Der FC-Bayern-Abschied von Robert Lewandowski naht
München - Sie hatten erneut ihren einzigen Verfolger hierzulande in die Schranken gewiesen, mit dem 3:1 die Dortmunder inklusive des Supercup-Erfolges im August nun zum dritten Mal in dieser Saison besiegt. Der zehnte Titel in Serie ist die Zementierung des Liga-internen Klassenunterschieds.
Was machen die Bayern ohne ihren Toptorjäger?
Hier der Meister FC Bayern, unablässig Rekorde und Meilensteine sammelnd, dort der Rest, dem nur Staunen und Gratulieren bleiben. Doch es gibt eine Hoffnung in den Gefilden von Dortmund und Leipzig: Was machen die Bayern eines Tages ohne ihren Toptorjäger Robert Lewandowski, der am Samstag mit seinem Treffer zum 2:0 bereits das 33. Mal in dieser Spielzeit erfolgreich war und seine siebte Torjägerkanone (die fünfte hintereinander) einsacken wird?
Ungeklärte Vertragsfragen
Was die bayerischen Meister-Feierlichkeiten trübte: Neben den ungeklärten Vertragsfragen um die Zukunft von Serge Gnabry, Ur-Bayer Thomas Müller und Torhüter Manuel Neuer drückt vor allem der Fall Lewandowski die Stimmung an der Säbener Straße. Sportvorstand Hasan Salihamidzic sprach am Sonntag bei "Sky90" ein Machtwort, wenn man das so bezeichnen kann, da ja heutzutage die Spieler eher am längeren Hebel sitzen.
Salihamidzic: "Wir haben alle Zeit der Welt, zu reden"
Unabhängig vom Ablöseangebot, zu erwarten in Höhe von mindestens 40 Millionen vom FC Barcelona, will man den Polen diesen Sommer nicht gehen lassen. "Er hat einen Vertrag bis 2023. Wir haben alle Zeit der Welt, zu reden", sagte Salihamidzic und erklärte: "Wir haben noch nicht verhandelt."
Jetzt wird verhandelt
Es gäbe jedoch zeitnah einen bereits vereinbarten Termin mit Lewandowskis Beratern. Den zweiten bereits. Beim ersten Zusammentreffen mit Salihamidzic und Vorstandsboss Oliver Kahn sei über die Zukunft und Vertragssituation von Lewandowski nicht gesprochen worden.
Allgemeines Stochern im Nebel
Reiner Kaffeeklatsch? Dass in Bälde konkreter verhandelt werde, bestätigte Lewandowski direkt nach dem Dortmund-Spiel am Sky-Mikrofon: "Bald passiert etwas." Denn bisher sei "nichts Besonderes" passiert. Heißt übersetzt: Kein Angebot seitens der Bayern. Allgemeines Stochern im Nebel, mit derart rätselhaften Aussagen wird in der Branche meist ein Abschied eingeläutet.
Will Lewandowski überhaupt bleiben?
Der 33-Jährige weiter: "Ich merke auch, was alles läuft. Die Situation ist nicht so einfach für mich." Die Frage, ob er selbst denn bleiben will, umschifft er. Klingt tendenziell nach Abschied. Nur wann? 2023 ablösefrei? Dann hätten die Bayern-Bosse ein Jahr mehr Zeit, einen Nachfolger zu verpflichten.
Könnte Haaland Erbfolger werden?
Sich vorab bereits um einen potenziellen Erbfolger eines 33-Jährigen zu kümmern, ist üblich und würde - falls nicht - den Bossen als grobes Versäumnis ausgelegt werden. Dass die Bayern-Bosse selbst die Konditionen eines Transfers von Dortmunds Erling Haaland (21) ausloten, allerdings für finanziell nicht stemmbar eingestuft haben, gehört in die Kategorie: professionell. Lewandowski gefällt dies jedoch nicht.
Branchenüblicher Affront
Als Affront sollte er dies jedoch nicht werten, sondern als branchenüblich. Er selbst ersetzte 2014 Mittelstürmer Mario Mandzukic, der im Jahr zuvor Champions-League-Sieger geworden war. Als Giovane Elber, Champions-League-Sieger von 2001, ausgedient hatte, hieß Roy Makaay 2003 der Nachfolger.
Der wiederum wurde 2007 abgelöst, als die Bayern Miroslav Klose und Luca Toni verpflichteten. 2009 folgte der Transfer von Mario Gomez, danach kamen Mandzukic - und eben Lewandowski. Ein Kreislauf.
Eine Sache des Geldes
Salihamidzic nannte Lewandowski den "besten Stürmer der Welt. Die Fans lieben ihn, wir im Verein lieben ihn." Doch beim "Top-Verdiener im Klub" gehe es eben auch ums liebe Geld. Salihamidzic: "Vor der Pandemie hatten wir steigende Einnahmen, jetzt haben wir sinkende Einnahmen und steigende Gehälter." Klingt ebenfalls nach: Der Abschied naht.