Langzeit-Baustelle Defensive: Die Abwehr des FC Bayern fährt Achterbahn
München - Bollwerk oder Baustelle? An der Abwehr des FC Bayern scheiden sich auch in der bisherigen Saison die Geister. Wie so oft in den vergangenen Jahren. Wirklich sattelfest über Monate kommt die Münchner Defensive schon seit dem Triple-Triumph 2020 nicht mehr daher – was freilich nicht nur an den Verteidigern liegt, sondern am Defensivverhalten der ganzen Mannschaft. Im dritten Teil der AZ-Halbjahreszeugnisse sind die Abwehrspieler dran.
FC-Bayern-Abwehr: Alphonso Davies überzeugt selten, Dayot Upamecano in der Achterbahn
Alphonso Davies: Der Kanadier, dessen Vertragsverlängerung über 2025 hinaus unklar ist, stand in 23 Partien als Linksverteidiger auf dem Platz und steuerte drei Assists bei. Ein Tor gelang ihm nicht. Überzeugend agierte Davies nur selten. "Er hat schon bessere Zeiten im Trikot des Rekordmeisters erlebt", kritisierte AZ-Kolumnist Jean-Marie Pfaff. Davies habe "aktuell nicht mehr den Speed und die Frische in seinem Spiel wie noch vor ein, zwei Jahren." Denkbar, dass es im Sommer zu einem Verkauf kommt. Real Madrid lockt Davies. Note 4
Dayot Upamecano: Manchmal Weltklasse, manchmal mit unerklärlichen Fehlern – der Franzose sucht weiter nach Stabilität bei Bayern. In der bisherigen Hinrunde überwiegen die guten bis sehr guten Auftritte bei Upamecano, doch er erlebt auch immer wieder Tage wie beim 1:5 in Frankfurt, an denen alles schiefgeht. Dennoch: Trainer Thomas Tuchel vertraut ihm. Note 3
Kim fehlt Konstanz, Matthijs de Ligt nimmt neuen Anlauf
Kim Min-Jae: Ähnlich wie Upamecano bringt auch der südkoreanische Neuzugang von der SSC Neapel alles mit, um zu den besten Innenverteidigern der Welt zu gehören. Doch auch bei Kim schleichen sich gelegentlich Fehler ein, er schaltet dann gedanklich zu früh ab, verliert dadurch unter anderem Laufduelle. Kim muss noch konstant zeigen, dass er Bayern wirklich weiterhilft. Positiv: Beim 3:0 gegen Stuttgart köpfte er sein erstes Saisontor. Note 3
Matthijs de Ligt: Wie so oft in seiner Karriere hatte de Ligt Verletzungsprobleme. Wegen eines Innenbandanrisses im Knie und weiterer Blessuren verpasste der Niederländer insgesamt elf Partien in der bisherigen Hinrunde. Nun ist de Ligt aber wieder fit und hofft auf einen Stammplatz im neuen Jahr. Bayern schaut sich parallel nach einem neuen Innenverteidiger um, weil Kim zum Asien-Cup reist. Note 4
Noussair Mazraoui mausert sich, Raphael Guerreiro im Verletzungspech
Noussair Mazraoui: Wegen seiner pro-palästinensischen Social-Media-Posts geriet der Marokkaner in die Kritik, mittlerweile liegt der Fokus wieder allein auf dem Sportlichen. Im Wechselspiel mit Konrad Laimer ein meist zuverlässiger, technisch starker Rechtsverteidiger. Könnte zur bayerischen Dauerlösung werden. Note 3
Raphael Guerreiro: Manch einer wunderte sich, warum Borussia Dortmund den Portugiesen ablösefrei zum Rivalen aus München ziehen ließ. Ein Grund: Guerreiros Verletzungsanfälligkeit. Zwei schwere Muskelblessuren bremsten den technisch brillanten Linksfuß aus, sodass er auf nur acht Einsätze kam. Tuchel ist ein Fan von ihm, Guerreiro kann auch im defensiven Mittelfeld spielen. Note 4
Bouna Sarr verschafft sich Respekt, Frans Krätzig betreibt Eigenwerbung
Bouna Sarr: Der Nationalspieler aus dem Senegal lässt sich nie hängen, auch wenn er kaum einmal spielen darf. Das nötigt Tuchel und den Mitspielern Respekt ab. Fünf Einsätze stehen für Sarr, der sich gerade von einem Kreuzbandriss erholt, in der Bilanz. Im Sommer läuft sein Vertrag aus, dann trennen sich die Wege. Note 4
Frans Krätzig: Während Tarek Buchmann, der andere Abwehr-Youngster, aufgrund eines Muskelbündelrisses ohne Einsatz blieb, durfte Krätzig sieben – meist kurze – Einsätze verbuchen. Beim 4:0 im DFB-Pokal in Münster gelangen dem Linksverteidiger sogar ein Tor und ein Assist. Tuchel schätzt ihn, Krätzig darf auf weitere Chancen hoffen. Das freut die Verantwortlichen am Campus. Note 3