolfi2 am 26.11.2023 08:57 Uhr / Bewertung:

    In der Freien Wirtschaft nennt sich das "Altersteilzeit, Freizeitphase"
    Man ist nicht mehr im Beruf tätig (wie er), geht ein paarmal die Woche ins Sportstudio (wie er), sitzt danach auf der Bank (wie er), schaut dem Treiben rund um sich zu (wie er), schaut ab und an bei den früheren Kollegen vorbei (gut das macht er wohl öfters, kann sich halt nicht trennen) und bekommt immer noch Gehalt von der Firma (auch wie er, nur das es bei ihm halt logischerweise ein paar Mio € sind)
    Ich sage: alles richtig gemacht Thomas

  • meingottwalter am 26.11.2023 00:23 Uhr / Bewertung:

    Diesen Trainer wird der Müller nicht mehr schaffen.

  • Südstern7 am 25.11.2023 21:32 Uhr / Bewertung:

    ""Müller spielt immer", lautete einst ein Stehsatz bei den Bayern."

    Dieses van-Gaal-Zitat ist genau 12 Jahre alt. Damals war der Müller 24 Jahre alt und im besten Fußballalter. Vielleicht sollten auch Sportjournalisten verinnerlichen, dass die Zeit ein entscheidender Faktor im Sport ist. Aber das nur nebenbei.

    Thomas Tuchel spielt seit vielen Wochen mit der gleichen Aufstellung - von kleinen Nuancen abgesehen, und die Mannschaft ist nun perfekt eingespielt. So gut, dass der Trainer aus taktischen Gründen in Köln keinen Grund sah etwas zu ändern, nachdem kein Spieler angeschlagen war. In dieser Elf (im wahrsten Sinne des Wortes) ist nicht nur für Müller kein Platz, sondern auch nicht mehr für Serge Gnabry. Diese Erkenntnis ist für mich viel erstaunlicher als der Verzicht des in die Jahre gekommenen Thomas Müller. An Kane, Sané, Coman und Musiala kommt zur Zeit keiner vorbei. Nur Verletzungen der vorgenannten werden das Personalkarussell wieder in Schwung setzen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.