Nach Mega-Beben: Die neue Macht-Ordnung des FC Bayern

Nach dieser turbulenten Chaos-Saison krempelt sich der FC Bayern nun selber um. Kahn und Salihamidzic sind raus, Rummenigge und Hoeneß wieder da. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Patrick Strasser,
Autorenprofilbild Maximilian Koch
Maximilian Koch
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
4  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Oliver Kahn (re,) ist raus. Jan-Christian Dreesen, Herbert Haainer, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge (wieder) drin.
Oliver Kahn (re,) ist raus. Jan-Christian Dreesen, Herbert Haainer, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge (wieder) drin. © picture alliance/dpa | Matthias Balk

München - Es ist vollbracht – über das Wie der elften Meisterschaft des FC Bayern hintereinander lässt sich trefflich staunen und herrlich streiten. Fakt ist, dass die Meisterschale nach dem 2:2 der Dortmunder gegen die Partybreaker aus Mainz ihren Stammplatz im Münchner Vereinsmuseum in der Allianz Arena behalten wird.

Nach dem dramatischen 2:1 in Köln, errungen durch den Last-Minute-Treffer von Jamal Musiala,feierten die Bayern am Pfingstsonntag erst mit den Meisterinnen der Frauen-Bundesliga im vereinseigenen Campus-Stadion und danach mit ihren Fans auf dem Münchner Marienplatz.

Thomas Müller zur Saison des FC Bayern: "Chaotisch und negativ"

Thomas Müller, mit Sonnenbrille und Kappe, betätigte sich als Stimmungsanimateur und Einpeitscher der Fans. Der 33-Jährige, der mit seinen Bayern alles erlebt hat und nun mit Schale Nummer zwölf der Rekordmeister des Rekordmeisters ist, rief den knapp 20.000 Anhängern vom Rathaus-Balkon zu: "Unser Jahr war chaotisch und auch ein bisschen negativ. Wir haben einiges zu analysieren, auch als Gesamtverein."

Für einen klitzekleinen Moment waren die dunklen Wolken über dem Verein der Sonne gewichen als Müller mit fettem Grinsen posaunte, das alles "interessiert mich heute einen Scheißdreck. Meister sammer!"

Wie liefen die Entlassungen von Kahn und Brazzo beim FC Bayern ab?

Eine Meisterschaft inmitten einer internen Schlammschlacht um Posten und Formulierungen. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Eklat um die Entlassungen von Vorstandsboss Oliver Kahn und Sportchef Hasan Salihamidzic sowie zum künftigen Personal auf Führungsebene.

Am Donnerstag gab es die ersten Telefonate und Gespräche. Die Überbringer der schlechten Nachrichten hießen Präsident Herbert Hainer, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender, und Uli Hoeneß, formell Ehrenpräsident, viel mehr aber: der Patron des Vereins, der Mister FC Bayern.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Nach einem Tag Bedenkzeit willigte Salihamidzic verständnisvoll in seine Abberufung ein während sich Kahn emotional widersetzte, den Aktionismus vor dem letzten Spieltag hinterfragte.

Also sah sich Hainer bemüßigt, Freitagabend eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung einzuberufen, um den früheren Weltklassetorhüter von seinem Amt zu entbinden.

Wie kam es zum Eklat um den Tweet von Kahn?

Der ehemalige Torhüter fehlte beim Spiel in Köln, "weil es mir vom Klub untersagt wurde", wie der 53-Jährige twitterte. Wegen einer Sommer-Grippe, hieß es. Am Samstagabend meinte Kahn zu Sky: "Das war der schlimmste Tag meines Lebens, es mir zu nehmen, mit den Jungs zu feiern."

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Der Bruch zwischen Kahn und der neuen Führungscrew um Hainer und Kahns Nachfolger Jan-Christian Dreesen war offenbar so heftig, dass – sprichwörtlich – alle Türen zerschlagen wurden. Ab Sonntag aber bemühte man sich gegenseitig um Entspannung und Deeskalation.

Was hat Dreesen als neuer FC-Bayern-CEO vor? 

Nach zehn Jahren im Verein als Finanzvorstand wollte Dreesen eine Auszeit nehmen, parallel wurde er von Hans-Joachim Watzke bearbeitet, den Posten als DFL-Geschäftsführer zu übernehmen. Der Job als Bayern-CEO erwärmte das Herz des Ostfriesen jedoch mehr.

Im Rahmen seines Zweijahres-Vertrages möchte der 55-Jährige, der als Übergangslösung gilt, erreichen, dass "wir wieder mehr Freude miteinander, Offenheit und Vertrauen zueinander haben. Das ist mir wichtig." Dinge, die unter Kahns Führung als verschüttet galten, wie in der Belegschaft kritisiert wurde.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Wie sehr mischen Hoeneß und Rummenigge beim FC Bayern (wieder) mit?

