Neuer Trainer des FC Bayern vorgestellt - Carlo Ancelotti: "Wir wollen in allen Wettbewerben gewinnen"
"Ich bin sehr glücklich und stolz, hier zu sein." Mit diesen Worten auf deutsch hat die Ära Carlo Ancelotti am Montag um 11.04 Uhr beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München mit leichter Verspätung begonnen.
München - Ein halbes Jahr hatte sich Carlo Ancelotti auf diesen Tag vorbereitet, mit einem Privatlehrer der Universität Vancouver war er die Tücken der deutschen Sprache durchgegangen. Zwei Stunden Einzelunterricht, fast jeden Tag.
Doch dieses eine Wort, dieser eine Name, wollte dem Italiener bei seiner offiziellen Vorstellung als neuer Bayern-Trainer einfach nicht über die Lippen gehen. „Mario Göddddttthhhe“, sagte Ancelotti, als er auf die Zukunft seines Spielers Götze angesprochen wurde. Und er klang dabei wie ein Schüler, der im Englischunterricht zum ersten Mal dem „th“ begegnet.
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Neue Sprache, schwere Sprache – selbst für einen Weltmann wie Ancelotti, der im weiteren Verlauf der Pressekonferenz auf italienisch, englisch und spanisch antwortete. Und manchmal auch auf Deutsch.
„Vielen Dank, ich bin sehr glücklich und stolz, hier zu sein.“ Das waren die ersten Worte des 57-Jährigen, als er im dunklen Anzug mit hellblauem Hemd und dunkelblauer Krawatte auf dem Podium in der Allianz Arena Platz genommen hatte: „Ich möchte Bayern dafür danken, es ist einer der größten Klubs der Welt. Ich fühle mich sehr gut.“ Das spürte man – auch als Ancelotti wenig später draußen auf dem Rasen stilecht von einer Blaskapelle begrüßt wurde.
Lederhosn für Ancelotti
Im Beisein seiner kanadischen Ehefrau Mariann Barrena McClay wurde ihm eine Lederhosn überreicht. Ancelotti nahm auch kurz auf der Bank Platz und testete seine künftige Aussicht. Immer mit einem Lächeln im Gesicht.
Es war ein ganz anderer Auftritt als der seines Vorgängers Pep Guardiola, der vor drei Jahren wie ein Magier bei den Bayern empfangen worden war. Genau das sei er nicht, stellte Ancelotti klar: „Wir können alles im Fußball kontrollieren, aber nicht das Ergebnis. Sonst wäre ich ein Zauberer.“
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Die Bayern haben Ancelotti auch nicht geholt, weil sie Wunderdinge von ihm erwarten. Er soll Titel gewinnen. Ganz einfach. „Carlo ist der richtige Trainer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wir werden eine wunderbare, große Partnerschaft haben“, blickte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge voraus.
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...seine Philosophie: „Für einen Trainer ist die Beziehung zu den Spielern am wichtigsten, er muss sie respektieren, von seiner Idee vom Fußball überzeugen. Wenn sie nicht überzeugt sind, kann ich diese Idee ohne Probleme verändern.“ Ancelotti, der Spielerfreund. Über Taktik wollte der Italiener noch nicht ausführlich sprechen, kündigte aber an, auf Guardiolas System aufbauen zu wollen: „Ich bin nicht hier für eine Revolution. Ich möchte seinem Stil folgen und Angriffsfußball spielen.“
...sein Erbe: Guardiola – der Name des Katalanen, dessen Spielidee und Erfolge schweben weiter über dem FC Bayern. „Mein Freund Guardiola hat hervorragende Arbeit geleistet und mir ein wunderbares Fundament hinterlassen“, sagte Ancelotti. Und im Büro an der Säbener Straße sogar einen Gruß an der Wand. „Mit aller Wertschätzung: Viel Glück, Carlo!“, stand dort geschrieben. Das sei eine „sehr freundliche“ Geste gewesen.
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...seinen Auftrag: Ancelotti weiß, was ihn erwartet, er hat schon die Weltklubs Juventus Turin, AC Mailand, FC Chelsea und Real Madrid trainiert. „Jeder dieser Klubs will gewinnen“, sagte er: „Und wir werden versuchen, in allen Wettbewerben stark zu sein und sie zu gewinnen.“ Besonders der Triumph in der Champions League, den Guardiola nie erreichte, ist nun das Ziel. Ancelotti holte sich den Henkelpott schon zwei Mal als Spieler und drei Mal als Trainer.
"Ich liebe diese Stadt"
... seine neue Heimat: „Ich liebe diese Stadt. Ich werde die Feinkost genießen. München ist sehr ähnlich zu Italien.“ Ancelotti kann sich vorstellen, länger zu bleiben. „Vielleicht sitze ich noch in 24 Jahren hier wie Ferguson bei Manchester United“, scherzte er.
... seine Mannschaft: Die Verpflichtungen von Mats Hummels und Renato Sanches seien „mit Carlo total abgestimmt“ gewesen, erklärte Rummenigge. Ancelotti betonte, bei Transfers und auch sonst eng mit der Klubführung zusammenarbeiten zu wollen. Weitere Neuzugänge wünscht der Trainer offenbar nicht,
Rummenigge ließ allerdings Raum für Spekulationen. „Ich werde die Tür nicht komplett zumachen, was Zugänge angeht“, sagte der Bayern-Boss. Den Klub verlassen sollen neben Pierre-Emile Höjbjerg (siehe S. 18) auch Medhi Benatia (Juventus) und Mario Götze. „Ich habe ihm meine Position erklärt, er kennt die Meinung des FC Bayern“, sagte Ancelotti. Wahrscheinlich wird er diesen komplizierten Namen nicht mehr aussprechen müssen.