FC Bayern – "Unkluge Äußerungen": Uli Hoeneß knöpft sich FCB-Trainer Tuchel vor
München - Dank Uli Hoeneß wird es beim FC Bayern auch während der Länderspielpause nicht langweilig. Zuletzt sorgte der Ehrenpräsident der Münchner mit seinem Nachtreten gegen Oliver Kahn für Schlagzeilen, nun lässt er mit öffentlicher Kritik an Trainer Thomas Tuchel aufhorchen.
Grund: Nach den geplatzten Transfers am Deadline Day hatte der Bayern-Coach öffentlich die fehlende Breite des Kaders bemängelt. Der sei nämlich insbesondere in der Defensive "auf Kante genäht", meinte Tuchel. Sine Befürchtung bestätigte sich spätestens im DFB-Pokal gegen Preusen Münster, als in Dayot Upamecano, Kim Minjae und Matthijs de Ligt alle drei Innenverteidiger ausfielen und Leon Goretzka neben Noussair Mazraoui im Abwehrzentrum auflief.
Hoeneß: Tuchels Aussagen "ein gefundenes Fressen für die Medien"
Dass Tuchel im Sommer immer wieder Verstärkungen forderte und später seinen Unmut über den Kader öffentlich kundtat, gefällt Hoeneß dennoch nicht. Im Interview mit RTL/ntv spricht er nun von "unklugen Äußerungen", da "ich nicht mein eigenes Team schlecht aussehen lasse, indem ich sage, wir sind zu dünn besetzt". Die Aussagen seien ein "gefundenes Fressen für die Medien, speziell für die Boulevardpresse", meinte Hoeneß weiter.
Mit Blick auf die fehlende Breite entgegnet der Ehrenpräsident: "Wenn Sie jedes Wochenende sehen, was wir auf der Bank sitzen haben – nur Nationalspieler – dann haben wir keinen dünnen Kader." Dass ein weiterer Innenverteidiger dem Rekordmeister nicht schaden würde, sahen allerdings zuletzt auch die Verantwortlichen der Bayern ein. Zuletzt zog man sogar eine Rückholaktion von Jérôme Boateng in Erwägung.
Hoeneß: Absage an Boateng hatte nicht nur sportliche Gründe
Laut offizieller Vereinsmitteilung entschied man sich schlussendlich aber dagegen, da sich die personelle Lage in der Abwehr wieder entspannt habe. Für viele Fans und Experten eine fadenscheinige Begründung, schließlich läuft noch immer ein Prozess wegen häuslicher Gewalt gegen den Weltmeister von 2014. Eine Verpflichtung des Innenverteidigers wäre bei den Fans alles andere als gut angekommen.
Hoeneß bestätigt nun als erster Bayern-Verantwortlicher, dass sich der Verein auch deshalb gegen eine Verpflichtung entschieden habe. "Die Vergangenheit, die auch mit den Prozessen, die er hinter sich hat, belastet ist, hat den Verein schlussendlich dazu gebracht, von der Verpflichtung abzusehen", erklärt er.
Hoeneß: Warum eine Boateng-Verpflichtung "wirtschaftlich völlig gaga" gewesen wäre
Zudem gibt Hoeneß zu bedenken, dass Boateng ohnehin nur in der Bundesliga spielberechtigt gewesen wäre. Und wenn die Bayern in der Winterpause einen anderen Verteidiger holen, hieße das, "dass Jérôme praktisch nur für acht Bundesligaspiele verpflichtet würde", sagte Hoeneß. "Und das ist wirtschaftlich völlig gaga." Die Absage an Boateng sei "eine vernünftige Entscheidung", ergänzte er.
Ohnehin wollen die Bayern im Winter entweder einen Innen- oder Rechtsverteidiger verpflichten, bestätigt Hoeneß. Abgesehen davon wird es aber keine großen Transfers geben. "Wenn wir bis dahin das Gefühl haben, dass wir Ergänzungen brauchen, werden wir das tun. Wir können nicht immer nur darauf achten, dass man jetzt im Hier und heute lebt, sondern dieser Verein soll die nächsten zehn Jahre gesund sein", so der Bayern-Patriarch: "Und wir sind stolz darauf, dass wir seit 30 Jahren vom Festgeldkonto leben. Und so soll es auch bleiben."
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