Michael Reschke: Königstransfer und Schattenmann

Michael Reschke, das Superauge der Bayern, wechselt nicht zu Pep und City. "Es gab keine Alternative zu Bayern München", sagt der Sanches-Entdecker.
von  Maximilian Koch
"Ich muss einen Spieler spüren": Und das kann Michael Reschke (l.) wie kaum ein anderer Scout.
"Ich muss einen Spieler spüren": Und das kann Michael Reschke (l.) wie kaum ein anderer Scout. © imago/Michael Hoffmann

München - Manchmal sind die wichtigsten Transfers nicht die, die man tätigt, sondern die, die man verhindert. Selbst beim FC Bayern ist das manchmal so, selbst dann, wenn die Neuzugänge Mats Hummels und Renato Sanches heißen. Michael Reschke ist der Mann, um den es geht, Bayerns "Technischer Direktor", wie sein Titel offiziell lautet, Bayerns Superauge und Spürhund – wie Reschkes Rolle in Wahrheit zu beschreiben ist.

Der 58-Jährige, der vor zwei Jahren aus Leverkusen verpflichtet wurde, hat in den vergangenen beiden Jahren ein so gutes Bild auf dem Transfermarkt abgegeben, dass Pep Guardiola ihn am liebsten mitgenommen hätte zu Manchester City, seinem neuen Klub. Beim Audi-Event des "FCBB Business Circle", einer neuen Netzwerk-Plattform der Bayern-Basketballer, sprach Reschke am Dienstagabend auch über Guardiola.

Reschke ist Bayerns Superauge und Spürhund

Es sei eine "tiefe Freundschaft entstanden" zwischen ihm und dem Katalanen, sagte er. Doch ein Wechsel komme nicht in Frage. "Pep hätte mich nie angesprochen", führte Reschke aus: "Es gibt kein Angebot von Manchester City. Ich habe ein sehr enges Vertrauensverhältnis zu Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und vielen weiteren Mitarbeitern beim FCB. Für mich gibt es überhaupt keine Alternative zu Bayern München." Reschkes Vertrag läuft ohnehin noch bis 2018.

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Am Montag, bei der Vorstellung des neuen Trainers Carlo Ancelotti, hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge Reschkes Stellenwert unterstrichen. "Der FC Bayern braucht Michael Reschke in der Rolle, die er perfekt beherrscht, und das ist das Scouting", sagte er. Reschke werde deshalb auch nicht die Nachfolge von Sportvorstand Matthias Sammer antreten, sondern weiter ungestört als Schattenmann arbeiten. So, wie er es in seiner Karriere immer getan hat. "Ich tauche ja so gut wie gar nicht in den Medien auf, ich brauche das nicht", sagte Reschke am Dienstag.

"Ich muss einen Spieler spüren"

Interviews mit ihm sind rar, er scheut das Scheinwerferlicht, aktuell sitzt er bei der U19-EM auf der Tribüne und beobachtet künftige Stars. "Ich schaue mir extrem viele Videos an, aber ich bin ein Live-Kucker: Ich muss einen Spieler spüren", sagte er. Und das kann er wie kaum ein anderer Scout auf der Welt.

Fast 20 Jahre war Reschke (r., neben Erich Ribbeck) als Jugendtrainer in Leverkusen tätig. Foto: imago

"Er macht etwas Wichtiges, Unauffälliges im Hintergrund und ist mit seiner Rolle sehr zufrieden und sehr glücklich", sagte Reiner Calmund, Reschkes Entdecker, einmal der AZ. Calmund hatte Reschke 1979 nach Leverkusen geholt, "dann ist er Treppchen für Treppchen aufgrund seiner Qualität hochgeklettert". Fast 20 Jahre arbeitete Reschke als Trainer bei Bayer, wurde dann Nachwuchsleiter und 2004 Calmunds Nachfolger als Manager. "Er kennt sich aus im Weltfußball", sagte Calmund: "Ich weiß, dass Uli Hoeneß schon immer sehr viel von ihm gehalten hat." Künftig, wenn Hoeneß wohl ins Präsidentenamt der Bayern zurückkehrt, könnte die Zusammenarbeit der beiden wieder enger werden.

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Die jüngste Reschke-Entdeckung ist Renato Sanches, der famose portguiesische EM-Sieger, der zum besten jungen Spieler des Turniers gewählt wurde. Sich wegen seiner Erfolge feiern zu lassen, käme Reschke aber nie in den Sinn. Bei Transfers spiele immer auch "Glück eine Rolle", sagte er. Und überhaupt: Er sei ja bei Bayern "nur ein Teil des Planungsstabes". Doch tatsächlich war Reschke 2014 das, was Sanches heute ist: ein Königstransfer.

 
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