FC Bayern und Max Eberl in der Sackgasse: "Stehen nächste Saison ohne Trainer da, weil irgendjemand dagegen ist"

Schon sechs Trainer haben dem FC Bayern abgesagt. Der Sportboss gerät bei der Suche stark unter Druck. "Das Beste kommt zum Schluss", sagt Max Eberl – aber stimmt das wirklich?
Patrick Strasser |
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Steckt augenblicklich und immer noch in der Trainer-Sackgasse fest: Sportvorstand Max Eberl.
Steckt augenblicklich und immer noch in der Trainer-Sackgasse fest: Sportvorstand Max Eberl. © imago

München - Die Frage war klar und deutlich, die Antwort kurz und knapp. Herr Neuer, hatte der FC Bayern zuletzt einen zu hohen Trainerverschleiß? "Ja!" Was offensichtlich ist. Nicht zuletzt Uli Hoeneß war es ja, der sich Konstanz auf der Trainerposition so sehnlichst wünschte, um dann Thomas Tuchel erst verbal zu diskreditieren, dann die Rolle rückwärts in der Causa TT und damit mögliche weitere Jahre im Amt zu verwehren. Finde den Fehler.

Max Eberl und der FC Bayern: Zehn Wochen, die sich wie zehn Jahre anfühlen

Und wie sieht es mit dem Verschleiß an Sportvorständen aus? "Ich bin erst zehn Wochen da", sagte Max Eberl am Samstag nach dem 2:4 in Hoffenheim und fügte ehrlich an: "Es fühlt sich wie zehn Jahre an." Verständlicherweise. Die Trainersuche geht allen beim FC Bayern an die Nieren und Eberl steht gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Freund im (Gegen-)Wind.

Kein Coach bedeutet: Keine Klarheit, keine konkrete Planung der Details in der Saisonvorbereitung, aber noch viel Schlimmer: Was sagt man den Spielern, die man verpflichten möchte, wenn sie den Trainer sprechen möchten, um zu erfahren, was er konkret vorhat? Wie soll man mit Beratern verhandeln, die genau diese Fragen für ihren Mandanten vorbesprechen wollen? Eine Sackgasse. Und in dieser muss sich Eberl momentan drehen und wenden bzw. rhetorisch winden.

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Am Mittwochabend sagte die Tuchel-Seite ab. Nein, kein Doch-Wieder-Weiter. "Wir haben uns nach dem Real-Spiel hingesetzt und nochmal über alles gesprochen, weil ich noch relativ unbefleckt in der ganzen Sache war", erklärte Eberl, "wir haben diskutiert, geredet und dann kamen wir überein, dass wir gesagt haben: 'Nein, das Abkommen, das getroffen wurde, bleibt bestehen.'" Eine andere Formulierung für: Absage Nummer fünf eines Trainers, dieses Mal von demjenigen, den sie zuvor mit Verfallsdatum abgesägt hatten. Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick und Oliver Glasner hatten zuvor abgesagt.

Da starteten die Verantwortlichen laut "Bild" am Freitag den Versuch, Roger Schmidt (57) von Benfica Lissabon loszueisen. Doch auch der verwies auf seinen Vertrag und seine Zusagen an den aktuellen Arbeitgeber. Zuletzt wurde in der Aufsichtsratssitzung auch wieder über Roberto De Zerbi (44) gesprochen, den Wunschkandidaten von Eberl, dessen vorheriger Wunschkandidat Nagelsmann war. Nachdem sich bereits im März alle im Vorstand und im Aufsichtsrat auf Wunschkandidat Alonso verständigt hatten.

Lothar Matthäus kritisiert das Vorgehen des FC Bayern deutlich

Am Samstag gab De Zerbis Verein Brighton & Hove Albion bekannt, dass der Italiener den Premier-League-Klub im Sommer trotz Vertrags bis 2026 verlassen wird. Wenig später wurde Eberl im ZDF gefragt, ob er vehement widersprechen könne, dass der neue Trainer ein Italiener werde. Eberl antwortete: "Ja." Also Haken dran an De Zerbi. Sollten die Bayern die Liste ihrer Nicht-Trainer ausdrucken wollen, müssten sie zunächst Druckerpapier einkaufen.

"Man muss auch mal loslassen": In seiner neuesten Sky-Kolumne verurteilt Lothar Matthäus das jüngste Vorgehen von Bayern-Patron Uli Hoeneß in der Trainersuche des FC Bayern.
"Man muss auch mal loslassen": In seiner neuesten Sky-Kolumne verurteilt Lothar Matthäus das jüngste Vorgehen von Bayern-Patron Uli Hoeneß in der Trainersuche des FC Bayern. © IMAGO / Eibner

Auch Lothar Matthäus fand in seiner Sky-Kolumne deutliche Worte für das Vorgehen der Münchner Bosse. Zwar könne er verstehen, dass Uli Hoeneß Probleme hat, sich endgültig zurückzuziehen, nachdem das Projekt mit Oliver Kahn als Vorstandsvorsitzendem und Hasan Salihamidzic als Sportvorstand schiefgegangen ist.

Trotzdem würde sich Matthäus freuen, "wenn Max (Eberl, d. Red.) irgendwann alleine eine Entscheidung treffen kann und nicht warten muss, dass sechs Leute drumherum ein klares 'Ja' geben. Das muss Max intern auch klar ansprechen. Er muss jedem deutlich zu verstehen geben, dass er für den sportlichen Bereich verantwortlich ist und dass die Bayern nächste Saison ohne Trainer dastehen, wenn jede seiner Ideen verhindert wird, weil irgendjemand dagegen ist."

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Und nun? Alles auf Anfang. Nein, nicht den bei Werder Bremen und Dynamo Dresden gescheiterten Markus Anfang. Alles auf Nostalgie? Zurück in die Zukunft mit Hansi Flick? Dessen Wieder-Einstellung würde eher nicht als Signal für einen Aufbruch in neue Zeiten stehen. Flick war zudem nie Hoeneß' Favorit.

Der französische Weltmeister Zinedine Zidane (51), mit Real Madrid überaus erfolgreich, wird es auch nicht. Kein Deutsch, kein Englisch – kein Thema.

Erik ten Hag (54) von Manchester United? Könnte nach dem englischen Pokalfinale am Samstag gegen Manchester City heiß werden – sollte ten Hag, ab 2013 für zwei Jahre an der Säbener Straße Trainer der zweiten Mannschaft, nach zwei unzufriedenstellenden Spielzeiten bei ManU entlassen werden.

Zwischen 2013 und 2015 trainierte Erik ten Hag die Zweitvertretung des FC Bayern? Bekommt er neun Jahre später seine Chance bei den Profis?
Zwischen 2013 und 2015 trainierte Erik ten Hag die Zweitvertretung des FC Bayern? Bekommt er neun Jahre später seine Chance bei den Profis? © IMAGO/Rene Traut

Wer suchet, der findet. Aber wann? Und wen? Eberls Kunst schwankt noch zwischen Meisterstück und Stümperei. Der angeschlagene Sportvorstand geht derweil erneut in die Offensive. Vor zwei Wochen sprach der 50-Jährige davon, dass im Leben manchmal eine Türe aufgehe, mit der man nicht gerechnet habe, nun tönte er in Hoffenheim: "Ein Freund von mir sagt immer, das Beste kommt zum Schluss. Wir werden eine sehr gute Lösung finden." Ein anderes Sprichwort sagt: Wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte.

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34 Kommentare
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  • Rabullus am 22.05.2024 12:37 Uhr / Bewertung:

    Es ist typisch DEUTSCH wenn einer "am Boden" liegt dann treten wir drauf!
    Wie kommt jeder Zeitung und jeder Sender dazu, zu behaupten das schon 6 oder mehr Trainer abgesagt hat?
    Alonso hat bei Bayer verlängert Hoeneß hat beim VFB verlängert
    Rangnik hat beim ÖFB einen Vertrag - wir reden doch immer von Vertragstreue!
    Die Anderen haben nur gesagt, mich braucht keiner fragen denn ich habe einen Vertrag!
    Und jeder arbeitslose Ex-Fußballer ist plötzlich Experte und muss alles kommentieren.
    Warum ist denn von denen keiner Trainer obwohl die meisten eine A-Lizenz haben?
    Tja, warum wohl? Draufhauen ist einfacher und bequemer, als selbst kreativ zu sein und täglich auf dem Platz zu stehen!
    Nur so mal nachgedacht! Nix für ungut!!!!

  • TiSch am 22.05.2024 15:33 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Rabullus

    Der war gut. Erstens inhaltlich und zweitens... der arme, arme FC Bayern, tut mir sooo leid

  • loewenhund am 23.05.2024 10:16 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Rabullus

    da ist was falsch welcher verein hat jahrzehnte lang auf die anderen eingetreten daswaren doch schon die bayern und jetzt weil es mal umgekehrt ist wird gejammert wer hat den mit einer unsäglichen arroganz alle andern immer für zu blöd für alles angeschaut und das auch noch laut und deutlich verkündigt doch schon euer steuerschwindler

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