Die klare Antwort: Sehr – und bereits zuletzt mehr als vor allem Kahn lieb war. Rummenigge wird am Dienstag in den Aufsichtsrat berufen, soll seine Erfahrung und Kontakte bei Transfers einbringen. Und Hoeneß hält alle Zügel in der Hand.

Den Fehler, Kahn überhaupt zum Vorstandsboss zu machen, gibt er nun zu: "Im Nachhinein muss man das so sagen." Weiter sagte Hoeneß dem "Kicker": "Oliver ist ein hochintelligenter Mann, der Austausch mit ihm macht Spaß. Die große Enttäuschung liegt darin, dass ich gedacht habe, er könnte das Amt qua seiner Persönlichkeit allein ausfüllen, doch er h

at sich stattdessen mit seinen Beratern umgeben." Die hat Hoeneß als Ursache für "die katastrophal schlechte Stimmung" im Klub und zunehmend fehlende Motivation der Mitarbeiter ausgemacht.

Zwei, die künftig (wieder) verstärkt die Fäden ziehen beim FC Bayern: Präsident Herbert Hainer (l.) und FCB-Patron Uli Hoeneß.
Zwei, die künftig (wieder) verstärkt die Fäden ziehen beim FC Bayern: Präsident Herbert Hainer (l.) und FCB-Patron Uli Hoeneß. © imago

Welcher Sportvorstand soll Salihamidzic beim FC Bayern beerben?

"Wir suchen einen, der sein Geschäft von A bis Z versteht", betonte Hainer.Also wird es kein Job-Novize. Damit sind Klub-Legenden wie Arjen Robben (Privatier) und Bastian Schweinsteiger (TV-Experte), um die es zuletzt Gerüchte gab, raus.

Laut Sky soll Hoeneß bereits Max Eberl kontaktiert haben, der erst im Dezember seinen neuen Job als Geschäftsführer bei RB Leipzig angetreten hat. "Bild" jedoch dementierte. Bekannt ist die enge Verbindung von Hoeneß und Eberl, der schon 2017 Kandidat für den Posten des Sportdirektors bei Bayern war, den damals Salihamidzic bekam, weil Eberl nicht aus Gladbach loszueisen war.

Kommt nun Eberl im zweiten Anlauf zum FC Bayern?

Eher nicht. Eberl ist zu sehr bei RB involviert und eine hohe Kompensationszahlung würde Leipzig auch nur akzeptieren, wenn sie wie im Fall des Abschieds von Trainer Julian Nagelsmann im Sommer 2021 nach München selbst etwas davon hätten. Außerdem sind Markus Krösche von Eintracht Frankfurt im Gespräch sowie Michael Reschke (65), der von 2014 bis 2017 beim FC Bayern als Technischer Direktor arbeitete, also das Säbener-Haifischbecken bestens kennt.

Zwei, die beim FC Bayern als Nachfolger von Sportvorstand Hasan Salihamidzic gehandelt werden: Markus Krösche (l.) und Max Eberl.
Zwei, die beim FC Bayern als Nachfolger von Sportvorstand Hasan Salihamidzic gehandelt werden: Markus Krösche (l.) und Max Eberl. © dpa

Bei der anstehenden Kaderplanung für die neue Saison bekommt Trainer Thomas Tuchel eine entscheidende Rolle und viel Einfluss. Laut Hoeneß solle der Nachfolger von Salihamidzic bis spätestens Weihnachten gefunden sein.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
4 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • ado am 30.05.2023 18:54 Uhr / Bewertung:

    bitte haut den tuchel raus. er hats nicht drauf. fertig

  • am 30.05.2023 12:36 Uhr / Bewertung:

    Kahn hat doch Einweisung von Rummenigge bekommen, 1 Jahr lang, und doch ist Kahn lt. Hoeneß umgeben von Beratern....hochintelligent, aber ohne Berater kann Kahn nicht arbeiten. Ich kann mir schwer vorstellen, daß die Berater hinter Kahn hinterhergaloppieren, mit Mappen unterm Arm...sieht auf Tranningsplätze, auf Gelände von FCBayern komisch aus

  • Südstern7 am 30.05.2023 23:03 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von

    "Ich kann mir schwer vorstellen, daß die Berater hinter Kahn hinterhergaloppieren, mit Mappen unterm Arm...sieht auf Tranningsplätze, auf Gelände von FCBayern komisch aus ..."

    Der von Ex-CEO Oliver Kahn installierte Berater ist der Chief of Staff Moritz Mattes und hat zuletzt wiederholt für Kopfschütteln und schlechte Stimmung unter den Mitarbeitern gesorgt, sagt man. Dessen Tage sind gezählt, ebenso die Tage von Neppe.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.