FC Bayern München: Matthias Sammer über den Frust von Thomas Müller
Dem FC Bayern drohen nach der Kritik des zunächst nicht berücksichtigten Thomas Müller weitere Diskussionen. "Man muss bei Thomas auch die Lebensleistung sehen", findet Eurosport-Experte Matthias Sammer.
München - Ein Thomas Müller im Schmollwinkel tut dem FC Bayern nicht gut. Das findet auch Matthias Sammer, der den 27-Jährigen auch in einem ganz besonderen Licht betrachtet.
Aufgrund seiner Verdienste und der Verbundenheit zum Klub müsse er mit anderen Maßstäben bewertet werden als viele andere Profis, sagt der frühere Sportvorstand des FC Bayern im Eurosport-Interview.
"Man muss bei Thomas auch die Lebensleistung sehen. Er ist Weltmeister, Champions-League-Sieger, deutscher Meister, Pokalsieger. Er wird Miro Klose als WM-Rekord-Torjäger ablösen. Das ist aktuell der Widerspruch, den man in einem Verein mit Identifikationsfiguren immer sehen muss. Es gibt ganz, ganz wichtige stabile Faktoren innerhalb einer Mannschaft. Die dann, wenn sie Führungsspieler sind, wenn sie Führungseigenschaften haben - Ottmar Hitzfeld und Jupp Heynckes lassen grüßen - nicht in Frage gestellt werden dürfen. Deshalb wird das Thema weiter interessant bleiben", erklärte Sammer.
Eine Zerreißprobe? Eher nicht!
Kurz nach dem Abpfiff der Partie bei Werder Bremen (2:0) hatte sich Thomas Müller heftig beklagt. Letzte Woche zum Liga-Auftakt Kapitän, nun Bankdrücker. Ob er überrascht gewesen sei, zunächst nur auf der Bank gesessen zu haben? Müllers Antwort im ARD-Hörfunk: "Ja, ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will. Meine sind scheinbar nicht 100-prozentig gefragt."
Trainer Carlo Ancelotti hatte seine Entscheidung contra Müller als "rein technisch" begründet. Der Kampf um einen Platz in der Stammelf dürfte für Müller in den kommenden Wochen nicht einfacher werden: Königstransfer James Rodríguez befindet sich nach seiner Verletzung auf dem Weg der Besserung und wird die Konkurrenzsituation weiter verschärfen.
Dass dem Rekordmeister aufgrund möglicher Einmischungen der Führungsetage in die Arbeit von Trainer Carlo Ancelotti eine Zerreißprobe droht, fürchtet Sammer nicht. Dennoch sei die Thematik eine Herausforderung für alle Beteiligten.
"Der Trainer ist für Aufstellung und Taktik zuständig. Und dann ist da das Feingefühl, das du haben musst. Da redet man nicht rein. Das hat Bayern München auch nie gemacht. Unabhängig von meiner Person oder der jetzt von Hasan Salihamidzic. Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß haben sich nie in das Hoheitsgebiet des Trainers eingemischt", sagte der 49-Jährige.
Das sagen Matthäus und Strunz
"Thomas Müller hat einen schweren Stand bei Bayern, ist aber in der Nationalelf gesetzt", wird Rekordnationalspieler Lothar Matthäus im Kicker zitiert. "In den wichtigen Spielen in München wurde er weniger eingesetzt; und ich bin skeptisch, dass sich das in diesem Jahr verbessert, was nicht an ihm liegt: Er braucht einen Trainer, der ihn in seiner Elf haben will, dann wird ihn Müller nicht enttäuschen."
Ex-Bayern-Profi Thomas Strunz erklärte im Sport1-Doppelpass: "Müller scheint zum ersten Mal in seiner Karriere das Gefühl zu haben, dass der Trainer nicht auf ihn setzt und seine Qualitäten nicht braucht. Das überraschende und flexible Positionsspiel, das Thomas auszeichnet, ist unter Carlo Ancelotti nicht gefragt."
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