FC Bayern und Max Eberl in der Sackgasse: "Stehen nächste Saison ohne Trainer da, weil irgendjemand dagegen ist"
München - Die Frage war klar und deutlich, die Antwort kurz und knapp. Herr Neuer, hatte der FC Bayern zuletzt einen zu hohen Trainerverschleiß? "Ja!" Was offensichtlich ist. Nicht zuletzt Uli Hoeneß war es ja, der sich Konstanz auf der Trainerposition so sehnlichst wünschte, um dann Thomas Tuchel erst verbal zu diskreditieren, dann die Rolle rückwärts in der Causa TT und damit mögliche weitere Jahre im Amt zu verwehren. Finde den Fehler.
Max Eberl und der FC Bayern: Zehn Wochen, die sich wie zehn Jahre anfühlen
Und wie sieht es mit dem Verschleiß an Sportvorständen aus? "Ich bin erst zehn Wochen da", sagte Max Eberl am Samstag nach dem 2:4 in Hoffenheim und fügte ehrlich an: "Es fühlt sich wie zehn Jahre an." Verständlicherweise. Die Trainersuche geht allen beim FC Bayern an die Nieren und Eberl steht gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Freund im (Gegen-)Wind.
Kein Coach bedeutet: Keine Klarheit, keine konkrete Planung der Details in der Saisonvorbereitung, aber noch viel Schlimmer: Was sagt man den Spielern, die man verpflichten möchte, wenn sie den Trainer sprechen möchten, um zu erfahren, was er konkret vorhat? Wie soll man mit Beratern verhandeln, die genau diese Fragen für ihren Mandanten vorbesprechen wollen? Eine Sackgasse. Und in dieser muss sich Eberl momentan drehen und wenden bzw. rhetorisch winden.
Am Mittwochabend sagte die Tuchel-Seite ab. Nein, kein Doch-Wieder-Weiter. "Wir haben uns nach dem Real-Spiel hingesetzt und nochmal über alles gesprochen, weil ich noch relativ unbefleckt in der ganzen Sache war", erklärte Eberl, "wir haben diskutiert, geredet und dann kamen wir überein, dass wir gesagt haben: 'Nein, das Abkommen, das getroffen wurde, bleibt bestehen.'" Eine andere Formulierung für: Absage Nummer fünf eines Trainers, dieses Mal von demjenigen, den sie zuvor mit Verfallsdatum abgesägt hatten. Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick und Oliver Glasner hatten zuvor abgesagt.
Da starteten die Verantwortlichen laut "Bild" am Freitag den Versuch, Roger Schmidt (57) von Benfica Lissabon loszueisen. Doch auch der verwies auf seinen Vertrag und seine Zusagen an den aktuellen Arbeitgeber. Zuletzt wurde in der Aufsichtsratssitzung auch wieder über Roberto De Zerbi (44) gesprochen, den Wunschkandidaten von Eberl, dessen vorheriger Wunschkandidat Nagelsmann war. Nachdem sich bereits im März alle im Vorstand und im Aufsichtsrat auf Wunschkandidat Alonso verständigt hatten.
Lothar Matthäus kritisiert das Vorgehen des FC Bayern deutlich
Am Samstag gab De Zerbis Verein Brighton & Hove Albion bekannt, dass der Italiener den Premier-League-Klub im Sommer trotz Vertrags bis 2026 verlassen wird. Wenig später wurde Eberl im ZDF gefragt, ob er vehement widersprechen könne, dass der neue Trainer ein Italiener werde. Eberl antwortete: "Ja." Also Haken dran an De Zerbi. Sollten die Bayern die Liste ihrer Nicht-Trainer ausdrucken wollen, müssten sie zunächst Druckerpapier einkaufen.

Auch Lothar Matthäus fand in seiner Sky-Kolumne deutliche Worte für das Vorgehen der Münchner Bosse. Zwar könne er verstehen, dass Uli Hoeneß Probleme hat, sich endgültig zurückzuziehen, nachdem das Projekt mit Oliver Kahn als Vorstandsvorsitzendem und Hasan Salihamidzic als Sportvorstand schiefgegangen ist.
Trotzdem würde sich Matthäus freuen, "wenn Max (Eberl, d. Red.) irgendwann alleine eine Entscheidung treffen kann und nicht warten muss, dass sechs Leute drumherum ein klares 'Ja' geben. Das muss Max intern auch klar ansprechen. Er muss jedem deutlich zu verstehen geben, dass er für den sportlichen Bereich verantwortlich ist und dass die Bayern nächste Saison ohne Trainer dastehen, wenn jede seiner Ideen verhindert wird, weil irgendjemand dagegen ist."
Nach Fünffach-Absage: Ehemaliger U23-Trainer des FC Bayern der neue Favorit?
Und nun? Alles auf Anfang. Nein, nicht den bei Werder Bremen und Dynamo Dresden gescheiterten Markus Anfang. Alles auf Nostalgie? Zurück in die Zukunft mit Hansi Flick? Dessen Wieder-Einstellung würde eher nicht als Signal für einen Aufbruch in neue Zeiten stehen. Flick war zudem nie Hoeneß' Favorit.
Der französische Weltmeister Zinedine Zidane (51), mit Real Madrid überaus erfolgreich, wird es auch nicht. Kein Deutsch, kein Englisch – kein Thema.
Erik ten Hag (54) von Manchester United? Könnte nach dem englischen Pokalfinale am Samstag gegen Manchester City heiß werden – sollte ten Hag, ab 2013 für zwei Jahre an der Säbener Straße Trainer der zweiten Mannschaft, nach zwei unzufriedenstellenden Spielzeiten bei ManU entlassen werden.

Wer suchet, der findet. Aber wann? Und wen? Eberls Kunst schwankt noch zwischen Meisterstück und Stümperei. Der angeschlagene Sportvorstand geht derweil erneut in die Offensive. Vor zwei Wochen sprach der 50-Jährige davon, dass im Leben manchmal eine Türe aufgehe, mit der man nicht gerechnet habe, nun tönte er in Hoffenheim: "Ein Freund von mir sagt immer, das Beste kommt zum Schluss. Wir werden eine sehr gute Lösung finden." Ein anderes Sprichwort sagt: Wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte.