Hamas-Terror sorgt für Eklat beim FC Bayern: Mazraoui fehlt im Training – drohen dem Star jetzt Konsequenzen?
München - Noussair Mazraoui und seine brisanten Pro-Palästina-Posts – am vergangenen Mittwoch musste der Rechtsverteidiger des FC Bayern nach seiner Rückkehr von der marokkanischen Nationalmannschaft an der Säbener Straße zum Rapport bei den Bossen anrücken.
Noussair Mazraoui fehlt im Teamtraining des FC Bayern
Über etwaige Konsequenzen ist noch nichts bekannt. In den kommenden Tagen wird ein Statement des Vereins erwartet. Ein mögliches Indiz kam am Donnerstagvormittag jedoch erstmals auf: Der Rechtsverteidiger fehlte im Training und drehte erst später individuell einige Runden, an der Seite von Fitness-Coach Stephan Kerth. Mazraoui verpasste das zweite Länderspiel am vergangenen Dienstag, der Abwehrspieler soll angeschlagen gewesen sein.
Der deutsche Rekordmeister veröffentlichte am Donnerstagmittag auf seiner Internetseite eine Meldung über die Trainingsrückkehr einer Reihe von Nationalspielern. Mazraoui erwähnte der FC Bayern dabei nicht.
Mazraoui und der FC Bayern – das passt bislang nicht nur sportlich nicht besonders gut zusammen. Am vergangenen Wochenende sorgte der Marokkaner für Schlagzeilen, weil er auf Instagram Pro-Palästina-Posts geteilt hatte.
Zudem teilte er mit seinen 2,3 Millionen Followern einen Koran-Vers, der vor dem Hintergrund des entsetzlichen Terrorangriffs der Hamas auf Israel mindestens zynisch wirkt. "Und denke nicht, Allah sei dem gegenüber achtlos, was diejenigen tun, die Unrecht begehen. Er hält sie nur bis zu dem Tag zurück, an dem die Augen in Horror erstarren werden." Zu allem Überfluss verlinkte er noch eine Instagram-Seite, die für die Auslöschung des israelischen Staates hetzt.
Coman-Freundin teilt Behauptung über vermeintlichen Genozid an Palästinensern
Am Dienstag wurde im Bayern-Kosmos der nächste äußerst zweifelhafte Kommentar bezüglich des Nahost-Konflikts publik. Dieses Mal äußerte sich Sabrina Duvad, die Lebensgefährtin von Kingsley Coman. Diese forderte auf Instagram, "den Irrsinn" zu beenden, und teilte einen Beitrag mit der Behauptung: "Israel bereitet die nächste Phase des Genozids an den Palästinensern vor." Tatsächlich sind die aktuellen Angriffe Israels auf den Gazastreifen eine Reaktion auf den verheerenden Terroranschlag der Hamas, dem weit mehr als 1.000 Menschen zum Opfer gefallen sind.

Der FC Bayern und seine Fans legen großen Wert auf die jüdische Vergangenheit
Es sind Äußerungen, die ein Verein wie der FC Bayern eigentlich nicht tolerieren kann – insbesondere vor dem Hintergrund seiner Vereinsgeschichte um den legendären Präsidenten Kurt Landauer, der sich im März 1933 nach der Machtergreifung der Nazis aufgrund seines jüdischen Glaubens zum Rücktritt genötigt sah und 14 Jahre später wieder zum Präsidenten gewählt wurde.

Bis heute legen der FC Bayern und die aktive Fanszene großen Wert auf die Erinnerung an Landauer und die jüdische Geschichte des Vereins.

Mazraoui rechtfertigt sich – und hinterlässt mehr Fragen als Antworten
Mazraoui selbst zeigt sich indes eher wenig einsichtig. Mittlerweile rechtfertigte der 25-Jährige seine Äußerungen in einem Statement, das mehr Fragen als Antworten hinterließ. "Zunächst einmal möchte ich sagen, dass es wirklich enttäuschend ist, dass ich mich erklären muss", leitete der 25-Jährige ein und machte damit den für ihn offenbar wichtigsten Punkt klar.
