FC Bayern - Werder Bremen: Thomas Müller auf der Bank - Kritik an Ancelotti
Bremen - Kurz nach Abpfiff hatte Thomas Müller noch genügend Luft. Klar, hatte er in Bremen nur knapp 20 Minuten gespielt, dabei immerhin den zweiten Treffer von Doppelpack-Torjäger Robert Lewandowski (72./75.) vorbereitet. Als Joker. Letzte Woche zum Liga-Auftakt Kapitän, nun Bankdrücker. Ob er überrascht gewesen sei, zunächst nur auf der Bank gesessen zu haben?
Müllers Antwort im ARD-Hörfunk: "Ja, ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will. Meine sind scheinbar nicht 100-prozentig gefragt." Der Frust musste raus. Unüberhörbar. Der 27-Jährige weiß nicht, woran er ist bei Trainer Carlo Ancelotti. Stammkraft? Das war einmal.
Ancelottis Probleme mit Müllers Spielweise
In Bremen wurde Thiago, nach dreieinhalb Wochen Zwangspause wegen einer Bauchmuskelverletzung erstmals wieder im Kader, direkt wieder in die Startelf gestellt. Auf die Zehnerposition, Müllers Rolle der letzten Wochen. Der blieb zerknirscht draußen, kam erst nach 73 Minuten rein.
"Das war eine rein taktische Entscheidung. Wir wollten den gesamten Raum des Spielfeldes ausnutzen", begründete Ancelotti seine Personalrochade und fügte in Richtung Müller hinzu: "Nach seiner Einwechslung hat er das richtig gut gemacht." Nette Worte. Hilft Müller, der Sekunden nach seiner Hereinnahme Werder-Torhüter Jirí Pavlenka mit einer Volley-Abnahme zu einer Glanzparade gezwungen hatte, jedoch nichts. Der WM-Torschützenkönig von 2010 steckt in der Carlo-Klemme.
Wie zum Teil schon Vorgänger Pep Guardiola kann auch Ancelotti dauerhaft nicht so recht etwas anfangen mit der unorthodoxen Spielweise Müllers. Dessen Formkurve und Trefferquote gehen seit Sommer 2016 nach unten. In 45 Pflichtspielen unter dem italienischen Coach kommt Müller auf lediglich neun Tore und 17 Vorlagen.
Wo soll Müller spielen?
Und für die Zehnerposition hat Ancelotti mit dem aktuell noch verletzten Kolumbianer James Rodríguez, bei Real Madrid einst einer seiner Lieblingsschüler, einen weiteren Konkurrenten verpflichtet. Droht Unruhe? Ist es gar denkbar, dass Ancelotti Müller aus München vergrault? Kaum. Der Publikumsliebling, der letzte Bayer im Kader mit Vertrag bis 2021, dürfte wohl länger an der Säbener Straße bleiben als der Trainer, dessen Arbeitspapier im Sommer 2019 endet.
"Thomas ist einer der besten Spieler Deutschlands und das Gesicht des FC Bayern", sagte Sky-Experte Lothar Matthäus. "Natürlich ist er verärgert. Müller ist keine Sieben wie Robben und auch keine Neun wie Lewandowski, er ist ein Freigeist. Wenn ein Trainer ihn zu händeln weiß, dann hilft er der Mannschaft. Aber wenn der Trainer nicht zu einhundert Prozent überzeugt ist, dann ist es schwierig für ihn."
Wo soll Müller spielen? Nicht auf der Zehn wegen Thiago und James. Nicht auf den Flügelpositionen, dort sind Franck Ribéry und Arjen Robben gesetzt. Nicht auf der Neun, der Mittelstürmer-Position. Dort trifft Robert Lewandowski, wie er will. Gut für Müller, dass nun Länderspiele anstehen. Bei Joachim Löw gilt: Müller spielt immer.
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