Wegen Stammstrecken-Chaos: Der U9-Bau droht zu platzen!
München - Es ist ein durchaus ambitioniertes Vorhaben, das die Stadt hat: Eine neue U-Bahnlinie, die Sendling und Schwabing miteinander verbindet und dabei auf einer Strecke von zehneinhalb Kilometern mitten durch die Stadt führt. Die Münchner Verkehrsgesellschaft bezeichnet die geplante U9 als "Herzstück" für die Verkehrswende in der Stadt – doch jetzt droht Münchens neuer U-Bahnlinie das Aus!

Grund dafür: Die neuesten Entwicklungen bei der Zweiten Stammstrecke. Das Mega-Projekt wird deutlich teurer und auch erst später fertig als zunächst angedacht. Münchens OB Dieter Reiter (SPD) forderte die Deutsche Bahn (DB) daraufhin um Aufklärung, eine Einladung zur Debatte wurde einige Tage später abgesagt. Wegen der unklaren Finanzierungslage sind die Fronten zwischen den Beteiligten aktuell verhärtet.
Die U9 in München
- Streckenlänge: Zehneinhalb Kilometer
- Stationen: Sechs Haltestellen, davon fünf neu
- Strecke von Nord nach Süd: Münchner Freiheit - Elisabethplatz - Pinakotheken - Hauptbahnhof - Zweiter Wiesn-Bahnhof am Esperantoplatz - Impler-/Poccistraße
- Geplanter Baubeginn: Anfang der 2030er Jahre
- Geplanter Betriebsbeginn: Anfang der 2040er Jahre
- Geschätzte Planungskosten: circa drei Milliarden Euro
U9-Station: Vorhaltebauwerk am Hauptbahnhof geplant
Doch wie hängt die U-Bahnlinie U9 mit der zweiten S-Bahn-Stammstrecke zusammen? Dafür muss man sich die Streckenführung der neuen Linie ansehen: Über den neu geschaffenen Bahnhof Impler-/Poccistraße soll es über einen zweiten Wiesn-Bahnhof über den Hauptbahnhof gehen. Und genau das ist aktuell der Knackpunkt.
Geplant ist nämlich, dass am Hauptbahnhof im Rahmen der Bauarbeiten für die Zweite Stammstrecke bereits jetzt der Rohbau einer Station, ein Vorhaltebauwerk, in 60 Metern Tiefe entstehen. Doch solange sich die Fertigstellung der Zweiten Stammstrecke verzögert, verzögert sich nach Reiters Einschätzung auch der Bau des U9-Bahnhofs.
Stadtrat will im Herbst über Hauptbahnhof-Station entscheiden
Diesen November soll der Stadtrat laut Reiter darüber entscheiden, ob er eine halbe Milliarde Euro für den Halt ausgeben will. Die Abstimmung kann nicht aufgeschoben werden, weil der U-Bahnhof gemeinsam mit der Zweiten Stammstrecke geplant werden muss, schildert Reiter.
Das Problem: Der OB will seinem Stadtrat nicht raten, die Gelder zu bewilligen, wenn bis dahin nicht klar ist, wie viel Geld der Bund in das Projekt steckt. Ansonsten drohe, dass dort im Untergrund die teuerste Disco oder der teuerste Bunker der Stadt entstehe. Das wiederum würde dann auch für die Stammstrecken-Pläne zum Problem werden, denn das Vorhaltebauwerk am Hauptbahnhof ist bereits Teil der genehmigten Planungen der Plan.