Der riesige Unterschied: Was Hansi Flick inzwischen viel besser macht als Joachim Löw

Während Hansi Flick zum erfolgreichsten Trainer der Welt aufgestiegen ist, geht es für dessen Chef von einst, Joachim Löw, immer weiter bergab. Die AZ analysiert, woran das liegen könnte.
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Hansi Flick ist derzeit der erfolgreichste Trainer der Welt.
Hansi Flick ist derzeit der erfolgreichste Trainer der Welt. © Matthias Balk/dpa

München - Im Dezember werden Robert Lewandowski und Hansi Flick wohl auch noch den jeweils siebten Titel in diesem unglaublich erfolgreichen Jahr 2020 erhalten. Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, sozusagen.

Nach den Triumphen in der Meisterschaft, im DFB-Pokal, der Champions League, im europäischen und deutschen Supercup sowie den persönlichen Ehrungen bei der Wahl zu Europas Spieler und Trainer des Jahres kommt noch die Fifa-Auszeichnung "The Best" hinzu. Der Trainer und der Topstürmer des FC Bayern als Beste der Welt, ganz offiziell. Wenn im Februar auch noch der Erfolg bei der Klub-WM gelingen sollte, ist das Limit erreicht. Rien ne va plus - oder: Mehr geht dann wirklich nicht mehr!

Flick ist auf dem Thron - Löw schon lange nicht mehr

Joachim Löw, Deutschlands kriselnder Bundestrainer, hatte es vor sechs Jahren auch schon mal auf den Gipfel geschafft, auf dem sein einstiger Co-Trainer Flick nun thront. Nach dem WM-Triumph 2014 war Löw verdientermaßen als Welttrainer ausgezeichnet worden. Doch statt im Moment des größtmöglichen Erfolgs abzudanken, wollte Löw mit dem EM-Titel zwei Jahre später noch einen draufsetzen. Das misslang - wie so vieles seitdem.

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Das spielerische Niveau der deutschen Mannschaft ist immer weiter zurückgegangen, ebenso die Beliebtheitswerte des Bundestrainers. In verschiedenen Umfragen erreichte Löw nach dem 0:6-Debakel gegen Spanien nur noch rund zehn Prozent Unterstützung, bis zur EM 2021 weiterarbeiten zu dürfen. Nach dem Turnier wird dann ziemlich sicher Schluss sein - egal, wie es ausgeht. Und als einer der Nachfolgekandidaten wird bereits Flick gehandelt. Die AZ erklärt den riesigen Unterschied zwischen dem Bayern-Trainer und Löw:

Öffentliches Auftreten: Flick ist Löws Gegenentwurf

Löws Image bekam Kratzer, als er sich während der Waterloo-WM 2018 zu sehr selbst in den Mittelpunkt stellte, für Fotografen an Laternen lehnte, überheblich wirkte. Das Vorrunden-Aus war die Quittung, sein Team spielte so nämlich auch Fußball. Trotz des folgenden Kader-Umbruchs und Ankündigungen zu mehr Demut schaffte es der Bundestrainer nie, die Stimmung noch einmal ins Positive zu drehen. Skandale im DFB machten es ihm zusätzlich schwer, ebenso abgehobene Marketingstrategien, für die Oliver Bierhoff verantwortlich ist.

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Flick ist der Gegenentwurf zu Löw. Seit seiner Amtsübernahme im November 2019 überzeugt er mit seinem Team nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. "Man darf sich nicht so wichtig nehmen", sagt er und lebt dieses Motto mit Bodenständigkeit, Empathie und Ehrlichkeit vor. Das kommt an - bei seinen Spielern und der Öffentlichkeit.

Hierarchie: Flick vertraut einer funktionierenden Achse

Gegen Spanien fehlten neben Kapitän Manuel Neuer weitere Anführer auf dem Platz. Es sei klar zu erkennen gewesen, "dass Joshua Kimmich der wahre und richtige Leader dieser Mannschaft ist", sagte Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg bei Sport1.

Bei Bayern vertraut Flick auf eine funktionierende Achse aus Neuer, David Alaba, Kimmich, Leon Goretzka, Thomas Müller und Robert Lewandowski. Ein solches Gerüst, auch hierarchisch, hat Löw nicht. Selbstverschuldet - muss man sagen. Denn mit Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng könnte er ja erfahrene Weltmeister in Bestform zurückholen, die zudem Lautsprecher sind und Verantwortung übernehmen.

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Bilanz: Flick vertraut seiner Taktik - und hat damit Erfolg

49 Spiele, 45 Siege, nur drei Niederlagen - Flick weist die beste Bilanz vor, die ein Trainer auf europäischem Top-Niveau je hatte. Er lässt mit einer risikoreichen Taktik spielen, mit hohem Pressing. Doch das funktioniert, weil die offensive Bayern-Mannschaft an Flicks Idee glaubt und sie mit Leidenschaft umsetzt. Löw, 120 Siege in 188 Länderspielen, stellt seine Mannschaft gegen Top-Gegner wie Spanien immer öfter sehr defensiv auf. Man könnte dazu auch sagen: Angsthasenfußball. Ihm ist die Überzeugung an die eigene Stärke verlorengegangen.

Vielleicht ist das der größte Unterschied zu Flick. Der Bayern-Coach hat Löw überflügelt. Er ist jetzt der Riesentrainer, der Löw einmal war.

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6 Kommentare
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  • Meister19 am 20.11.2020 12:37 Uhr / Bewertung:

    Man muss erkennen, dass Löw in der jetzigen Phase nicht mehr die richtigen Spieler hat. Der DFB Nachwuchs ist aktuell zu schwach, um höhere Ziele anzustreben. Man kann den Vereinsfussball nicht mit der Nationalmannschaft vergleichen, das ist grundlegend falsch. Ein Verein kann auf weltweite Spieler zurückgreifen, dass kann die Nati nicht.

  • amateur am 20.11.2020 17:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Meister19

    Dem ist nichts hinzuzufügen! Vereinstrainer mit Nationalmannschaftstrainer zu vergleichen ist genau so daneben, wie der bekannte Apfel-Birnen-Vergleich.

  • Sachsenlöwe am 20.11.2020 12:21 Uhr / Bewertung:

    Ceterum censeo, Löwhoffem esse demittendam!

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