Es gebe eine Situation, "in der Tausende von unschuldigen Menschen ermordet werden. Mein Standpunkt ist, dass ich mich für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt einsetzen werde. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde". Klingt nach einer klassischen "Ja, aber"-Relativierung. Denn dass es die Hamas war, die den Konflikt mit ihrem Terroranschlag zur völligen Eskalation brachte, dass sie Babys, Greise und Frauen auf grausamste Weise tötete, war Mazraoui in seiner Stellungnahme offenkundig keine Erwähnung wert.
Auch der Zentralrat der Juden hält die Klarstellung von Mazraoui für unzureichend. "Der Post des Spielers Noussair Mazraoui ist eine unsägliche Entgleisung", schrieb der Verband in einer Stellungnahme für die "Augsburger Allgemeine" (Dienstag). Man habe zur Kenntnis genommen, dass sich der marokkanische Nationalspieler anschließend von jeglichen Terrororganisationen distanziert habe. "Leider lässt Mazraoui weiterhin die klare Verurteilung der Hamas-Barbarei vermissen", erklärte der Zentralrat.
Makkabi-Präsident: "So ein Posting kann immens viel Schaden anrichten"
Makkabi-Präsident Alon Meyer hat nach den Mazraoui-Posts vom FC Bayern einen professionelleren Umgang mit den Social-Media-Aktivitäten der Spieler gefordert. "Beim FC Bayern wird jedes Gramm Nudeln abgewogen, aber auf dem Social-Media-Gebiet sind Spieler nicht geschult. So ein Posting kann immens viel Schaden anrichten. Ich erwarte von einem Top-Klub, dass man sich auch da professionalisiert", sagte der Präsident des deutsch-jüdischen Sportverbandes Makkabi am Dienstag dem TV-Sender Sky.
Viele Profis könnten nicht abschätzen, welche Wirkung ihre Beiträge in den sozialen Medien hätten, sagte Meyer. "Das Problem ist, dass diese Spieler, die Millionen verdienen, den Sinn von 'Free Palestine' nicht verstehen. Die Solidarität mit den Menschen in Palästina, die sie vielleicht mit so einem Post bekunden möchten, ist vollkommen in Ordnung", sagte er. "Free Palestine" bedeute jedoch "ein freies Palästina vom Fluss bis zum Meer gegen das Existenzrecht Israels und das geht nun mal nicht".
Nach Kritik an Mazraoui: CDU-Politiker erhält Morddrohung
Die Äußerungen des Marokkaners haben inzwischen auch die Politik erreicht. Johannes Steiniger (36), Bundestagsabgeordneter der CDU, forderte jüngst einen Rauswurf des Verteidigers. Nicht nur aus dem Verein, sondern sogar aus Deutschland! "Der Verein von Kurt Landauer, der von den Nazis als 'Juden-Club' bezeichnet wurde, darf das so nicht stehen lassen. Lieber FC Bayern: bitte sofort rausschmeißen. Zudem sollten alle staatlichen Möglichkeiten genutzt werden, ihn aus Deutschland zu verweisen", schreibt Steiniger auf der Plattform X (ehemals Twitter).
Das Posting blieb für Steiniger nicht ohne Folgen. Wie die "Bild" berichtet, erhielt der CDU-Politiker neben zahlreichen Beleidigungen und Beschimpfungen wie "Hurensohn" oder "Nazi" per Mail auch eine explizite Morddrohung. "Wenn du innerhalb von 24 Stunden deine Aussagen nicht zurücknimmst, fahre ich nach Berlin, steche dich ab und sprenge den Bundestag in die Luft", soll laut Steiniger in der Mail gestanden haben. Der Politiker erstattete bei der Kriminalpolizei des Bundestages Anzeige wegen Bedrohung und Beleidigung.
