Nach Katar: Neuer Sponsoren-Ärger für den FC Bayern
München – Dass der FC Bayern bei der Wahl seiner Sponsoren-Partner nicht immer das allerbeste Fingerspitzengefühl an den Tag legt, wissen die Fans spätestens seit dem jahrelangen Zoff um "Qatar Airways". Nun steht dem Rekordmeister womöglich neuer Ärger ins Haus. Dieses Mal geht es um die Kooperation mit der Tourismus-Marke "Visit Rwanda", die seit 2023 sogenannter Platin-Partner der Münchner ist.
Das Sponsoring hat nun Thérèse Kayikwamba Wagner, die Außenministerin der Demokratischen Republik Kongo, auf den Plan gerufen. Laut einem Bericht der französischen Sportzeitung "L'Equipe" hat sie den FC Bayern sowie Paris Saint-Germain und den FC Arsenal, die ebenfalls von "Visit Rwanda" gesponsort werden, aufgefordert, ihre "blutbefleckten" Verträge mit dem Nachbarland Ruanda zu beenden. Zuletzt hatte sich die humanitäre Situation aufgrund des Konflikts noch einmal deutlich verschärft.
So reagiert der FC Bayern auf die Kritik am "Visit Rwanda"-Deal
In ihrem Schreiben findet Wagner deutliche Worte. "Tausende Menschen sitzen derzeit in der Stadt Goma fest und haben nur begrenzten Zugang zu Nahrung, Wasser und Sicherheit", so die Ministerin: "Unzählige Menschenleben sind verloren gegangen; Vergewaltigungen, Morde und Raubüberfälle herrschen vor. Für diese Misere ist Ihr Sponsor direkt verantwortlich."
Die Meldungen aus dem Kongo haben bereits die Säbener Straße erreicht. "Wir beschäftigen uns natürlich damit. Ich habe persönlich vor zwei Tagen zwei Mitarbeiter nach Ruanda geschickt, um sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen", sagte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen am Rande der "Spobis" gegenüber der "Deutschen Welle: "Die Kollegen werden im Laufe dieser Woche wieder nach Hause kommen und Bericht erstatten. Wir sind zudem im Austausch mit dem Auswärtigen Amt und werden uns dann abschließend mit der Sache befassen und die weiteren Schritte besprechen."
Vereinte Nationen: Schwere Menschenrechtsverletzungen im Kongo
Die Situation im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist zuletzt zunehmend eskaliert. Mithilfe der Armee Ruandas haben Rebellen dort eine Offensive gestartet und Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Wie die Vereinten Nationen mitteilen, wurden im Rahmen der Kampfhandlungen auch Menschenrechtsverletzungen wie Hinrichtungen im Schnellverfahren, Gruppenvergewaltigungen und Bombardierungen von Vertriebenenlagern geführt.
Wie brutal der Konflikt ist, zeigt ein grausamer Vorfall von Ende Januar. Dabei sind im Rahmen eines Gefängnisausbruchs in der Millionenstadt Goma 160 Frauen vergewaltigt und viele davon verbrannt worden. "Es gab einen großen Gefängnisausbruch mit 4000 entflohenen Gefangenen. In diesem Gefängnis befanden sich auch einige Hundert Frauen. Sie wurden alle vergewaltigt und dann wurde der Frauentrakt in Brand gesetzt. Danach starben sie alle", sagte Vivian van de Perre, Vizechefin der in Goma stationierten UN-Friedensmission Monusco, gegenüber dem "Guardian".
Schon das Katar-Sponsoring sorgte für Ärger beim FC Bayern
Ärger um Sponsorenverträge sind für die Bayern keineswegs neu. Über Jahre hinweg hatte die Zusammenarbeit mit "Qatar Airways" bei den Fans für großen Unmut gesorgt. In der Südkurve wurde regelmäßig mit großen Bannern gegen das Sponsoring protestiert.
Bei der Jahreshauptversammlung 2021 kam es gar zu einem Eklat, als Präsident Herbert Hainer die Veranstaltung vorzeitig beendete, obwohl Mitglieder noch über den höchst umstrittenen Werbepartner reden wollten. Im Sommer 2023 wurde die Partnerschaft beendet – und kurz darauf der Deal mit "Visit Rwanda" bekanntgegeben.

Dreesen rechtfertigt Sponsoring: "Wir nehmen Geld aus Ruanda, aber..."
Schon damals gab es heftige Kritik am Rekordmeister, unter anderem von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. "Wer gedacht hatte, dass der FC Bayern den Sponsor aus Menschenrechtsgründen wechselt, der wurde jetzt hart enttäuscht", sagte Wenzel Michalski, der Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, seinerzeit.
Jan-Christian Dreesen rechtfertigte die Zusammenarbeit mit "Visit Rwanda" hingegen. "Ja, wir nehmen Geld aus Ruanda, aber wir tun auch etwas dafür, indem wir offen darüber reden, Trainer dorthin schicken, eine gemeinsame Jugendakademie aufbauen und so weiter", sagte er gegenüber der "Deutschen Welle": "Wir wollen Teil der Entwicklung Ruandas sein und uns auch für Afrika als einen Kontinent der Möglichkeiten einsetzen."