FC Bayern jagt den Torrekord der Bundesliga

München - Die deutsche Meisterschaft gehört seit jeher quasi zum Selbstverständnis des FC Bayern. Bei aktuell acht Punkten Vorsprung auf Verfolger VfL Wolfsburg ist man auf dem besten Weg, die Vereins- Verantwortlichen diesbezüglich zum 25. Mal zufrieden zu stellen.
„Die Bundesliga wird von uns erwartet, in der Champions League und im DFB-Pokal können wir glänzen“, sagte Thomas Müller der „Sport Bild“ über die Ausgangslage der Titelkämpfe: „Wir peilen noch größere Ziele als die Meisterschaft an. Wir sind beim FC Bayern.“ Aber selbst für bayerische Verhältnisse scheint in dieser Spielzeit auch in der Liga noch Besonderes möglich zu sein.
Denn der Jubiläumstitel könnte durch einen Torrekord garniert werden: Die magische Marke von 100 Saisontreffern scheint in dieser Spielzeit möglich. Das belegte die Mannschaft zuletzt mit dem 6:0 beim SC Paderborn und dem 8:0 gegen den Hamburger SV in der Vorwoche.
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„Das ist ganz großes Kino“, sagt Trainer Peter Stöger, der mit dem 1. FC Köln am Freitag in der Allianz Arena zu Gast sein wird. Bei der Dienstreise nach München kassierte der FC in der Saison 1971/72 einst mit 0:7 die höchste Niederlage seiner Vereinsgeschichte. „Es gibt liebere Orte, wo man hinfährt. Man kann davon ausgehen, dass alle spekulieren, wie viele es denn werden“, sagt Stöger.
In der Ligahistorie wurde die 100-Tore-Schallmauer erst einmal durchbrochen. Von wem? Na klar: dem FC Bayern. Um genau zu sein, der Meistermannschaft der Saison 1971/72, die damals für das Kölner Debakel sorgte. 101 Treffer wies das Torverhältnis am Ende aus. Alleine 40 davon erzielte damals Gerd Müller, Uli Hoeneß steuerte 13, Franz Beckenbauer immerhin fünf bei.
Damals wie heute hatte der FC Bayern nach dem 22. Spieltag 59 Treffer erzielt. Die Voraussetzungen für eine Torausbeute in dreistelliger Höhe scheinen also erfüllt.
„Wenn man nach den vergangenen beiden Spielen geht, dann knackt die Mannschaft den Rekord ganz sicher“, sagte Franz „Bulle“ Roth, der 1971/72 mit zwölf Treffern seinen Rekord-Beitrag leistete, zu „Sport1“. „Wenn, dann in diesem Jahr“, glaubt er, auch wenn „noch schwerere Gegner“ als die beiden Abstiegskandidaten Hamburg und Paderborn kommen.
Um die glorreichen 100 tatsächlich zu Fall zu bringen, müsste der FC Bayern in den verbleibenden zwölf Ligaspielen noch 41 Treffer, also im Schnitt dreieinhalb (3,42) pro Partie erzielen. Mit Bremen, Hannover, Frankfurt, Hoffenheim und Augsburg stehen noch fünf „Hinrunden-Opfer“ der Bayern auf dem Spielplan, die mit Ausnahme von Bremen (6:0) allesamt mit 4:0 geschlagen wurden.
Statt Beckenbauer und Hoeneß heißen die Protagonisten heute eben Arjen Robben, Robert Lewandowski oder Mario Götze. Und einen (Thomas) Müller hat die aktuelle Bayern-Mannschaft ja auch noch in ihren Reihen.
Am torhungrigsten ist bislang Robben, mit 16 Treffern führt er die Torjägerliste der Bundesliga an. Im vereinsinternen Vergleich folgt Neuzugang Lewandowski (10), der mit drei Toren in den letzten beiden Spielen erst so langsam in Fahrt kommt. Götze und Müller stehen aktuell jeweils bei neun Treffern.
Mit Ribéry (vier Saisontore) trat zudem ein weiterer Topscorer der Bayern bislang verletzungsbedingt noch gar nicht so richtig in Erscheinung. Der Vorbereitungs- König könnte gegen Köln seinen persönlichen 100er-Rekord schon einmal knacken. Der Franzose steht in seiner Bundesliga-Karriere nämlich aktuell bei 99 Assists.
Heißt zusammengefasst: Die Tormaschine der Bayern ist noch längst nicht am Limit. „Noch mehr Tore, noch mehr Siege!“, gibt Lewandowski auf der vereinseigenen Homepage als Maßgabe für die Saison aus: „Das ist unsere Mentalität. Wir wollen immer viele Tore schießen – egal ob es 1:0, 2:0 oder 3:0 steht. Wir wollen immer mehr!“
Das wollten die Bayern in der vergangen Saison allerdings auch. Nur war nach dem Gewinn der Turbo-Meisterschaft am 27. Spieltag die Luft raus. Das Torkonto blieb am Ende bei 94. Das Team geriet durch Rotation in der Liga aus dem Rhythmus – auch für die K.o-Spiele in der Champions League.
„Alle im Verein haben aus dem letzten Jahr gelernt und gesehen, was passieren kann“, sagte Kapitän Philipp Lahm der „Sport Bild“. Im Halbfinale ging das Team damals gegen Real Madrid unter. Nach einem 0:1 im Hinspiel in Madrid wurde man im Rückspiel gedemütigt. „Wir hatten ein einziges Katastrophenspiel, und das war das 0:4 zu Hause gegen Real. Das war nicht der FC Bayern, wie man ihn kennt. Das müssen wir uns ankreiden“, erinnert sich Lahm.
Das will der Kapitän nicht noch einmal zulassen: „Wenn auch nur ein paar Prozent in den Ligaspielen fehlen, ist es schwer möglich, in einem Entscheidungsspiel voll konzentriert zu sein.“
Da hilft nur eins: die Jagd nach den glorreichen 100.