Danny Bois: Allein gegen zehn Grizzlies
EHC-Raufbold Danny Bois legt sich beim Spiel gegen Wolfsburg mit der Bank des Gegners an. „Ein Typ, den man definitiv lieber in seinen Reihen hat“, sagt Trainer Pierre Pagé.
München - „Der Starke ist am mächtigsten allein.“ Dieses Zitat aus Friedrich von Schillers Werk „Wilhelm Tell“ scheint Danny Bois vom EHC Red Bull München zum beruflichen Motto erhoben zu haben. Beim Spiel des EHC in Wolfsburg (3:2) gerierte sich der Kanadier als einsamer Rächer. Nachdem ihn Aleksander Polaczek mit einem bösartigen Stockschlag ins Gesicht getroffen hatte, verfolgte er den Übeltäter bis auf die gegnerische Bank, dort knüppelte Bois – ganz allein – auf Polaczek ein, der bekam sofort Unterstützung von den zehn versammelten Wolfsburger Grizzlies.
Doch die Übermacht störte Bois nicht, er schlug auf jeden Wolfsburger ein, der sich in seine Nähe wagte. Bois – allein gegen zehn Grizzlies! Nachdem ihm seine Teamkollegen zur Hilfe geeilt waren, entbrannte eine zünftige Massenkeilerei. Bois bekam eine Spieldauerdisziplinarstrafe, musste das Eis verlassen. Die vierte Spieldauer für Bois in dieser Saison. Das DEL-Ermittlungsverfahren wurde vor dem Spiel gegen Düsseldorf am Sonntag eingestellt. Die fiese Attacke von Polaczek wurde mit einer Sechs-Spiele-Sperre belegt.
„Danny ist ein harter Hund, der sich bedingungslos vor die Mannschaft stellt“, sagte Keeper Jochem Reimer kürzlich über Raubein Bois, der in der Böse-Buben-Statistik der DEL mit 89 Strafminuten auf Platz zwei hinter Iserlohns Colton Teubert (92 Minuten) liegt. Bois (1,83 Meter, 95 Kilo) hat sich einen Ruf als Kampfmaschine erschlägert. Seit der Saison 1999/2000 hat er mindestens 115 Penalty-Minuten in einer Spielzeit kassiert, sein Rekord liegt bei 287 Minuten in der Saison 2004/05 für die Birmingham Senators.
„Wer sich mit Danny anlegt, macht einen großen Fehler“, sagte EHC-Kapitän Felix Petermann. Bois, der nie Kampfsportunterricht hatte, stammt aus Thunder Bay in Kanada. Dort ist er mit EHC-Topscorer Mike Kompon aufgewachsen, der mittlerweile in Japan sein Können zeigt. „Danny ist außerhalb des Eises einer der nettesten Kerle, die man sich vorstellen kann. Auf dem Eis sollte man aber einen Bogen um ihn machen. Er kann gnadenlos sein“, sagte Kompon der AZ.
Bois gilt als Lieblingsspieler von EHC-Trainer Pierre Pagé. Von 2010 bis 2012 hatte er unter Pagé in Salzburg gespielt, war dort zwei Mal Meister geworden. „Danny ist ein Spieler, der den Unterschied macht. Ich weiß nicht, ob wir ohne ihn beide Titel geholt hätten“, sagte Pagé, „er ist ein Typ, den man defintiv lieber in seinen Reihen hat als in den gegnerischen. Er opfert sich für das Team auf.“ Notfalls ganz allein. Denn so ist der Starke schließlich am mächtigsten.
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