Nach Diskussion um Rundfunkbeitrag – Millionenschweres ZDF-Honorar von Markus Lanz erhöht
Markus Lanz ist eines von Deutschlands bekanntesten TV-Gesichtern. Der Moderator lockt mit seiner Talkshow regelmäßig die ZDF-Zuschauer vor den Bildschirm. Wie viel der 54-Jährige damit verdient, ist allerdings seit Jahren ein wohlbehütetes Geheimnis – bis jetzt.
Normalerweise spricht Markus Lanz nicht offen über Geld, vergangenes Jahr hat er in seinem Podcast "LANZ & PRECHT" allerdings eine Ausnahme gemacht. "Habe das immer als wahnsinnig demütigend gefunden, kein Geld zu haben", erklärte er offen und ehrlich. Der TV-Moderator habe in der Vergangenheit selbst unter Geldproblemen gelitten und sogar Taktiken entwickelt, um die miserable finanzielle Situation zu vertuschen. Das hat er jetzt nicht mehr nötig, wie einer Liste zu entnehmen ist, die sein ZDF-Gehalt offengelegt hat.
ZDF verkündet Sparmaßnahmen: An den Gehältern wird nicht geknausert
Das ZDF muss sparen. Das verkündete Intendant Norbert Himmler Ende vergangenen Jahres gegenüber der "dpa". Betroffen sei von den Maßnahmen vor allem das Programm, "weil das der größte Finanzposten bei uns ist“, so der 53-Jährige. Man könne zum Beispiel mehr Wiederholungen abspielen, um das Programm zu füllen, schlug der Intendant vor. Dabei hat der Sender 2022 den größten Einzelbeitrag der Rundfunkgebühren erhalten. 2,2 Milliarden der insgesamt 8,57 Milliarden gingen an das ZDF.
Während die Öffentlich-Rechtlichen über eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags diskutieren, schauen andere auf die Ausgaben der Sender. Auch dort könnte man sparen. Himmler bekommt etwa 372.000 Euro pro Jahr, wie "Welt am Sonntag" berichtete. Hinzu kämen Sachbezüge, Aufwandsentschädigung, Altersvorsorge und Dienstwagen.
Der ZDF-Intendant gehört mit seinem überdurchschnittlichen Gehalt allerdings nicht zu den Spitzenverdienern des Senders.
Markus Lanz: So viel verdient der ZDF-Moderator
Was ZDF-Größen wie Markus Lanz und Horst Lichter für ihren Einsatz vor der Kamera verdienen, ist eigentlich streng geheim. Der Sender weigert sich seit Jahren, die Gehälter seiner Stars öffentlich zu machen. Nun wurde der "Welt am Sonntag" allerdings eine Liste aus der Sender-Zentrale in Mainz zugespielt, die Licht ins Dunkel bringen soll. Die Zahlen stammen von März vergangenen Jahres.
Laut der Liste führt Markus Lanz die Honorarliste an. Der Talkmaster soll in diesem Jahr knapp 1,9 Millionen Euro verdienen. Im kommenden Jahr sollen es sogar rund zwei Millionen Euro sein, wie "Welt am Sonntag" schreibt. Nach Sparmaßnahmen sieht das nicht aus.
Auch TV-Koch Horst Lichter nagt nicht am Hungertuch. Der "Bares für Rares"-Moderator soll bis 2025 rund 1,7 Millionen Euro pro Jahr vom ZDF bekommen. Bei "Heute Show"-Moderator Oliver Welke sind es immerhin rund 1,18 Millionen Euro jährlich.
Im Vergleich zu Markus Lanz Honorar sehen die Zahlungen an Johannes Kerner in Höhe von 630.000 Euro und die 400.000 Euro pro Jahr für "Fernsehgarten"-Moderatorin Andrea Kiewel fast human aus.
Millionen für Markus Lanz: Das ZDF schweigt, die Politik will Transparenz
Das ZDF wollte die Verträge gegenüber "Welt am Sonntag" nicht kommentieren. Der Sender teilte nur mit, dass man zu den Konditionen mit "freien Mitarbeitenden" unter anderem "aus datenschutzrechtlichen Gründen" keine Informationen preisgeben könne. Die Zeitung wollte auch wissen, warum die Verträge nicht transparent gemacht werden, was mit den Honoraren alles abgegolten ist und wer mehr als 350.000 Euro pro Jahr erhält. Das ZDF schwieg zu den Anfragen.
Anders sah das bei Rainer Robra aus. Der Staatsminister und Chef der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt ist Mitglied des ZDF-Fernsehrats und äußerte nun öffentlich Kritik zum Vorgehen des Senders. "Die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler haben wie bei anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten in Europa Anspruch auf volle Transparenz über die Verwendung der Beitragsmittel", bekräftigte Robra im Gespräch mit "Welt am Sonntag". Und auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Christiane Schenderlein wünscht sich mehr Transparenz. Die Details von Verträgen "ab einem Volumen von 250.000 Euro" sollten öffentlich gemacht werden, findet die Sprecherin der Unionsfraktion für Kultur und Medien. "Der Beitragszahler muss wissen dürfen, was mit seinen Gebühren bezahlt wird", betonte auch Schenderlein.
"Genauso wie eine Bagatellgrenze sinnvoll erscheint, so ist sicherlich auch eine Höchstgrenze angezeigt", erklärte Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke), Leiter der Staatskanzlei in Thüringen, der "Welt am Sonntag". Um konkrete Zahlen für eine solche Höchstgrenze diskutieren zu können, müssten allerdings erst einmal die aktuellen Verträge transparent gemacht werden.
Markus Lanz und seine TV-Kollegen müssten dann im schlimmsten Fall mit geringeren Honoraren auskommen. Die Veröffentlichung der Spitzengehälter könnte aber auch mehr Akzeptanz bei den Beitragszahlern bewirken. Leonard Novy, Direktor des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik, zog hierfür Großbritannien als Beispiel heran. Bei der BBC könne man etwa nachlesen, dass der ehemalige Fußballspieler Gary Lineker eineinhalb Millionen Euro für seine Fußballkommentierung erhalte.
Österreich wird ab 2024 nachziehen. So wird etwa der ORF eine Liste mit den Gagen und Nebeneinkünften seiner Spitzenverdiener veröffentlichen. Mit der Gefahr, dass Moderatoren abwandern, müsse man leben, erklärte Novy der "Welt am Sonntag". "Schon im eigenen Interesse sollten die Öffentlich-Rechtlichen Exzesse vermeiden."
Auch Heiko Hilker, Rundfunkrat- und Medienexperte aus Dresden, ist für mehr Transparenz in den Öffentlich-Rechtlichen. "Da die Sender von der Gesellschaft finanziert werden, müssen sie auch offenlegen, wofür sie die Gelder einsetzen", erklärte er im Gespräch mit "Welt am Sonntag".
Mit den nun veröffentlichten Honoraren dürfte sich der Druck auf die Öffentlich-Rechtlichen erneut verstärken und auch Sender-Gesichter wie Markus Lanz müssen sich wohl über kurz oder lang auf unangenehme Diskussionen einstellen.