Suspendierung oder Verkauf? Noussair Mazraoui bringt den FC Bayern in eine Zwickmühle
Mazraoui rausschmeißen und des Landes verweisen, wie Steiniger es in seinem Posting fordert, stellt sich aber nicht so einfach dar. Insbesondere für den FC Bayern, der nach den Äußerungen seines Spielers in der sportlich-moralischen Zwickmühle steckt. Nach dem verpatzten Deadline-Day ist die Personaldecke insbesondere in der Abwehr extrem dünn. Mazraoui ist der einzige gelernte Rechtsverteidiger im Kader. Mit einer Suspendierung und/oder einem Verkauf würde man die Lage noch einmal deutlich verschärfen – dabei sieht der Plan eigentlich vor, im Winter für mehr Breite in der Abwehr zu sorgen.
Mazraoui wechselte im Sommer 2022 ablösefrei von Ajax Amsterdam zum FC Bayern, vertraglich an die Münchner gebunden ist er eigentlich noch bis 2026. Bei einem vorzeitigen Mazraoui-Verkauf würden die Münchner also Plus machen.
FC Bayern reagiert und kündigt Gespräch mit Mazraoui an
Am Montag reagierte der FC Bayern auf die Aussagen seines Spielers. Man habe bereits direkt nach Bekanntwerden der fragwürdigen Posts Kontakt zum Spieler aufgenommen, teilte der Rekordmeister mit. Nach dessen Rückkehr von der marokkanischen Nationalmannschaft will die Klubführung "ein ausführliches persönliches Gespräch" mit dem Spieler führen.
"Unabhängig davon weiß jeder, auch jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter, jede Spielerin und jeder Spieler, für welche Werte der FC Bayern steht. Wir haben diese bereits direkt nach dem Terroranschlag auf Israel in einem Beitrag öffentlich und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Wir sorgen uns um unsere Freunde in Israel und stehen an ihrer Seite. Zugleich hoffen wir auf ein friedvolles Zusammenleben aller Menschen im Nahen Osten", so der Verein.
Der Zentralrat der Juden hält diese Reaktion für korrekt. "Das Vorgehen des FC Bayern München als Verein halten wir bislang für angemessen", hieß es in der Erklärung.
Mazraoui muss zum Rapport: Wie reagiert der FC Bayern?
Die Blicke waren also gespannt nach München gerichtet, als Mazraoui am Mittwochnachmittag von der Länderspielreise zurückkehrte und direkt im Anschluss an der Säbener Straße zum Rapport antreten musste. Der Marokkaner musste sich vor den Bayern-Bossen erklären. Ob er Disziplinarmaßnahmen bis hin zu einer möglichen Suspendierung oder gar Kündigung noch verhindern kann, ist aber weiter unklar. Beide Seiten tauschten laut "Bild" in aller Deutlichkeit ihre Standpunkte aus – es wurde Klartext gesprochen. Danach verschwand Mazraoui eilig vom Bayern-Gelände. Es bleibt abzuwarten, wie der Verein in dieser Angelegenheit nun entscheidet.
Noch vor dem Gespräch erhöhte ein Fanclub des deutschen Rekordmeisters den Druck auf die Entscheidungsträger. "Der Fanclub Bayern Israel verurteilt jeden, der eine terroristische Vereinigung unterstützt – speziell die Hamas, die am 7. Oktober 2023 kaltblütig über 1.300 israelische Seelen ermordet, vergewaltigt und verbrannt sowie über 200 unschuldige Zivilisten entführt hat", schrieb die Fanvereinigung in einer Stellungnahme auf Facebook.
Weiter forderte der "Fanclub Israel: "Wir erwarten vom FC Bayern München, der wesentlich auf einer jüdischen Community aufgebaut wurde und Rassismus auf allen Wegen bekämpft, dass er den Spieler Noussair Mazraoui den Werten des Klubs entsprechend zu behandeln weiß. Hamas ist ISIS. Nie wieder ist jetzt!"
