"Es ist einfach zu viel": Jetzt auch Coman – beim FC Bayern München schrillen wegen eines Mega-Problems die Alarmglocken
München - Trotz 2:0-Sieg gegen den 1. FC Köln und einer eigentlich vielversprechenden Offensivperformance dürfte Thomas Tuchel vor Wut und Verzweiflung schäumen und mit den höheren Mächten hadern.
Der FC Bayern muss den nächsten Ausfall eines Offensivakteurs verkraften. Am Samstag erwischte es Kingsley Coman. Als der Franzose in der 48. Minute zum Schuss ausholen wollte, schlug er ein Luftloch und blieb im Rasen hängen. Der 27-Jährige fasste sich sofort an die Innenseite des Oberschenkels und konnte nicht einmal mehr auftreten. Von den Ärzten gestützt humpelte Coman vom Platz. Diagnose: Muskelbündelverletzung in den rechten Adduktoren. Coman droht das Saison-Aus.
Häufung an Muskelverletzungen beim FC Bayern beschäftigt auch die Führungsetage
Es ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch diese ohnehin so seltsame Bayern-Saison zieht. Coman miteinberechnet, ist es die 24. Muskelverletzung für den Rekordmeister. Dass Trainer Tuchel der komplette Profi-Kader zur Verfügung steht und sein Team nicht mit Spielern aus den U-Mannschaften aufgefüllt werden muss, ist die absolute Ausnahme.
Beim 2:2 gegen Arsenal im Viertelfinal-Hinspiel am vergangenen Dienstag in London hatte sich bereits Torschütze Serge Gnabry eine Muskelverletzung zugezogen. Der Nationalspieler fällt mehrere Wochen aus und fehlt damit auch am kommenden Mittwoch gegen die Gunners. Gegen Köln pausierte zudem Leroy Sané wegen Problemen am Schambein.
Nach AZ-Informationen ist die enorme Häufung an Muskelverletzungen natürlich auch Thema in der Führungsetage – und dort schrillen längst die Alarmglocken. Bislang blieb die Suche nach einer Ursache für die Verletztenmisere aber ohne Erfolg. Liegt es an der hohen Belastung, mangelnder Regeneration oder etwa an den Plätzen? Nix Gwiss woas ma ned!
"Es hört einfach nicht auf": Trainer Thomas Tuchel wegen Muskelverletzungen völlig ratlos
Auch Tuchel ist ratlos. "Die Fragen werden natürlich auf vielen Ebenen gestellt", sagte der Bayern-Coach am Freitag: "Ich weiß nicht, ob es einen Grund gibt. Fakt ist, dass es einfach zu viel ist und uns durch das ganze Jahr begleitet." Natürlich sei man auf Ursachenforschung, eine Antwort gibt es aber noch nicht.
"Klar ist, dass das massiven Einfluss hat", meinte der gebürtige Krumbacher mit Blick auf das Abschneiden in dieser Saison: "Das zieht sich das ganze Jahr über durch. Deshalb war die Hinrunde in der Kaderbesetzung so kompliziert. Es hört auch einfach nicht auf."
Dass es erneut Gnabry erwischt hat, ist für Tuchel und seine Bayern doppelt bitter. Der 28-Jährige hatte bereits große Teile der Hinrunde wegen eines Unterarmbruchs verpasst, ab Dezember setzte ihn eine Muskelsehnenverletzung für zweieinhalb Monate außer Gefecht.
Serge Gnabry kam gerade wieder in Top-Form, nun ist er erneut verletzt
Seit seiner Rückkehr Anfang März näherte er sich – pünktlich zur heißen Phase der Saison – seiner Top-Form an und kam in fünf (Teil-)Einsätzen auf vier Tore. Gegen Arsenal zählte er zu den besten Münchnern und steuerte ebenfalls einen Treffer bei. Nun der neuerliche Rückschlag. "Serge kam aus der Aufbauphase, wurde dosiert eingesetzt und erleidet sofort eine erneute Muskelverletzung", sagte Tuchel und wischte damit etwaige Vorwürfe, wonach er seinen Spieler zu früh zu stark belastet haben könnte, von vornherein vom Tisch.
Ohnehin sind Gnabry und Coman bei Weitem nicht die einzigen Bayern-Stars, die in dieser Saison mit muskulären Problemen zu kämpfen hat. Auch Kapitän Manuel Neuer, Matthijs de Ligt, Dayot Upamecano oder Raphael Guerreiro fielen bereits mit Muskelverletzungen aus – teilweise sogar mehrfach. Symptomatisch ist auch das Beispiel Sacha Boey, der in den knapp zweieinhalb Monaten seit seiner Verpflichtung im Winter bereits zwei Muskelverletzungen hatte und momentan ebenfalls nicht zur Verfügung steht.
Die medizinische Abteilung des FC Bayern genießt einen super Ruf
Tuchel verwies am Freitag auf die medizinische Abteilung um Fitness-Guru Holer Broich und den Ärztestab von Dr. Jochen Hahne, der auch beim DFB angestellt ist. Alles Top-Fachleute auf ihrem Gebiet, die in der Branche einen hervorragenden Ruf genießen.
"Wir haben eine große Physio-Abteilung mit hochqualifizierten Ärzten, Physios und Sportwissenschaftlern", so der 50-Jährige: "Wir sind deshalb natürlich alle super unzufrieden, aber alle geben ihr Bestes." Das wird auch nötig sein, wenn man in der Champions League, der letzten verbliebenen Titelchance in dieser Spielzeit, etwas erreichen möchte. Schließlich haben selbst die Bayern nur dann einen Top-Kader, wenn die Spieler auch spielen können.