Die Derby-Pleitiers: EHC verliert gegen Augsburg

München - Pierre Pagé, der sonst so wortgewaltige Trainer des EHC Red Bull München, griff sich bereits seine Jacke bevor die Pressekonferenz nach dem Spiel seiner Truppe gegen den Erzrivalen Augsburger Panther beendet war. Während er noch ein paar letzte Worte murmelte, streifte er den Anorak über, warf einen Blick in die Runde und ging. Schnell. Fast fluchtartig.
Er hatte genug gesehen und gehört. So, wie zuvor auf dem Eis, als seine Millionen-Truppe sich im bayerischen Derby blamiert hatte. 5:2 (Tore München: Grant Lewis, Danny Bois) hieß es am Ende für die Augsburger, die ohne sieben Stammspieler angereist waren, dafür aber mit drei Punkten auf die Heimreise gingen. Es war ein Tag, an dem der EHC, der zuvor sieben der letzten acht Spiele gewonnen hatte, in alte Muster verfallen war.
Haarsträubende Fehler von Ryan Duncan und Danny Richmond waren allein für zwei Gegentreffer gut, und selbst Keeper Jochen Reimer, bisher der einzige stetige Erfolgsgarant, hatte einen rabenschwarzen Tag. In Pagé brodelte es, doch verbal hielt er sich dieses Mal zurück. „Waren wir schlecht? Nein. Waren wir schlechter? Nein. Aber wir haben vergessen, dass ein großer Fehler immer ein großer Fehler bleibt. So ist das Spiel, so ist der Sport, so ist die Realität. Immer verstehe ich dieses Spiel auch nicht“, versuchte sich Pagé in einer Spielanalyse, „wir wussten, dass der Bär hungrig sein würde. Wir standen zuletzt vielen hungrigen Bären gegenüber, aber dieses Mal wussten wir damit nicht gut umzugehen.“
Im Pagés Bildersprache werden Augsburger Panther mal schnell zu hungrigen Bären. Und so konnte das tierische Panther/Bären-Hybrid den Sieg lauthals feiern. Dort, wo am 22. Dezember die EHCler ihren Fans noch mit einem Riesen-Plakat für die großartige Unterstützung gedankt und ein frohe Weihnachten gewünscht hatten, sorgten sie nun für den nachweihnachtlichen Eishockey-Blues bei den Münchner Fans unter den 4770 Zuschauern. Die zweite bittere Blamage gegen die Panther, nachdem man im November trotz einer 2:1-Führung im Schlussdrittel noch 3:5 unter die Kufen gekommen war. Der EHC als Derby-Pleitier.
„Mir tut das brutal weh, wenn ich sehen muss, wie die Augsburger in unserer Halle feiern“, sagte EHC-Urgestein Uli Maurer, der von 2008 bis 2010 für Augsburg gespielt hat. „Ich weiß, was den Fans so ein Derby bedeutet. Mir geht’s nicht anders. Ich hoffe, sie kommen trotzdem wieder, es wird zum Glück wieder andere Auftritte von uns geben.“
Von den Tugenden der letzten Wochen war beim EHC, der am Samstag (16.30 Uhr) in Ingolstadt antreten muss, gegen Augsburg wahrlich nicht viel zu sehen. „Ich glaube nicht, dass wir überheblich waren“, sagte Maurer, „denn wir haben wirklich keinen Grund, überheblich zu sein. Wir haben doch gegen jeden Gegner schon verloren. Ich weiß nicht genau, was los war, denn zuletzt sah dass, was wir auf dem Eis abgeliefert haben, auch endlich richtig nach Eishockey aus.“ Beim Derby fiel man aber beim EHC wieder in Vor-Eishockeyzeiten zurück.