Bundesligist Mainz 05 feuert Profi Anwar El Ghazi nach umstrittenen Palästina-Posts
Auch Bayerns Liga-Konkurrent Mainz 05 befand sich in einem ähnlichen Dilemma. Der FSV-Spieler Anwar El Ghazi teilte auf Instagram einen Post mit den Worten "Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein". Der Spruch impliziert einen palästinensischen Staat vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer – und spricht Israel damit das Existenzrecht ab.
Zwar löschte El Ghazi den Post wieder, für Mainz 05 auflaufen wird der Fußballer dennoch nicht mehr. Der Bundesligist teilte mit, dass der 28-Jährige mit sofortiger Wirkung "vom Trainings- und Spielbetrieb" freigestellt sei. In einer Stellungnahme erklärten die "05er": "Der Freistellung voran ging ein ausführliches Gespräch zwischen Vorstand und Spieler. Der Verein distanziert sich jedoch deutlich von den Inhalten des Posts, da dieser nicht mit den Werten unseres Klubs einhergeht." Laut "Bild" prüfen die Mainz-Verantwortlichen die fristlose Kündigung des Spielers.
Konsequenzen für Mazraoui nach Pro-Palästina-Posts?
Ob es Konsequenzen für Mazraoui geben wird und wie diese konkret aussehen könnten, ist offen. Vor allem, da es sich hierbei mit der religiösen Note und den zu vertretenden Wertvorstellungen um einen bislang einzigartigen Fall beim FC Bayern handelt.
In der Vergangenheit war beispielsweise Philipp Lahm anno 2009 wegen eines nicht abgesprochenen Interviews mit kritischen Aussagen über den Rekordmeister mit einer saftigen Geldstrafe von 50.000 Euro belegt worden – entsprechende Interviews waren allerdings auch vertraglich untersagt. Im Frühjahr 2023 war Sadio Mané nach einer Watschn für Leroy Sané mit einer Geldstrafe von 350.000 Euro belangt und für ein Spiel suspendiert worden. Inwieweit das öffentliche Verhalten sowie Äußerungen von Spielern, wie nun im Falle Mazraoui, im Lizenzvertrag geregelt sind, ist unklar.
Mazraoui eckte mit seiner Weltanschauung schon einmal bei den Bayern-Fans an
Allerdings ist es tatsächlich nicht das erste Mal, dass Mazraoui eine Weltanschauung vertritt, die den Werten des FC Bayern diametral entgegensteht. Erst im vergangenen Mai solidarisierte sich der 25-Jährige mit Spielern des FC Toulouse. Diese hatten sich einer ligaweiten Aktion zum Welttag gegen Homophobie und Transphobie verweigert, in deren Rahmen alle Akteure der französischen Ligue1 Trikots mit Rückennummern in Regenbogenfarben tragen sollten.
"Gott segne dich Bruder", kommentierte Mazraoui unter einem Social-Media-Post seines Landsmanns Zakaria Aboukhlal, der die Aktion ebenfalls boykottierte. In Deutschland bekam der Bayern-Star für seine Haltung Kritik – unter anderem aus der eigenen Fankurve. Beim Heimspiel gegen RB Leipzig zeigte die Südkurve ein Banner mit der Aufschrift "All colours are beautiful. In Toulouse, Munich and everywhere. Respect our values Mazraoui". Zu deutsch: "Alle Farben sind schön. In Toulouse, München und überall. Respektiere unsere Werte, Mazraoui."

Wie sich die Causa Mazraoui weiterentwickelt, wird sich zeigen. Für den kommenden Bundesliga-Spieltag empfiehlt die Deutsche Fußball-Liga (DFL) eine Schweigeminute, um den mindestens 1.400 Toten zu gedenken. Die DFL scheint also ihren moralischen Kompass gefunden zu haben. Ob Mazraoui bis Samstagabend auch fündig wird?
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