Thiago: Blaues Auge zum Geburtstag

München - Ein Klammerpflaster ober und unterhalb des Augapfels. Das Rot der Wunde schimmerte noch durch. So eine Erinnerung hatte sich Thiago Alcántara an seinen 24. Geburtstag sicherlich nicht vorgestellt. Und dabei hatte doch alles so gut angefangen.
Erst ein Ständchen von seinen Teamkollegen des FC Bayern zu seinem Ehrentag – „Happy Birthday. Damit auch jeder mitsingen kann“, wie Kapitän Philipp Lahm verriet –, dann der erste Startelfeinsatz seit über einem Jahr, die Führung durch Robert Lewandowski beim 3:0-Sieg gegen Frankfurt. Aber dann eben die 45. Minute, als ein Zusammenprall mit Frankfurts Aigner ein richtiges Veilchen nach sich zieht. „Nicht so schlimm. Alles gut“, sagte der Spanier.
Matchwinner Lewy: Besser als der Bomber
Dass ihn die Blessur am Auge kaum behinderte, bewies der Mittelfeldmagier nach der 45. Minute. Er knüpfte dort an, wo er vor der Verletzung aufgehört hatte. Und das war allerhöchste Fußballkunst. Thiago streichelte den Ball, feine Pässe, kurze Drehungen, Alleingänge – der Spanier glänzte in seinem dritten Spiel nach seinen drei Knieverletzungen am Stück binnen eines halben Jahres. Von der AZ erhielt er daher auch die Note 1.
„Wir wissen, dass er ein genialer Fußballer ist. Das hat er heute wieder bewiesen. Er hat technisch und taktisch Möglichkeiten, die nicht so viele haben“, schwärmte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. Auch Kapitän Lahm war vom Auftritt begeistert, aber über die Leistung trotz der langen Verletzungspause nicht verwundert. „Er ist ein exzellenter Fußballer. Das verlernt man auch nicht über Monate. Deswegen bin ich nicht überrascht. Ich freue mich für ihn und für die Mannschaft“, sagte der Weltmeister.
Vier Spanier: FC Bayern schreibt Bundesliga-Geschichte
Wie wichtig Thiago für das Spiel der Münchner gerade jetzt während der vielen Verletzten ist, zeigte sein Auftritt gegen Frankfurt. Der nun 24-Jährige war für das Überraschende zuständig, das durch die Ausfälle von Franck Ribéry und Arjen Robben vermisst wurde. Thiago war Anspielstation Nummer eins, Ballverteiler, Ideengeber – eine Rolle, die zuvor Xabi Alonso ausgefüllt hatte. Aber mit dem spanischen Landsmann versteht sich Thiago gut, er interpretiert die Rolle offensiver, Alonso wirkt weiter dahinter.
Nach 70 Minuten war dann aber Schluss. 20 Minuten in Dortmund, 52 im Pokal gegen Leverkusen, nun 70 gegen Frankfurt. „Der Trainer macht das ganz gut“, sagt Rummenigge zur steigenden Spielzeit Thiago. „Wir alle vertrauen Pep bei jeder Entscheidung, die er trifft. Jedes Spiel mehr bringt mich mehr in den Rhythmus“, sagte der Spanier.
Und wie war es mit der Luft, nachdem er gegen Dortmund bereits nach zehn Minuten müde war? Thiago: „Es ist ein ähnliches Gefühl wie nach den zehn Minuten in Dortmund, nur dass es diesmal nach über 60 Minuten war.“
Nur das Gefühl des Veilchens war neu.