Ein Tag zum Vergessen: Bayern-Coach Nagelsmann machte am Samstag gleich mehrere gravierende Fehler
München - Julian Nagelsmann steht einmal mehr unter massivem Druck. Nach der 3:2-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach spricht niemand mehr über den enorm wichtigen Sieg unter der Woche bei Paris Saint-Germain (1:0), sondern nur noch über die Verbal-Attacke des Münchner Cheftrainers gegen Schiedsrichter Tobias Welz. Auch die alleinige Tabellenführung ist passé, Union Berlin und Borussia Dortmund sind am Wochenende mit dem Rekordmeister nach Punkten gleich gezogen.
Innerhalb kurzer Zeit hat sich Nagelsmann erneut in den Fokus gerückt – und das wieder unnötigerweise aus eigenem Verschulden. Ein Überblick:
Julian Nagelsmann und seine seltsame Rotation gegen Gladbach
Vier Tage nach dem 1:0-Sieg in der Champions League gegen Paris Saint-Germain warf Nagelsmann gegen Gladbach die Rotationsmaschine an und nahm gleich fünf Wechsel vor – ausgerechnet gegen Angstgegner Gladbach.
Noch verwunderlicher: Für den Rekordmeister steht keine Englische Woche an, genügend Zeit für Regeneration vor dem Spitzenspiel gegen Union Berlin wäre also gegeben gewesen. Zudem verpasste er die Chance, seiner Stammformation vor den schweren Aufgaben in den nächsten Wochen die Möglichkeit zum Einspielen zu geben.
Ausgezahlt haben sich die Wechsel nicht, im Gegenteil. Daley Blind, der seit seiner Verpflichtung im Winter bislang kaum Spielzeit bekam, wirkte nach dem Platzverweis von Upamecano wie ein Unsicherheitsfaktor und bleibt den Beweis seiner Bayern-Tauglichkeit weiter schuldig. Auch die hineinrotierten Ryan Gravenberch und Serge Gnabry blieben hinter den Erwartungen zurück.
Nagelsmann droht nach Neuer den zweiten Führungsspieler zu verlieren
Das Verhältnis von Julian Nagelsmann zu Kapitän Manuel Neuer ist nach der Entlassung von Toni Tapalovic massiv belastet – in absehbarer Zeit könnte es auch zu Spannungen mit seinem Stellvertreter Thomas Müller kommen. Der Angreifer saß in den ersten Partien des Jahres nur auf der Bank, nahm seine Jokerrolle aber (noch) an. Am Samstag durfte Müller erneut von Beginn an ran, sein Arbeitstag war nach der Roten Karte gegen Dayot Upamecano aber bereits nach einer guten Viertelstunde wieder beendet.
Statt etwa Eric Maxim Choupo-Moting oder Youngster Ryan Gravenberch vom Platz zu nehmen, entschied sich Nagelsmann für eine Auswechslung von Müller. Eine brisante Entscheidung, die dem Bayern-Coach früher oder später auf die Füße fallen könnte. Verliert er nach Neuer noch einen zweiten essenziellen Führungsspieler, könnte – wie einst bei Nico Kovac oder Carlo Ancelotti – auch die Stimmung in der Kabine gegen ihn kippen. Als Bayern-Coach wäre er dann kaum noch tragbar.
Kurios: Nagelsmann bittet Journalisten nach Verbal-Entgleisung um Nachsicht
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in Gladbach wählte Nagelsmann Worte, die man so von einem Bayern-Trainer wohl noch nie gehört hat. "Natürlich habe ich mich in der Mixed Zone aufgeregt. Aber bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen", bat der 35-Jährige die anwesenden Journalisten: "Es ist nicht alles richtig, was ich sage oder von mir gebe. Deshalb nicht 18 Nachfragen und nicht auf jedes Titelblatt bitte."
Ein äußerst frommer Wunsch, der die Beobachter mit Stirnrunzeln zurückließ – und dem freilich auch nicht Folge geleistet wurde. Als Bayern-Trainer muss er sich schlicht bewusst sein, dass sämtliche Mikrofone auf ihn gerichtet sind und der Blätterwald derlei Entgleisungen nur allzu gerne aufgreift.
Es war auch nicht das erste Mal, dass der 35-Jährige sich verbal vergaloppiert und er sich danach dafür entschuldigen muss. Das schadet auf Dauer nicht nur seinem Image nach außen, sondern auch seinem Standing innerhalb der Mannschaft. Auch bei den Bossen dürfte die Außendarstellung des Cheftrainers kritisch betrachtet werden.
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